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Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron

Wenn der Blitz zweimal an derselben Stelle einschlägt...

Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron (2015)

Buch und Regie: Joss Whedon
Darsteller: Robert Downey Jr., Chris Evans, Chris Hemsworth, Scarlett Johansson, Mark Ruffalo

Viel Pflicht, wenig Kür.

Was für eine Steigerung diese Filme hingelegt haben! Es ging im Grunde ganz bescheiden los, als wir 2008 mit Iron-Man merkten, "hey, da geht was!" Nicht jeder der Einzelfilme war so richtig gut, der erste Captain America stach mit seinem beherzten Abenteuersinn noch am meisten hervor. Sehenswert waren sie aber alle, bevor dann The Avengers 2012 alle diese Solisten zu einem Ensemble machte, das sich nicht wegen, sondern trotz ihrer gewaltigen Begabungen hervorragend ergänzte. Diese Zusammenfindung war meisterhaft und obwohl die Vorläuferfilme nicht perfekt waren, so profitierte The Avengers doch von jedem einzelnen Film, der vor ihm kam - ok, den passablen, aber aus offensichtlichen Gründen seltsam separat dastehenden Incredible Hulk lassen wir vielleicht außen vor.

Captain America 2: The Winter Soldier setzte noch einen drauf, indem er sich vom üblichen Retterkomplex verabschiedete und trotzdem den Einsatz erhöhte, weil er an den Grundfesten der Reihe rüttelte. Age of Ultron kann diesen Trend leider nicht fortsetzen. Stattdessen bekommt man das Gefühl, Whedon wollte den ersten Avengers-Film noch einmal drehen. So absolut und in sich geschlossen wirkt Teil zwei. Sollte das das Ziel gewesen sein, muss man sagen: Mission erfolgreich! Es ist immer wieder eine Freude, diese Helden zusammen in Aktion zu sehen. Die Action ist abwechslungsreich, das Wechselspiel der Kräfte gut gefilmt und inszenatorische Höhepunkte gibt es nicht zu knapp. Die Effekte sind brillant und hier und da kommen sowohl Humor als auch Gefühle keinesfalls zu kurz.

Aber es ist mittlerweile auch ein bisschen formelhaft, wie Familie Marvel hier ihr Ding macht, dann durch Höhen und Tiefen geht, um am Ende schließlich zu obsiegen. Dabei legt sich vor allem James Spader als allgegenwärtige KI Ultron doch sehr ins Zeug. Überraschend menschelnd, nur eben ohne Mitgefühl und ergo mit einem sinistren Plan für einen Erden-Reboot ausgestattet. Er macht seine Sache ausgezeichnet und wirkt genau so lange bedrohlich, bis Whedon es sich nicht nehmen lässt, ihn Ende des zweiten Akts in einen Faustkampf mit Captain America zu schicken, in dem der Supermensch aus Brooklyn sich ein bisschen zu gut schlägt.

Strukturell merkt man dem Film ebenfalls an, dass der Rohschnitt deutlich länger war und Whedon mit sich rang, all das Material in einem schlüssigen Film unterzubringen. Ich würde nicht so weit gehen, die Handlung als Kuddelmuddel zu bezeichnen, aber sowohl die Machtergreifung Ultrons als auch ein spezieller Nebenstrang in Bezug auf Thor kommen etwas zu kurz, während Hawkeyes (Jeremy Renner) ebenso überraschende wie ausgedehnte Introspektive fast ein bisschen deplatziert wirkt. Auch die neuen Helden Quicksilver - die eine Sache, die Fox deutlich besser gelungen ist - und Scarlet Witch - eine tolle Elizabeth Olsen, die im Tauziehen um Bildschirmzeit ruhig besser hätte abschneiden dürfen - fügen sich leider nicht ganz nahtlos in das Geschehen ein. Unterm Strich sind das kleinere Balance-Probleme in einem temporeichen und ansonsten nicht allzu aufgeblähten Film.

Diese Momente funktionieren nach wie vor und werden auch so schnell nicht alt.

Was also nimmt man aus dem Kino mit? Erinnerungen an immer noch bestes Popcorn-Spektakel, das im Kontext seines Universums jedoch deutlich vielversprechendere Anlagen hatte. Avengers 2 hätte für diese Reihe das sein können, was The Empire Strikes Back für Star Wars war. Stattdessen ist es "nur" ein zweites A New Hope. Das ist an und für sich nicht schlecht, die Zeit im Kino habe ich sehr genossen. Aber nach dem zweiten Captain America und im Anlauf auf Captain America: Civil War, wenn sich Cap und Iron Man an die Gurgel gehen, hatte ich von Whedon mehr Mut erwartet. Mut, den Bruch zwischen bestimmten Figuren zu wagen, den Status Quo für das, was nach Avengers 2 kommt, ein wenig aufzuschütteln. Das ist nicht passiert, stattdessen blicken wir ein bisschen tiefer in das Gefühlsleben von ein paar Figuren hinein und vermerken anschließend den von James Spader toll vertonten Ultron als unappetitliche Fußnote im Marvel-Monomythos.

Als verlängerte Teambuilding-Maßnahme funktioniert Age of Ultron ausgezeichnet. Für sich genommen steht er dem ersten Teil kaum nach. Aber er schließt auch etwas zu einfach und sauber ab, sobald Paul Bettanys Vision als buchstäblicher Deus Ex Machina aus seinem 3D-Drucker steigt. Das ist immer noch unerhört unterhaltsam und fast schon erschreckend fehlerfrei gemacht. Für das Große Ganze - und für die meisten der Figuren im Kleinen - ist diese spezielle Weltenrettung aber nicht wirklich von Bedeutung.

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Marvel's The Avengers 2: Age of Ultron läuft seit gestern im Kino. Geht ruhig mal wieder hin.

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