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The First Avenger: Civil War (Captain America 3)

Ein zweiter Winter Soldier? Geht das?

Regie: Anthony & Joe Russo
Buch: Stephen McFeely, Christopher Markus
Darsteller: Chris Evans, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Daniel Brühl

Die Russos tun's schon wieder!

Ein bisschen Angst hatte ich schon, dass das hier in die Hose gehen würde. Avengers 2 war ein unterhaltsames "Auf-der-Stelle-Joggen", über das man trotz vieler guter Momente nach dem ersten Teil irgendwo enttäuscht sein musste. Gerade nach dem grandiosen The Winter Soldier sowie im Anlauf auf Cap 3 und den angedachten Split zwischen den Helden war er doch ein wenig ernüchternd. Whedon traute sich nicht, Ultron den Bruch der Beziehung zwischen Cap und Iron-Man schon ein wenig einleiten zu lassen. Stattdessen war am Ende vom zweiten Avengers fast alles wieder so wie am Anfang.

Nun, die Russos, die nach The Winter Soldier das zweite Mal ein Marvel-Produkt betreuen und nach dem Abgang von Whedon auch Avengers 3 übernehmen, haben auch ohne Vorarbeit einen fantastischen Superheldenstreifen abgeliefert, der einmal mehr genau deshalb überzeugt, weil sie ihn wie einen geerdeten Thriller inszenieren - nur eben mit abgefahrenen Kräften. Der leichte Ton der Avengers durchzieht zwar auch dieses Abenteuer, aber wenn es zur Sache geht, hat man immer das Gefühl, es steht mehr auf dem Spiel als ein peppig inszenierter Schaukampf. Man vergisst für einen Moment, dass man eine Disney-Produktion schaut, auch wenn es einem im Nachgang, wenn man über den Film reflektiert, natürlich direkt wieder einfällt.

Die Storyline des Films hält sich dabei nur lose an die Comic-Vorlage. Die vereinten Nationen wollen die Avengers zu ihrer Eingreiftruppe machen, um deren Vigilantentum zu legitimieren. Das bedeutet aber auch, das Kommando an eine Truppe Bürokraten abzugeben und ungenehmigte Einsätze unter Strafe zu stellen. Captain America stinkt das, während Tony Stark das nach einigen schweren Kollateralschäden in der jüngeren Vergangenheit für eine fantastische Idee hält. Der Film nimmt sich reichlich Zeit, die beiden Fraktionen glaubwürdig zu etablieren, und lässt sie nur langsam auseinanderdriften. Das funktioniert deshalb so gut, weil das Skript nichts überstürzt, nur allmählich eskaliert und einen lange im Dunkeln lässt, was die Pläne des Bösewichts Zemo (Daniel Brühl, kalkuliert, aber überzeugend - trotzdem schade um ein Charakterdetail, das die Identifikation mit ihm erschwert) sind.

Ich war wirklich nicht darauf vorbereitet, in einem dieser zugegebenermaßen toll gemachten Filme mal von den schauspielerischen Leistungen begeistert zu sein, aber was Evans und Downey Jr. hier in einigen Szenen abliefern, das übersteigt bei Weitem das Anforderungsprofil dieser Filme. Nicht falsch verstehen: Die meisten Schauspieler im Marvel-Universum machen ihre Sache gut und sind ordentlich besetzt. Aber was hier stellenweise geschieht, hat durch nuanciertes Spiel teilweise ausgewachsenes Dramaformat.

Das stellt sich natürlich jederzeit in den Dienst eines spannenden und häufig sehr aufregenden Films mit fabelhaft choreografierten Kämpfen. Das Buch sitzt sogar selbst ordentlich zwischen den Stühlen, also den zuwiderlaufenden Ideologien der Akteure, was vielleicht das größte Kunststück hieran ist.

Ich bin nicht ganz sicher, ob ich Cap 3 nun lieber mag als The Winter Soldier. Vermutlich nicht ganz, was vor allem daran liegt, dass ich nicht ganz glauben kann, wie der Bösewicht die Kette an notwendigen Ereignissen vorhergesehen haben will, um schließlich das gewünschte Resultat zu erzielen. Aber nicht nur zieht der Streifen aus seinen beiden Newcomern Black Panther und vor allem Spider-Man Unmengen Energie (und sogar Ant-Man zeigt, was er dieser Truppe geben kann). Er baut aus einem eigentlich viel zu großen Ensemble sogar ein stärkeres Fundament für diese Geschichte. Anstatt Heldenmüdigkeit zu erleben, kann man von dem Wechselspiel cooler Kräfte kaum genug bekommen.

Einmal mehr ein spannender Actionfilm, randvoll mit wohlverdienten "F*** yeah!"-Momenten, der sich fast wie zufällig um Superhelden dreht. Das ist das Erfolgsrezept der Russos, die mit einem immer noch mit großer Lust aufspielenden Cast und in toll etabliertem Universum jetzt tun und lassen können, was sie wollen. Avengers 3 von dieser Truppe? Bitte, gerne.

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