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The Conjuring, 21 Jump Street, Bob's Burgers

Eine dicke Enttäuschung und zwei glückliche Überraschungen.

The Conjuring

Zum Einschlafen

Vergangenes Wochende war ich nach gefühlten 300 Jahren zusammen mit Freunden mal wieder in einer Videothek. Nachdem wir uns knapp 20 Minuten jedes Cover im Laden mehrmals angesehen hatten, entschieden wir uns für The Conjuring. Bei dem Ansturm an schlechten Horrorfilmen der letzten Jahre war ich mir zwar ein wenig unsicher, doch ein schneller Blick auf imbd sorgte für eine freudige Überraschung: 7.6 Sterne. Und das für einen relativ neuen Horrorfilm. Okay, muss also was dran sein.

Keine halbe Stunde später saßen wir gemeinsam im abgedunkelten Wohnzimmer. Als noch einmal zwei Stunden darauf die Credits liefen, hatte ich nur einen Gedanken: "7.6? Ernsthaft!?!"

Ich konnte mir die ganzen positiven Bewertung nicht erklären. Es ergab in meinem Kopf keinen Sinn. Na gut, schlecht war es sicherlich nicht. Ich kann verstehen, wenn einem der Titel allein wegen der gelungenen Cinematografie gefällt. Kamera und Sounddesign sind spitze, das gebe ich zu. Aber alles andere? Langweiliger Abklatsch alter Horrorkamellen. Da braucht mir auch keiner mit dem Hommage-Argument kommen. Davon hatten wir in den letzten Jahren bereits genug. Und auch besser.

Die Handlung ist daher genauso altbacken wie bekannt. Familie kauft sich ein altes Haus auf dem Land, Haustier stirbt, paranormale Ereignisse finden nächtlich statt, etc. Schließlich kumuliert das Ganze in einem total übertriebenen Exorzismus. Natürlich darf dabei nicht die Erwähnung fehlen, dass es auf einer wahren Geschichte basiert. Wenn ich das schon lese, kriege ich jedes Mal Würgereize. Nur weil die Ereignisse auf einer paranormalen Forschung basieren, heißt es noch lange nicht, dass es kein inhaltsloser Humbug irgendwelcher Spinner ist.

Wirklich schlimm sind noch nicht einmal die Klischees, sondern die Tatsache, dass weder Spannung noch Horror aufkommen. Viele Szenen verlaufen sich absichtlich im Nichts, wodurch man irgendwann das Interesse verliert. Keine Figur ist jemals in ernsthafter Gefahr. Sogar als die Mutter in einer Szene im Keller eingesperrt wird und man die Hände eines Geistes hinter ihr sieht, stolziert sie ein paar Schnitte später normal im Haus umher. Außer psychischen Schäden keine Konsequenzen. Und das Erlebnis gehört zu den wenigen Momenten, in denen ein Charakter alleine auf sich gestellt ist. Meist ist die komplette Familie mit allen Töchtern beisammen und später treten noch ein Forscherpärchen des Paranormalen sowie zwei Helfer hinzu. Wie soll in einem vollgepackten Haus subtiler Horror entstehen, wenn ich die meiste Zeit einer großen Gruppe bei Aufbauarbeiten zusehe?

Selbst in Momenten, in denen es endlich zu Konfrontationen mit den Geistern kommt, wirkt es ungewollt komisch. Ich musste lautstark lachen, als einer der Dämonen der Mutter Blut in den Mund kotzt. Soll es auf einmal doch Drag Me to Hell und nicht mehr Der Exorzist sein? Ich wusste nie so recht, wie ich mich fühlen sollte. Gegen Ende habe ich dann nur noch gelangweilt zugesehen, wie sich das Finale zu einem drögen Abschluss hinauszog. Anscheinend bin ich hier in der Unterzahl. Vielleicht habe ich zu viele Horrorfilme gesehen. Aber The Conjuring könnte ich außer absoluten Genre-Neulingen niemandem empfehlen.

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21 Jump Street

Die totale Überraschung

Kommen wir also lieber zu einem Film, der mich absichtlich zum Lachen brachte und von dem ich im Voraus absolut nichts erwartet hatte. 21 Jump Street kam aus dem Nichts mit einer alten, fast vergessenen Lizenz und zauberte eine der besten modernen Komödien auf die Leinwand. Normalerweise kennt man es ja so von Hollywood: Irgendeine alte Serie wird ausgegraben und mit dem schwindenden Bekanntheitsgrad noch schnell eine Neuauflage produziert, bei der niemand so recht weiß, was man damit anfangen soll. Hustthelonerangerhust.

