Frogwares' Sinking City angeblich von Nacon raubkopiert - Nacon weist Vorwürfe zurück
Update: Ein weiteres Statement.
- Nacon stahl angeblich Sinking City und lud es unter eigenem Namen auf Steam hoch
- Laut Frogwares wurde das Spiel gehackt, leicht verändert und illegal verbreitet
- Frogwares hatte mit dem ehemaligen Lizenzgeber Nacon bereits rechtliche Probleme
Update vom 4. März 2021: In einem weiteren Statement geht Nacon nun auch auf die Vorwürfe der Piraterie durch Frogwares ein.
"Frogwares hat am 1. März 2021 eine Mitteilung veröffentlicht, in der Nacon beschuldigt wird, das Spiel The Sinking City 'raubkopiert' zu haben; Nacon möchte hiermit diese ungerechtfertigten Anschuldigungen richtigstellen", heißt es darin. "Nacon ist vertraglich der alleinige Anbieter des Spiels The Sinking City auf Steam. Nacon hat sich an der Finanzierung der Entwicklung und der Zahlung von Lizenzgebühren an Frogwares in Höhe von bisher 8,9 Millionen Euro beteiligt (einschließlich der vollständigen Zahlung für eine Version des Spiels für Steam), sodass die Gesamtinvestition unter Einbeziehung der Marketingkosten bei weit über 10 Millionen Euro liegt. Entgegen den Behauptungen von Frogwares hat Nacon alle fälligen Beträge gezahlt."
"Sofern Frogwares nicht in böser Absicht handelt, gibt es heute keinen Grund, das Spiel nicht für Nacon auf Steam zur Verfügung zu stellen", schreibt das Unternehmen weiter. "In der Vergangenheit hat sich Frogwares zu Unrecht auf den Vorwurf der mangelnden Zahlung berufen, um die Bereitstellung des Spiels auf Steam zu verweigern, woraufhin sie erfolglos versucht haben, den Vertrag zu kündigen. Das Pariser Berufungsgericht erachtete dieses Vorgehen als 'offensichtlich rechtswidrig'; es ordnete die Fortführung des Vertrages an und forderte Frogwares auf, 'alles zu unterlassen, was diese Fortführung behindern könnte'."
"Im Einklang mit der Gerichtsentscheidung hat Nacon wiederholt und erfolglos gefordert, dass Frogwares das Spiel auf Steam zur Verfügung stellt, andernfalls würde eine Klausel im Vertrag wirksam, wonach in einem solchen Fall das Spiel von einem Dritten angepasst würde. Frogwares hat dann versucht, ohne Wissen von Nacon und unter Verletzung unserer Rechte, das Spiel auf Steam zur Verfügung zu stellen, ohne Nacon als Publisher zu erwähnen. Dies ist ein klarer Beweis dafür, dass keine technisch unmögliche Situation verhindert, dass das Spiel wieder auf Steam gestellt wird."
"Trotz dieser ausschließlich von Frogwares geschaffenen Situation hat Nacon den Spielern den Zugriff auf das Spiel auf Steam ermöglicht und dabei ausdrücklich auf die Rechte von Frogwares an dem Spiel hingewiesen. Frogwares erhält auch die Tantiemen, die durch Steam-Verkäufe generiert werden", betont Nacon in seinem Statement. "Indem Frogwares die Gaming-Community via Twitter dazu ermutigt, das Spiel nicht auf Steam zu kaufen, sabotiert Frogwares einmal mehr unsere Investitionen in das Spiel."
"Nacon bedauert natürlich diesen Konflikt, für den das Unternehmen nicht verantwortlich ist, und für den es alles getan hat, um ihn zu vermeiden. Umso mehr bedauert Nacon, dass Frogwares die Rücknahme des Spiels von Steam gefordert hat und damit der Spielergemeinschaft das einzigartige Erlebnis von The Sinking City vorenthalten hat."
