The Raid 2, Star Trek: Into Darkness, Shaolin Kickers
Wie man Sequels macht, wie man Sequels nicht macht und der Film, der zeigt, dass China die WM hätte gewinnen sollen.
The Raid 2 (2014)
Buch und Regie: Gareth Evans
Darsteller: Iko Uwais, Yahan Ruhian, Arifin Putra
Der Nachfolger zu einem Film, der nicht zu verbessern war
Der erste The Raid hatte fürs Erste mein Verlangen nach Actionfilmen nachhaltig gedeckt. Irgendwie kam nichts ran in Sachen Spannung, Stil und Choreografie. Es war der Actionfilm, der alle anderen Actionfilme schal und einfallslos wirken ließ, und unter diesen Vorzeichen gab mir das Nachfolgewerk viel zu denken. Eine Zeit lang hatte ich keine große Lust auf ihn, weil ich mir sicher war, er könnte mich nur enttäuschen. Jetzt, mit dem Kinostart der - im Gegensatz zur US-Version - ungeschnittenen deutschen Fassung, gab ich aber doch klein bei. So viel Talent hatte auch mit dem Nachfolgefilm eine Chance verdient.
"Über ein Dutzend groß angelegter Kampfszenen gibt es, eine aufregender als die andere."
Und was soll ich sagen? Mal wieder hat Gareth Evans einem meiner Lieblingsfilme des Jahrgangs geschaffen. Ich bin noch nicht sicher, ob ich auch The Raid 2 sechsmal binnen zwölf Monaten schauen werde. Der Ansatz jedoch, das atemlose und zielgerichtete Actionfest zu einem Crime-Drama von fast zweieinhalb Stunden aufzublasen, war wohl der einzige Weg, den Evans noch gehen konnte, damit The Raid 2 nicht zu sehr unter der Nähe zum ersten Teil litt. Es wird einige vielleicht überraschen, wie viel Handlung und Dialog Evans hier reinpackte, es ist fast ein The Departed des Martial-Arts-Kinos. Tatsächlich muss man aber zugeben, dass dem Film die bewundernswerte Drahtigkeit des Vorgängers abgeht. Er hätte durchaus auch kürzer ausfallen können, ohne dass ihm viel abhandengekommen wäre. Unterhaltsam ist er aber in jeder Minute, weshalb ich den Machern gerne verzeihe, wenn sie hier ein ums andere Mal Stil und Inszenierung über die Substanz stellen.
Überhaupt ist The Raid 2 ein sehr viel stilisierterer Film als der erste. Er verlagert gewissermaßen die Videospielhaftigkeit des ersten Teils - levelartige Struktur, kondensierte Action - auf die fast überhöhte Zeichnung der Antagonisten und der Gewalt, die sie ausüben. Es ist spürbar eine sich nahtlos an den ersten Teil fügende Fortsetzung, aber sie hat eine vollkommen andere Identität. Aus welchem Hause die kommt, das ist aber zu jeder Sekunde ersichtlich. Nach dem auf ein Wohnhaus verdichteten, effizienten Massaker einer schiefgegangenen Razzia kann Evans in dem Monate und Jahre umspannenden Nachfolger die komplette Stadt einbeziehen, lässt auf der Straße, in Gefängnissen, Nachtklubs, Restaurants und Großküchen kämpfen und liefert nebenbei noch eine der besten Autoverfolgungsjagden ab, die man je sah.
Über ein Dutzend groß angelegter Kampfszenen gibt es, eine aufregender als die andere. Und wenn nach dem klimaktischen Kampf kurz vor Schluss dann doch einmal kurzer Prozess gemacht wird, ist das fast, als könne man nach über zwei Stunden Anspannung das erste Mal durchschnaufen. Anschaubefehl!
Star Trek: Into Darkness (2013)
Regie: J.J. Abrams
Buch: Roberto Orci, Alex Kurtzman
Darsteller: Chris Pine, Zachary Quinto, Benedict Cumberbatch, Zoe Zaldana
Into Plotholes
Ich war selbst als großer Trekkie ein großer Fan von J.J. Abrams' Star-Trek-Reboot. Treffend gewählte Besetzung, hohes Tempo, schnippisches Hin und Her und nicht zuletzt eine Handlung, die den bisherigen Kanon nicht komplett unter den Teppich fegte (auch wenn das eher Roddenberrys in Paralleluniversen und -zeitlinien verliebter Science-Fiction-Welt zuzurechnen ist), bürgten für einen der unterhaltsamsten Sommerblockbuster 2009. Für den Nachfolger heuerte man mit Benedict Cumberbatch eines der interessantesten neuen Gesichter aus Film und Fernsehen an - und was waren das für Spekulationen, wen er wohl spielen würde. Ich war an Bord, lange bevor der Film überhaupt in den Kinos erschien.
