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The Raid: Redemption, The Last Stand, Take Shelter

Wir mögen Filme. Reden wir darüber.

Jeder Mensch braucht mal Abwechslung, wir mögen alle Filme, also schreiben wir jetzt immer Freitags über ein paar Filme oder Serien. Keine Sorge, wir versuchen nicht den Filmkritikern große Konkurrenz zu machen, sondern einfach nur zu berichten, wie ein Film auf uns wirkte und ob derjenige dazu raten würde, dem Streifen eine Chance zu geben. Mit „wir" ist die ganze Redaktion gemeint, denn jeden Freitag wird ein anderer Redakteur ein paar Zeilen schreiben, damit die Abwechslung sowohl im Stil als auch im Filmgeschmack gewährleistet ist.

Welche Filme oder Serien das sind, hängt davon ab, was derjenige in den letzten Wochen sah. Es kann ein nach zwanzig Jahren wiederentdeckter Schatz sein oder etwas, das grad im Kino anlief. Wie gesagt, wir wollen euch damit nur ein paar Inspirationen geben, was sich vielleicht lohnen könnte. Erst mal also viel Spaß, ausnahmsweise nur bedingt interaktiven.

Weitere Freitagskinos: Expendables 2, Dredd, JCVD, Lincoln

The Raid: Redemption

Buch und Regie: Gareth Evans

Darsteller: Iko Uwais, Joe Taslim, Yayan Ruhian

Der Actionfilm, der alle anderen Actionfilme beendet

Ich habe schon lange vor diesem indonesischen Film des Walisers Gareth Evans festgestellt, dass mich Actionfilme nur noch selten mitreißen. Ausnahmen bestätigen die Regel, aber in einschlägigen US-amerikanischen Produktionen der letzten zehn Jahre ließen mich Kämpfe und Schusswechsel in vielen Fällen vollkommen kalt. Schnelle Schnitte, Wackelkamera, CG-Blut. Ich bin sicher in der Minderheit, wenn ich das sage, aber oft wirkt die Action zusammengeschludert. Und dann haperts auch noch an den Basics, was dem Genre für mich in der jüngeren Vergangenheit das Genick brach: Fast immer weiß man schon, was in der *hust* Handlung passiert und oft sind einem auch die Charaktere dermaßen egal, dass nichts auf dem Spiel steht.

"Stimmt, ist aber in solchen Filmen auch egal", sagen viele. Aber es gibt so einige Streifen, die zeigen, dass es auch anders geht. The Matrix, The Avengers fallen einem da als erstes ein. Auch über the The Raid könnte man sagen, dass er weder eine wirkliche Geschichte noch echte Charaktere hätte - zumindest nichts, was über Gritty-Crime-Action-Archetypen hinausginge. Dafür macht er so ziemlich alles andere so dermaßen richtig, dass sich über Jahre hinweg andere Filmemacher ein paar Tricks von ihm abschauen werden.

Der Film ist 96 Minuten pure Gefahr, wenn eine Elitetruppe an Cops in einem Hochhaus voller Mörder eingesperrt wird und sich wie in einem Videospiel levelweise, also Stockwerk um Stockwerk, nach oben schießt, sticht und tritt. Es ist ein schmutziger Streifen, ohne ein Gramm Fett auf den Knochen. Pathos kennt er nicht, dafür aber Kills, über die man sich Wochen später noch mit Freunden über 'nem Bier unterhält. Und wenn Evans die unglückseligen SWAT-Mitglieder doch mal Luft holen lässt, dann nur, damit das Publikum parallel dazu den Atem anhält. Die Leute hinter der Kamera haben nämlich nicht nur ein umfassendes Verständnis von der Anatomie einer Actionszene. Sie besitzen auch ein untrügliches Gefühl für Spannungsbögen, zeigen dem Zuschauer Dinge, die die Protagonisten nicht wissen - die Machete unterm Tisch, die Kalaschnikov-Schützen nur einen Treppenabsatz über den Helden - und lassen die Musik unheilvoll pulsieren, bevor sich die Situation mit pumpenden, kratzigen Beats und kübelweise Blut entlädt.

Jeder Kampf ist kreativ und mit geduldiger Kamerahand gefilmt. Keines der Rudel an Killern, das den Cops nachstellt, besteht aus einer Gang gesichtsloser Komparsen. Jeder ist für sich eine Bedrohung und auch jeder Cop ein fähiger Kämpfer. Das müssen sie auch sein, denn wo Schergen und Helden in anderen Filmen mit Kampfsport-Einschlag nur zu gerne mit ihren Moves angeben, zielen die Kämpfe in The Raid lediglich darauf ab, seinen Gegner möglichst effizient umzubringen.

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Ich bin für gewöhnlich kein großer Fan des Asia-Kinos. Aber The Raid sollten alle Action-Freunde eine Chance geben, sofern das nicht schon passiert ist. Es ist ein harter, aufregender und in seinem Willen, sich vom Genre-Ballast zu lösen, unheimlich wichtiger Action-Film. Aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt, wenn euch Hollywoods Spielart dieser Gattung Unterhaltung hinterher keinen Spaß mehr macht!


