Scream - Staffel 1
Besser als erwartet.
Creator: Jill Blotevogel, Dan Dworkin, Jay Beattie
Darsteller: Willa Fitzgerald, Bex Taylor-Klaus, John Karna, Amadeus Serafini, Connor Weil, Carlson Young, Jason Wiles, Tracy Middendorf
Wes Cravens Scream ist mittlerweile schon wieder fast 20 Jahre alt. Wie alt war ich, als ich ihn gesehen habe? Ich glaube 13 oder 14. Ganz nett und sicher kein filmisches Meisterwerk, aber wenigstens durchgehend unterhaltsam. Manchmal muss es nicht mehr als das sein. Drei Fortsetzungen zog der Film nach sich und jetzt gibt es auch noch eine Fernsehserie dazu. Von der hatte ich zwar irgendwann mal was gehört (denke ich), aber trotzdem lief sie dann im Sommer von mir relativ unbemerkt in den USA auf MTV, um dann ganz plötzlich in der vergangenen Woche im deutschen Netflix aufzuschlagen.
Schau doch mal rein, dachte ich mir. Und nach zwei Folgen am Donnerstag, fünf Folgen am Samstag und drei Folgen am Sonntag war ich dann schon wieder durch. Im Grunde orientiert sich die Serie an einem ähnlichen Ablauf, dem auch die Filme folgen. Soll heißen: Irgendjemand steht im Fokus der Geschichte, hier die von Willa Fitzgerald gespielte Teenagerin Emma, und jemand anderes hat es auf sie abgesehen, treibt mit ihr ein mörderisches Spiel, das über diverse Leichen in Emmas Bekanntenkreis langsam, aber sicher zu ihr führt.
Nicht fehlen dürfen da natürlich die verstörenden Anrufe des Killers, der immer einen Schritt voraus zu sein und vieles zu wissen scheint, wobei hier auch verstärkt moderne Technologien wie Smartphones und Co. zum Einsatz kommen, was den Telefon- und Social-Media-Terror etwas einfacher macht, als es damals im ersten Teil der Filmreihe überhaupt möglich war.
Zur Story möchte ich euch gar nicht mal viel verraten, außer dass sie jetzt nicht großartig von der Norm abweicht. Was der Serie gelingt, ist, den Zuschauer bis zum Ende rätseln zu lassen, wer denn nun der wahre Killer hinter der neuen Maske ist. Im Gegensatz zu den Filmen, mit denen die Serie erzählerisch nichts zu tun hat, kommt nämlich ein neues Maskendesign zum Einsatz, deren Geschichte wiederum im Zusammenhang mit der Hauptstory steht. Verdächtigen werdet ihr im Verlaufe der Staffel sicherlich viele Personen und natürlich könntet... nein, ihr werdet auch schon früh Vermutungen anstellen, aber bis zum Finale werdet ihr es nicht mit absoluter Sicherheit wissen.
Da das Ganze natürlich ein gutes Stück länger ist als ein vielleicht zweistündiger Kinofilm, wird die Handlung hier und da mit etwas Teeniedrama ausstaffiert. Aufgrund des Szenarios wirkt das nicht völlig daneben, aber ihr solltet mit so etwas wiederum kein Problem haben. Es nimmt jedoch eigentlich nie die zentrale Rolle ein, vielleicht in der Mitte der Staffel etwas mehr als zu Beginn und zum Schluss, aber alles in allem hält es sich dann doch in Grenzen - es gehört halt zum Leben der Charaktere dazu und macht die Beziehungen der Figuren untereinander im Lichte einiger Enthüllungen nur noch interessanter.
Präsentiert wird das alles zuweilen mit einem leichten Augenzwinkern, wenn etwa Slasher-Experte Noah auf andere Filme hinweist oder sich schlimme Dinge ausmalt, die passieren könnten, wenn sich beispielsweise die Gruppe aufteilt. Außerdem solltet ihr nicht unbedingt einen gänzlich realistischen Ablauf erwarten. Die Polizei ist meistens inkompetent wie eh und je und somit wenig hilfreich, weswegen die Teenager selbst Nachforschungen anstellen und sich mehr oder weniger auf die Jagd nach dem Killer machen, was nicht immer so einfach ist, wenn man nicht so recht weiß, wem man nun genau trauen kann und eigentlich keine Ahnung hat, wer hinter all dem steckt. Und dass dabei nicht immer logische oder gar clevere Entscheidungen getroffen werden, versteht sich von selbst.
Darüber kann man aber durchaus hinwegsehen, denn der Unterhaltungs- und Spannungsfaktor stimmt. Wenn ihr Zweifel daran hattet, dass sich Scream als Serie umsetzen lässt, dann schafft die erste Staffel diese Bedenken mit Bravour aus der Welt. Auch hier gilt wie bei den Filmen: Kein Meisterwerk, das ihr euch anschauen müsst, aber eine kurzweilige, spannende Serie, die ihr euch anschauen könnt. Vor allem dann, wenn euch die Filmreihe oder zumindest der erste Teil gefallen hat, macht ihr damit nichts falsch.
Übrigens: Eine zweite Staffel kommt 2016.
Was ist Freitagskino?
Jeder Mensch braucht mal Abwechslung. Wir alle mögen Kino, also schreiben wir (fast) immer freitags über Filme oder Serien. Keine Sorge, wir versuchen nicht, etablierten Filmkritikern große Konkurrenz zu machen, sondern einfach nur zu berichten, wie ein Film auf uns wirkte und ob wir dazu raten würden, ihm eine Chance zu geben. Welche Filme oder Serien das sind, hängt davon ab, was derjenige Autor in den letzten Wochen sah. Wir unterwerfen uns jedenfalls nicht vollends dem Diktat der Aktualität.
Es können aktuelle Blockbuster, ausgemachtes Genre-Kino, aber auch Arthouse-Geheimtipps sein, die noch im Filmspielhaus um die Ecke laufen. Die neueste Netflix-Serie kommt ebenso unter die subjektive Lupe wie ein alter HBO-Liebling, der sich nach Jahren unserem unter Umständen veränderten Geschmack stellen muss. Ebenso werden immer wieder nach Ewigkeiten wiederentdeckte Schätze zur Sprache kommen, überbewertete Klassiker oder unterschätzte Perlen. Wie gesagt, wir wollen euch damit nur ein wenig Diskussionsstoff über das zweitbeste Geek-Hobby liefern - und ein paar Inspirationen, was sich vielleicht lohnen könnte. Wir hoffen, euch macht die Rubrik genau so viel Spaß wie uns, auch wenn diese Sorte Unterhaltung zur Abwechslung mal nur bedingt interaktiv ist.