Abschließend heißt es: "Nacon behält sich das Recht vor, rechtliche Schritte gegen Frogwares für seine aggressiven und voreingenommenen Kommentare einzuleiten. Frogwares hat sich davor gehütet, darauf hinzuweisen, dass alle Gerichtsentscheidungen im Streit zwischen Nacon und Frogwares bisher zugunsten von Nacon ausgefallen sind."
Update vom 3. März 2021: Nach einem DMCA-Strike durch Frogwares ist das Spiel derzeit erneut nicht mehr auf Steam erhältlich.
Wie Valves Doug Lombardi gegenüber Vice erklärte, hat Valve das Spiel als Reaktion auf diesen DMCA-Strike entfernt.
"The Sinking City ist schon seit einer Weile in Streitthema in französischen Gerichten", sagt er. "Eine Zwischenentscheidung im letzten Herbst schien Nacon das Recht zu geben, das Spiel auf Steam zu vertreiben, während der Rechtsstreit weiterging."
"Heute haben wir jedoch einen DMCA-Takedown-Hinweis für die Version erhalten, die Nacon vor kurzem veröffentlicht hat, so dass wir darauf reagiert haben."
Update vom 2. März 2021: Nacon hat zwischenzeitlich auf Steam ein Statement zum Steam-Release von The Sinking City veröffentlicht (danke, RPS).
Auf die Vorwürfe bezüglich einer raubkopierten Version ging das Unternehmen darin nicht ein: "Wir bedauern, dass Frogwares weiterhin die Veröffentlichung von Sinking City stört", heißt es. "Es war Frogwares, die zu Nacon kamen, um eine Finanzierung für die Entwicklung des Spiels zu erbitten, und bis heute wurden mehr als 10 Millionen Euro von Nacon an Frogwares gezahlt. Es war Frogwares, die sich auf unsere Marketing- und Promotion-Teams verlassen haben, was tausende von Arbeitsstunden und mehrere Millionen Euro an Investitionen bedeutet."
"Nun, da das Spiel vollständig entwickelt und veröffentlicht wurde, größtenteils dank des Geldes und der Arbeit von Nacon, möchte Frogwares die Vertragsbedingungen zu ihrem alleinigen Vorteil revidieren. Es ist leicht, das Opfer zu spielen, aber alles, was wir wollen, ist, dass Frogwares seine Verpflichtungen sowohl im Vertrag als auch wie von den Gerichten gefordert einhält."
"Was das Feedback zur Veröffentlichung von Sinking City auf Steam betrifft, so ist dies eine offizielle und vollständige Version. Aufgrund mangelnder Kooperation mit Frogwares ist es uns jedoch nicht möglich, Steam-spezifische Features (Cloud-Saves/Achievements) zu integrieren. Daher enthält diese Version nur das Basisspiel, ohne zusätzliche Inhalte. Trotzdem haben wir die Veröffentlichung so organisiert, dass Fans auf Steam in den Genuss des Spiels kommen können."
"Wir hätten es aufrichtig vorgezogen, dass unsere Beziehung zu Frogwares kooperativ und respektvoll bleibt, so wie es bei allen Studios, deren Titel wir veröffentlichen, der Fall ist. Wir hoffen, dass viele von euch weiterhin The Sinking City spielen werden, und mögen eure Abenteuer in Oakmont viel Spaß bereiten."
Ursprüngliche Meldung vom 2. März 2021: In einem offiziellen Statement äußert sich Frogwares dazu, dass ihr Lovecraft-Adventure The Sinking City vergangene Woche, am 26. Februar 2021, plötzlich auf Steam auftauchte - allerdings angeblich ohne dass das Spieleunternehmen davon wusste. Ihr ehemaliger Lizenzgeber Nacon soll das Spiel raubkopiert und unrechtmäßig hochgeladen haben, behauptet Frogwares.
Das Horror-Adventure Sinking City kam 2019 auf den Markt und Frogwares hatte nach eigenen Angaben bereits 2020 eine gerichtliche Auseinandersetzung mit Nacon. Dem Entwicklerstudio zufolge gab es bereits "ausbleibende Zahlungen, Versuche, unsere IPs zu stehlen, usw." Das Vertrauensverhältnis zwischen Frogwares und dem ehemaligen Lizenzgeber war also bereits angeknackst, könnte man so sagen.