The Last Stand

Regie: Kim Jee-Woon

Buch: Andrew Knauer

Darsteller: Arnold Schwarzenegger, Forest Whitaker, Jamie Alexander, Peter Stormare

Arnold Schwarzenegger ist … alt - zum Glück nicht die einzige Punchline dieses Films

Im Grunde hätte ich ja hier schon meine Überleitung zu Arnies Neuem, so einfach ist es dann aber doch nicht. Wo der Brite Evans westliche Sensibilitäten in The Raid einbringt, verleiht Koreas Regie-Juwel Kim Jee-Woon ("The Good, the Bad and the Weird", "I saw the Devil") Schwarzeneggers von außen betrachtet verhältnismäßig schamlosem Renten-Zubrot eine Frische, die ich von diesem Film nicht erwartet hätte.

"Wider erwarten ist Arnie mit den Jahren in der Politik nicht unbedingt ein besserer Schauspieler geworden."

Worum geht's? Um einen Super-Kartelboss, der aus einem Hochsicherheitstransport ausbricht und jetzt mit einer getunten Corvette mit einer geschätzten Quadzillion PS auf die mexikanische Grenze zu rast - und dabei den Weg des Dorf-Sherriffs Ray Owens (Schwarzenegger) zu kreuzen droht. In dessen Kaff trennt den Bleifuß-Gangster zwar ein tiefer Canyon von seiner Heimat. Aber darin liegt ja auch die Genialität seines Plans, sperrt das FBI um den immer verlässlichen Forest Whitaker doch nur die tatsächlich befahrbaren Grenzübergänge. Also lässt der bei aller Liebe etwas zu dick auftragende Eduardo Noriega seine Speichellecker um den grandiosen Peter Stormare dort insgeheim eine Brücke in die Freiheit bauen. Hochgradig grober Unfug also. Und doch macht dieser neuzeitliche Western durchaus Spaß.

Wider erwarten ist Arnie mit den Jahren in der Politik nicht unbedingt ein besserer Schauspieler geworden, aber mit großkalibrigen Waffen weiß er offenkundig immer noch gut umzugehen, wie zahllose punktgenaue Kopfschüsse in den überraschend harten und ehrlichen Actionszenen belegen. Präsenz und Charisma sind hier seid langem auch endlich mal wieder in spürbarem Maße zu verzeichnen, wenngleich die ersten Minuten, in denen er als alternder Gesetzeshüter durch seine Heimstatt stümpert, in höchstem Maße parodiewürdig sind.

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Und doch geht der Film ein gutes Tempo, wenngleich man den Nebenschauplatz der FBI-Ermittlungen und einen bestimmten Verrats-Subplot auch problemlos hätte streichen können. Es zählt, dass die Schauspieler eine Menge Spaß haben und man die Momente, in denen einem die Augen nach hinten in den Schädel rollen möchten, an zwei Fingern abzählen kann. Zugegeben, das ist nicht das glühendste Lob, das man sich vorstellen kann und in Kim Jee-Woons Werk ist The Last Stand vermutlich der schwächste Film. Aber wenn ein Film, der im Vorfeld nach dem Gegenteil von schmerzfreier Unterhaltung aussah, auf einmal nah dran ist, mehr als nur ein "Guilty Pleasure" zu sein, ist das schon eine ganze Menge wert.


Take Shelter

Buch und Regie: Jeff Nichols

Darsteller: Michael Shannon, Jessica Chastain, Shea Wigham

Wo willst du sein, wenn die Welt untergeht?

Take Shelter erzählt die Geschichte des hart arbeitenden Familienvaters Curtis La Forche (Michael Shannon - "Boardwalk Empire"), der eines Tages von apokalyptischen Visionen heimgesucht wird. Er beobachtet bizarre Wetterphänomene, die nur er zu sehen scheint und sucht die Antwort zunächst vollkommen rational in einer möglichen Schizophrenie - immerhin ist er erblich vorbelastet, denn seine Mutter bringt ihre alten Tage in einer geschlossenen Anstalt zu. Was mit einer kontrollierten Hilfesuche beginnt, entgleitet ihm immer weiter. Die Visionen werden schlimmer, persönlicher, gewalttätiger.

Take Shelter

In seiner wachsenden Paranoia beginnt Curtis, den alten Sturmschutzbunker im Garten wieder flott zu machen, was die Working-Class-Familie, die zudem eine taubstumme Tochter erzieht, an den Rand des finanziellen Ruins bringt. Doch er ist sich sicher: Ein Sturm zieht auf und ohne entsprechende Maßnahmen haben sie keine Chance! Was sich bis hierhin wie die Packungsrückseite eines Horrorfilms liest, ist ein eindringlich gespieltes und berührendes Drama, das Einblick gewährt in das Seelenleben einer intakten, aber doch zerrissenen Familie. Nicholls und Shannon sind ein grandioses Team und wann immer sich Curtis' Wahn entlädt - sei es in der Realität oder in den albtraumhaft inszenierten Visionen -, bringt man keinen Ton heraus.

In seinen finstersten Szenen baut der Film eine für ein Drama beinahe unerträgliche Spannung auf, so sehr ist man bei der liebevoll zusammenhaltenden Familie, ist man um ihr Leib und Wohl besorgt. Zugegeben, es ist einer dieser Filme, deren Ende es hinbekommt, einen bis dahin noch durchweg positiven Eindruck vom Film ins Gegenteil zu verkehren. Doch in Wahrheit lässt auch dieses vermeintlich eindeutige und deshalb so kontroverse Finale durchaus andere Lesarten zu. Ohne es zu merken, bleibt die Deutungshoheit auch in den letzten Zügen der Geschichte beim Betrachter. Das muss man erst einmal hinbekommen. Ein großer, kleiner Film.

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Alle Titel sind auf Blu-ray, DVD und digital erhältlich.

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