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Freshly-Picked: Tingle's Rosy Rupeeland

Geld regiert die Welt!

Er ist 35 Jahre alt, klein, dick und unrasiert. Er sieht aus wie ein verkaterter Alkoholiker, leidet (nach seiner konstant geschwollenen roten Nase zu urteilen) an chronischer Sauerstoffallergie, hat einen fetten Leberfleck am Kinn und vegetiert Tag für Tag nutzlos vor sich hin. Die Rede ist von Tingle – oder zumindest von jenem Individuum, das innerhalb der nächsten fünf Minuten in dessen Rolle schlüpfen wird. Wir nennen ihn also bereits jetzt schon mal „Tingle“.

Tingle ist nicht gerade das, was man sich als Videospieler unter einem heldenhaften Protagonisten, einer wagemutigen Hauptfigur vorstellt. Und dennoch soll uns die zweifelhafte Freude zuteil werden, durch eben jenen, aus der The Legend of Zelda-Serie bekannten Charakter virtuell verkörpert zu werden. Hört sich ziemlich abstoßend an – und das ist es ehrlich gesagt auch. Jedenfalls, sofern man – wie ich – nichts mit hautengen grünen Latex-Overalls anfangen kann. Und genau damit beginnt unsere Geschichte...

Tingle war, wie zu Anfang bereist erwähnt, nicht immer Tingle. Das mitten im Wald hausende Männlein wird schon seit geraumer Zeit von stetiger Monotonie und Langeweile geplagt. Eines Tages stolpert es über eine heilige Quelle. Wie auf Knopfdruck erhebt sich ein Geist in die Lüfte und lässt einen verführerischen Vortrag über das so genannte „Rubinland“ vom Stapel.

Im Leibwächter-Saloon besorgt Ihr Euch ein paar kräftige Bodyguards.

Dort gibt es laut dem Geist weder Sorgen noch Nöte. Stattdessen kann man soviel essen, wie man will und wird rund um die Uhr von vollbusigen Frauen umhimmelt. So eine Art manifestiertes Hakuna Matata eben. Logisch, dass der 35-jährige Junggeselle alles daran setzt, diesen wundervollen Ort aufzusuchen. Dazu müsse er, so der Geist, jedoch eine gewisse, um nicht zu sagen gigantische Menge an Rubinen sammeln. Kein Problem, denkt sich das Männlein und schlüpft – aus welchen unerfindlichen Gründen auch immer – in das gefürchtete grüne Latexkostüm. Et voilà: Tingle ist geboren.

Und so geht’s los. Ganz nach Rollenspiel-Manier durchforstet Ihr in der Gestalt des Tingle eine von insgesamt elf Inseln und durchquert dabei weite Grasebenen, lebendige Städte, finstere Höhlen, und so weiter und so fort. Sich mit dem einheimischen Dorfbewohnern zu unterhalten, steht ebenso auf dem Programm, wie die physischen Auseinandersetzungen mit fiesen Monstern, das Kaufen und Verkaufen von diversen Gegenständen und das Bewältigen von ein paar kleinen Nebenaufträgen.

Dreh- und Angelpunkt ist in absolut jeder Situation Euer Rubinvorrat. Dieser repräsentiert in erster Linie Eure Lebensenergie. Sprich: Ohne ein paar Klunker in der Tasche segnet sofort Ihr das Zeitliche. Logisch, gell? Allerdings findet das wertvolle Gut auch in vielerlei anderer Hinsicht Verwendung.

Beispielsweise beim Bestechen von Stadtwachen, Händlern und kleinen Kindern, oder aber zum Anheuern von Leibwächtern, die Euch auf Eurer Reise begleiten. Auch in mittellose Handwerker, die etwa Brücken reparieren, und in habgierige, sprechende Dungeon-Türen, will investiert werden. Kurz: Das Geldrausschmeißen stellt das A und O des gesamten Spieles dar, ohne das ein Weiterkommen quasi unmöglich ist. Sparsame Spielernaturen müssen hier anfangen, in ganz neuen Dimensionen zu denken.

Dabei bedient sich Tingle's Rosy Rupeeland jedoch nicht des herkömmlichen „Zahle mir Betrag XY, dann darfst du vorbei“-Prinzips, sondern setzt auf unverblümtes Feilschen mit den Geschäftspartnern. Ihr selber seid gefragt, wenn es darum geht, richtig tief ins Portemonnaie zu greifen und die optimale Balance zwischen Großzügigkeit und Geiz zu finden. Die Idee ist wirklich klasse und birgt meines Erachtens nach eine Menge Potenzial. Da gibt es nur einen Haken: Es funktioniert nicht.

Insbesondere in den ersten Spielstunden werdet Ihr häufig in Verhandlungen verwickelt, ohne überhaupt die blasseste Wertvorstellung zu haben. Völlig unwissend kann es passieren, dass Ihr für ein bestimmtes Item oder eine besondere Dienstleistung viel zu viel Asche berappt. Auf der anderen Seite lauft Ihr immer Gefahr, durch einen zu niedrigen Betrag den Kunden abzuschrecken und infolgedessen den Deal platzen zu lassen. Ärgerlich: Die angebotene Kohle geht dabei gleich mit flöten.