Im Anschluss versuchte Nacon angeblich, das Entwicklerstudio gerichtlich dazu zu zwingen, eine neue Steam-Version von The Sinking City herauszubringen, was aber jedes Mal abgeschmettert wurde. Frogwares zufolge habe der Ex-Lizenzgeber die Sache aber nun einfach illegal in die eigene Hand genommen und das nicht zum ersten Mal.
Angeblich habe Nacon bereits im Dezember 2020 das Studio unter Druck gesetzt: "Sie haben 48 Stunden Zeit, um einen neuen Steam-Master hochzuladen, andernfalls werden wir alle im Rahmen des Gesetzes und des Vertrages verfügbaren Lösungen nutzen" und genau das tat man dann auch. Laut Frogwares kaufte Nacon danach angeblich eine Version von The Sinking City auf Gamesplanet und lud sie kurzerhand auf Steam hoch. Frogwares schritt allerdings schnell genug ein und Steam konnte das Spiel blockieren.
Diesmal geht die Aktion aber noch etwas weiter. Am 26. Februar 2021 tauchte auf Steam noch eine Version von Sinking City auf, die Frogwares nicht hochgeladen hatte. Und noch extremer: Diesmal wurde das Spiel laut Frogwares so verändert, dass Nacon es als eigenen Titel darstellen und auf Steam verkaufen konnte.
"Das ist Mobbing am Unternehmen und inkompetentes Hacken vom Feinsten", tituliert Frogwares die Aktion von Nacon in der offiziellen Mitteilung, die sowohl in schriftlicher Form als auch als Erklärvideo vorliegt, das ihr euch hier ansehen könnt:
Nacon holte sich das Spiel offenbar über die Plattform Gamesplanet, wie der Code des Spiels verrät, und hackte sich durch das Verschlüsselungssystem der Unreal Engine.
Wie Frogwares außerdem aufzeigt, gibt es zudem ein paar kleine, aber feine Unterschiede im Spiel, an denen man die Raubkopie erkennen kann. Zum Beispiel entfernte Nacon wohl an einigen Stellen das Logo von Gamesplanet oder ersetzte es durch das eigene, um es wie ein Spiel von ihnen aussehen zu lassen.
Den ausführlichen Vergleich findet ihr im offiziellen Statement, hier aber ein kleiner Eindruck:
Nacon nahm aber noch weitere Änderungen in Kauf, offenbar, um die Spuren der Aktion möglichst zu verwischen. Zum Beispiel entfernte man vom Spiel die Internetverbindung, damit die "Play More"-Option nicht genutzt werden konnte. Diese verlinkt auf externe Server und prüft dabei offenbar, welche Version genutzt wird, was man offenbar vermeiden wollte, um nicht aufzufliegen.
Nacon ergriff also offenbar einige Maßnahmen, um die Aktion zu verschleiern. Wie man sich einbildete, damit nicht aufzufliegen, sei mal dahingestellt. Denn Frogwares konnte dem Statement zufolge durchaus einige Spuren entdecken und sogar Namen ausfindig machen - vielleicht dank der intensiven Beschäftigung mit Sherlock Holmes?
"Nacon, unter der Leitung ihres Präsidenten Alain Falc, hat einige ihrer Mitarbeiter, die wir sogar identifiziert haben, gebeten, unser Spiel zu knacken, zu hacken und zu stehlen, seinen Inhalt zu verändern, um es unter ihrem eigenen Namen zu vermarkten, und so haben sie es getan", sagt Frogwares.
Angeblich stahl Nacon sogar Inhalte aus der Deluxe Version von Sinking City, Zusatzinhalte, die nicht im ehemaligen Vertrag enthalten waren. Steam oder Gamesplanet macht Frogwares allerdings keine Vorwürfe und vermutet, dass diese beiden Parteien wiederum legal gehandelt haben.
Ein ganz schöner Krimi! Nun dürfte es sehr interessant sein, wie die Auseinandersetzung weitergeht und wie der Lizenzngeber darauf reagiert.