Dementsprechend skeptisch war ich vor meinem ersten Kontakt mit 21 Jump Street. Ehrlich gesagt wollte ich ihn nicht einmal sehen. Doch auf einem Langstreckenflug wird es schon einmal langweilig. Da probiert man gerne neue Sachen aus, nur um die Zeit totzuschlagen. Trotz Babygeschrei hinter mir hatte ich mich damals köstlich amüsiert. Der Griff zur günstigen Blu-Ray war daher vorprogrammiert. Auch nach dem zweiten und dritten Ansehen bin ich weiterhin total begeistert.

Es stimmt einfach alles. Sowohl Hill als auch Tatum spielen ihre Figuren perfekt und überzeugen in den vertauschten Rollen. Genau hier lag beim Erstkontakt die größte Überraschung. Der Film weiß genau, welche Erwartungen der Zuschauer hat und nutzt diese geschickt aus. Der Streber wird zum sozialen König der Schule und der Jock avanciert zum zurückgezogenen Nerd. So entsteht auch mit überzeichneten Drogentrips und Hühnerexplosionen ein starker Bezug zu den Figuren.

Dazu gesellt sich eine perfekt abgestimmte Meta-Ebene und einer der wohl besten Cameos der Filmgeschichte. Sorry, Bill. Aber selbst dein Auftritt in Zombieland muss sich diesem Geniestreich geschlagen geben. Ich weiß nicht, was ich ansonsten noch sagen soll, ohne irgendwelche Stellen zu spoilern. Falls ihr 21 Jump Street noch nicht gesehen habt, solltet ihr diesen Fehler schnellstens beseitigen. Am besten noch rechtzeitig vor dem zweiten Teil.

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Bob's Burgers

Die besten Kinder

Kinder in Filmen und Serien sind immer eine gefährliche Sache. Viel zu oft versauen sie die gesamte Erfahrung mit dämlichen Aktionen. Schockiert musste ich daher feststellen, dass Bob's Burgers gleich drei geniale Kinderrollen bietet, die alle vollkommen frisch wirken. Jeder von ihnen auf seine eigene, total bescheuerte Weise. Es fällt wirklich schwer, ihre Personas mit nur ein oder zwei Adjektiven zu beschreiben. Alleine für Tina, das älteste Kind, fällt mir keine vergleichbare Figur ein. Eine Mischung aus verstörender Sexualität, langsamer Sprachweise und Wahrnehmungsschwierigkeiten. Man muss sie einfach in Aktion erleben, um es zu verstehen.

Gleiches gilt für ihre beiden jüngeren Geschwister. Gene treibt sein verspielter Eifer und Blödsinn voran, während er anscheinend unbeabsichtigt die Geschehnisse perfekt auf den Punkt bringen kann. Dazu gesellt sich die überaus dreiste, aber auch hochintelligente Louise, die ohne moralische Leitfäden wohl leicht zu einem Superschurken mutieren könnte.

Neben diesem verrückten Trio agiert Hauptfigur Bob, der mit seiner Familie zusammen einen kleinen Burgerimbiss führt, als rationaler Mittelpunkt. Selbst seine Frau Linda lässt sich leicht durch ihre Euphorie für die verschiedensten Dinge begeistern. Bob ist durch seine zynische Art, perfekt verkörpert von H. Jon Benjamin, stets ein Gegenpol seiner Mitmenschen und gefangen im familiären sowie geschäftlichen Chaos.

Was nicht bedeutet, dass die Figuren nicht als Familie funktionieren. Im Gegenteil: Fast jede Folge wächst die Truppe innerhalb der kreativen Abenteuer näher zusammen. Obwohl man alles ein wenig übertrieben darstellt, zeichnet sich hier eine realistische Familie ab, die ständig streitet, aber dennoch zusammenhält.

Trotzdem ist der Humor stark von den Dialogen getrieben und verlässt sich niemals allein auf absurde Situationen. Liebend gerne könnte ich diesen Figuren zusehen, wie sie sich jede Folge für 20 Minuten im selben Raum unterhalten. Dabei schafft es die Sendung über den Verlauf von mittlerweile vier Staffeln stets die eigene Qualität zu steigern. Die dritte Staffel markiert dabei den Punkt, an dem alle Räder ineinander greifen und zum perfekten Uhrwerk mutieren. In jeder Folge vertiefen die Autoren ihre Figuren und zeigen neuen Seiten an ihnen. Bob's Burgers zeigt aktuell keine Ermüdungserscheinungen und gewinnt eher an Fahrt. Der perfekte Zeitpunkt also, um mit einzusteigen.

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