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The Equalizer, Unbreakable Kimmy Schmidt

Auch Denzel macht mal Fehler.

The Equalizer (2014)

Regie: Antoine Fuqua
Buch: Richard Wenk
Darsteller: Denzel Washington, Chloe Grace Moretz, Marton Csokas, Melissa Leo

Denzel Washington vs Liam Neeson - macht euch ran, Hollywood! Dann kann können wir uns Stangenware wie diese sparen!

Das dynamische Training-Day-Duo aus Antoine Fuqua und Denzel Washington formiert sich für einen harten Rachefilm neu. Wenn man bedenkt, was Fuqua eigentlich auf dem Kasten hat und dass sich Liam Neeson seine besten Tricks bei Washington abschaute, der Charakterdarsteller-Ambitionen als erster effektiv mit markiger Alter-Herren-Action verknüpfte, müsste dieser Film eigentlich Pflichtprogramm sein. Und tatsächlich geht es gut los: Ein einsamer Denzel mit grenz-zwanghaftem Kontrollverhalten und mysteriöser Vergangenheit freundet sich in einem Diner mit der Prostituierten Alina (Chloe Grace Moretz) an. Als diese von ihren Zuhältern krankenhausreif geprügelt wird, fallen dem in Würde ergrauten Baumarktmitarbeiter die Tricks aus seinem vorherigen Job wieder ein. Der Rest ist im Grunde Formsache. Fünf tote russische Mafiosi später schickt der Obermotz seinen besten Mann (Marton Csokas) nach Boston, um den Racheengel auszuschalten.

Regie und Darstellern ist zu weiten Teilen nicht einmal anzulasten, dass sich der Film so vorhersehbar und beinahe langweilig entwickelt. Die Action ist gut choreografiert, Washington legt eine Traurigkeit und dramatische Schwere in die Figur des Robert McCall, als spiele er in einem Drama, und der düstere Look erzeugt eine dichte Stimmung. Zudem gibt Fuqua Moretz und seinem Hauptdarsteller genügend Zeit, um eine einfühlsame Beziehung zwischen zwei traurigen Menschen zu etablieren. Leider machen jedwede dramatischen Ambitionen nach etwa 20 Minuten austauschbarem Gewalt-Thriller-Tagwerk platz, als das Drehbuch vergisst, worum es am Anfang eigentlich ging.

Danach wird es sehr bruchstückhaft, als McCall auf einmal beginnt, auch in Fällen vollkommen ohne Bezug zum Rest des Films in der Stadt aufzuräumen. Wiederum: Auch das ist gut und effektiv gemacht, im Kontext des Films aber wenig mehr als Füllmaterial. Csokas ehemaliger Spetznatz-Killer "Teddy" gibt auf der Jagd nach McCall den üblichen Psychopathen, wie er so oft überforderten Schauspielern entspringt, wenn es keinen Schnurrbart gibt, der sich böse zwirbeln ließe. Dass er im Verlauf des Films McCall nicht ein einziges Mal ernsthaft gefährlich wird, lässt ihn letzten Endes beinahe wie eine Witzfigur erscheinen. Auch der Showdown ist alles andere als gut gelungen, weil McCall zugunsten übermäßig brutaler Stacheldrahtfallen und Gimmick-Kills mehrfach darauf verzichtet, sich zum Beispiel die Maschinenpistole eines seiner Opfer zu "leihen", um seine Angreifer effektiver aus dem Weg zu räumen. Albern.

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Unterm Strich bleibt eine wie immer tolle Leistung von Washington, dem man auch beim Zeitunglesen bestens unterhalten zuschauen würde, ein paar wirklich überzeugend gemachte Actionszenen und die Gewissheit, dass auch gute Teams nicht immer sehenswerte Filme fabrizieren. Ein zweiter Man on Fire ist das hier nicht!


Unbreakable Kimmy Schmidt (2015)

Creators: Tina Fey & Robert Carlock
Darsteller: Eliie Kemper, Tituss Burgess, Jane Krakowski, Carol Kane

Herzig-unschuldige Neuentdeckung New Yorks durch die Augen einer Frau, die seit der Jahrtausendwende in einem Bunker eingesperrt war.

Schon wieder ein Netflix-Original. Diesmal eine Sitcom. Tina Fey und Robert Carlock machen da weiter, wo sie mit 30 Rock aufgehört haben, und produzieren eine neue, charmante Comedy-Serie im 25-Minuten-Format. Kimmy Schmidt ist eine von vier "Mole-Women aus Indiana", die vor fünfzehn Jahren einem Weltuntergangsprediger auf den Leim gingen, der ihnen erzählte, die Welt werde untergehen. Seit dem Jahr 2000 lebten die jungen Frauen in einem Bunker, stets denkend, die Welt da draußen sei ein verkohlter Friedhof - und drehten in Schichten an der "Mystery-Kurbel", wie ihnen geheißen war (ohne zu wissen, warum). 2015 befreit das FBI die naiven, aber unversehrten Damen aus ihrem unterirdischen, mehr oder weniger freiwilligem Gefängnis. Kimmy entschließt sich, mit dem Batzen Spendengeld, den ihr die 15 Minuten Nachrichtenruhm einbrachte, ein neues Leben in New York beginnen.

"Es ist leichter Stoff ohne künstliche Lacher-Tonspur, der sein Herz aber am rechten Fleck trägt."

Es ist leichter Stoff ohne künstliche Lacher-Tonspur, der sein Herz aber am rechten Fleck trägt. Viel der absurden Komik entsteht daraus, dass die ohnehin recht gutgläubige Kimmy (hinreißend: Ellie Kemper) seit Teenagertagen nichts von der Welt mitbekommen hat und sich nun in einer hochmodernen Weltmetropole durchschlagen muss. Kemper spielt Kimmy mit der Sorte verstrahlender guter Laune, die man entweder ansteckend oder unerträglich findet. Wer bei Mike Leighs Happy-Go-Lucky (2008) Sally Hawkins schon würgen wollte, wird die erste Episode "Kimmy" kaum überstehen. Alle anderen finden in der Fish-out-of-Water-Geschichte eine etwas knalligere Version von New Girl, bei der immerhin nicht, wie in Zooey Deschanels gemischter New-Girl-WG, jede zweite Dialogzeile geschrien wird, als würde im Hintergrund permanent der lauteste Staubsauger der Welt durch die Wohnung rollen.

Ich bin noch lange nicht durch mit der ersten Staffel, aber ich werde definitiv dabeibleiben. Wie lange das weiß ich noch nicht. Fürst erste ist es aber ein bisschen um mich geschehen. Spätestens in Folge vier setzten vor Lachen die ersten Bauchkrämpfe ein, wenn Martin Short den wohl witzigsten Kurzauftritt in einer Sitcom der letzten Jahre hinlegt - als fürchterlich selbstentstellter Schönheitschirurg "Dr. Franff" (Dr. Franff auf die Frage, welche der beiden Botox-Behandlungen er empfehlen würde: "Oh, zwingen Sie mich nicht, zu wählen. Das ist als fragten Sie mich, welche der Placentas meiner Kinder am köstlichsten war!"). Zudem bekommen es die Autoren immer wieder hin, wirklich einfühlsame und einfach echte Momente einzustreuen. Selbst wenn die wenigsten in der Lage sein dürften, so breit zu grinsen wie Ellie Kemper: Wenn Kimmy in dieser Stadt einen Triumph feiert, fühlt man sich angehalten, einfach mitzufeiern.

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Unbreabable Kimmy Schmidt läuft auf Netflix, The Equalizer ist digital, auf DVD und Blu-ray erhältlich.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
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