Und jetzt das. Ein Streifen, der sich selbst nur so überschlägt, nicht nur mit Lens-Flares, sondern auch mit durchaus hübschen Bildern und imposant inszenierter Action blendet. Dazu wieder einmal gute Schauspieler und ein düstererer Ansatz und Benedict Cumberbatch in Bestform. Gute 70 Minuten fühlte ich mich im Kino prächtig unterhalten. Und dann fiel der auf einmal einfach auseinander. Logiklöcher bis zum Geht-nicht-mehr, telegrafiertes Ende und dadurch ein bedeutungsloses Opfer auf dem emotionalen Höhepunkt des Films. Und habe ich schon die Logiklöcher erwähnt? Ich meine nicht die Sorte, mit der man im High-Sci-Fi durchaus rechnen darf (warum nutzen sie nicht diese Technik, warum nicht jene?), sondern grundlegende Denkfehler aufseiten der Charaktere, die nur dazu dienen, bestimmte Actionszenen zu ermöglichen.
"Logiklöcher bis zum Geht-nicht-mehr, telegrafiertes Ende und dadurch ein bedeutungsloses Opfer auf dem emotionalen Höhepunkt des Films."
Über die viel diskutierte Verkehrung des Endes des legendären echten zweiten Star-Trek-Films und Spocks Ausbruch kurz vor Schluss haben wir dann noch gar nicht gesprochen. Das war so schon nicht gut umgesetzt und wird nur noch lächerlicher, weil man weiß, wie das zugrunde liegende Problem spätestens fünf Minuten später in flockigster Hollywood-Zuckerwatte aufgehen wird. Tragischerweise bin ich nicht die Sorte Zuschauer, die einen Film auch in Teilen wegen guter Passagen genießen kann. Dieser hier erwischte einen guten Start, rannte mit Höchstgeschwindigkeit los und vergaß dann, wo er eigentlich hinwollte. Rückblickend war das Quasi-Remake des entsprechenden Gegenfilms aus der Originalreihe ein schwerer Fehler. Ich weiß nicht mal mehr, ob ich einen dritten Teil überhaupt noch sehen will.
Shaolin Kickers (2001)
Buch und Regie: Stephen Chow
Darsteller: Stephen Chow, Wei Zhao, Man Tat Ng
Der beste Fußballfilm… hat keine Ahnung von Fußball
Stephen Chow ist im Westen einer der bekannteren Hongkong-Regisseure, was sicher auch daran liegt, dass er neben einem charmant-respektlosen Sinn für Humor von Anfang an aufwendige Spezialeffekte in seine Filme integrierte. Der Streifen, der am meisten dafür verantwortlich ist, dass ihn hierzulande zumindest der Anflug eines Kultstatus umweht, ist Shaolin Soccer, oder in Deutschland 'Shaolin Kickers' von 2001. Und wie soll man bei fußballspielenden Shaolin-Mönchen, die es mit den Champions des "Team Evil" und deren Ivan-Drago-Trainingsmethoden aufnehmen, auch 'nein' sagen?
"Wie soll man bei fußballspielenden Shaolin-Mönchen, die es mit den Champions des 'Team Evil und deren Ivan-Drago-Trainingsmethoden aufnehmen, auch 'nein' sagen?"
Müllsammler und Shaolin-Schwerenöter Sing (Chow) hört auf den Spitznamen Bein aus Stahl und trifft rein zufällig auf das vom Leben gedemütigte Ex-Supertalent "Goldenes Bein", das mittlerweile als Krüppel die Straßen Hongkongs durchstreift. Als er sieht, wie Bein aus Stahl mit einem Fußball einer ganzen Gruppe Schläger das Licht ausknipst, steht sein Entschluss, mit derartigem Talent eine Mannschaft zu bestücken. Zum Glück hat Sing noch fünf ebenfalls in den Künsten des Shaolin-Kung-Fu ausgebildete Brüder, die gerade und auch sonst nichts Besseres zu tun haben, als mit ihm zusammen zum wichtigsten Fußballturnier des Landes anzutreten.
Shaolin Kickers ist ein temporeiche, surreale und hochgradig quatschige Komödie, die mit Fußball nichts zu tun hat, wenn sich die Bösen mal wieder in versammelter Mannschaftsstärke am 16er versammeln, um eine ungestörte geschlagene Minute mit Dragon-Ball-Z-würdigen Feuerschüssen den Keeper unserer Shaolin-Mönche zu malträtieren. Oder wenn Sing nach der ersten Heranführung an den Sport durch seinen Trainer sagt 'Schon klar, ich hab verstanden' - und den Ball mit seinem stählernen Treter senkrecht in die Erdumlaufbahn schießt. Der selbstironische Schabernack der zwischen den durchaus spektakulär inszenierten Wire-Fu-Sporteinlagen eingestreut wird, provoziert auch bei westlichen Zuschauern herzhafte Lacher (die einem in der Synchro leider oft im Halse stecken bleiben). Sei es, weil Love Interest und hässliches Entlein vom Dienst, Mui, sich von einem Travestiekünstler für den herrlich ahnungslosen Sing "hübsch" machen ließ oder wenn der blauäugige Sing jubelnd und armwedelnd ins Stadion einläuft und sich bei den einsamen Putzkräften für die Unterstützung bedankt, weil er sie für Fans hält.
Die Effekte sind nicht mehr auf der Höhe der Zeit, dafür aber in ihrer Choreografie immer noch sehr gelungen. Überhaupt ist der Film so wunderbar kindisch, dass es einem schwerfällt, ihn nicht von ganzem Herzen allen Freunden selbstbewusst dummer Komödien zu empfehlen.
The Raid 2 läuft aktuell im Kino. Die anderen Titel sind auf Blu-ray, DVD und digital erhältlich.