From Dust
Mit der Hand in Gottes Sandkasten
An diesem Punkt ist die Situation oft dermaßen außer Kontrolle, dass ein Neustart der meist recht kurz angelegten Map unumgänglich ist. Doch das ist kein Problem, Fehler und Untergänge gehören für einen Gott zum Tagesgeschäft. Denn als einziges Ziel gilt es, die Abläufe auf einer Karte so zu entschlüsseln, bis ihr nach und nach um jedes der bis zu vier Totems einer Karte herum ein Dorf errichtet habt. Auf diese Weise erwerbt ihr Stück um Stück die nötigen Fähigkeiten, den Tsunamis und Vulkanausbrücken zu trotzen. Erst dann öffnet sich der Ausgang in den nächsten Spielbereich.
Und auch wenn ihr im Grunde jedes einzelne Staubkorn dieser Welt aufheben dürft, hält sich euer Mikromanagement in engen Grenzen: Aufheben und Fallenlassen sowie vier Spezialfähigkeiten (zum Beispiel "Feuer löschen" oder "Wasser verdampfen") auf dem Steuerkreuz sind alles was ihr braucht, was für ein erfrischend simplifizertes Spielgefühl sorgt, das auch auf einem Controller nicht fehl am Platz ist.
Andere erworbene Fähigkeiten nutzen eure Untertanen sogar von selbst. Sie halten sich drohend erhebende Sturmfluten mit einem pulsierenden Tanz zurück, der das Dorf wie eine Käseglocke schützt, während sich ringsum die bebenden Wassermassen auftürmen als hätten sie vergessen, dass sie eigentlich Ursprung und nicht Ende allen Lebens sein sollten. Andernorts trommeln sich eure Gefolgsleute in eine Trance, die selbst geschmolzenem Gestein den Einlass in das Dorf verwehrt - ein automatisch beorderter Gelehrter transportiert in den Perioden dazwischen das Leben rettende Wissen - mit einem flatternden Stoffsegel gekennzeichnet - von einer Siedlung zur nächsten.
Später platzieren wir noch Feuerpflanzen so, dass ihre Hitze einem zuvor unkontrollierbaren Wasserlauf seine Grenzen aufzeigt und schirmen diese mit Wasserblumen ab, damit die lodernden Höllenbäume nicht auch gleich unser Dorf mit abfackeln. Das ist alles, was ihr macht und bis ihr das Konzept, diese Welt durch euer indirektes Wirken zu bezwingen, begreift, dauert es nicht allzu lange. Es ist schon bewundernswert, wie Chahis Spiel simpel und komplex zugleich ist.
Die ersten Stunden, die ich mit From Dust verbringen durfte, waren in jedem Fall ein einmaliges Erlebnis. Der Titel ist atmosphärisch dicht wie kaum ein anderes Strategiespiel und liefert euch Panoramen, die ihr so schnell nicht vergessen werdet. Die Simulation von Wasser- und Lavaströmen ist zwar eindeutig der Star der Show, dennoch kommt alles in einer Art und Weise zusammen, die für ein verdammt hypnotisches Erlebnis gut ist.
Anders als viele andere Gottsims ist From Dust keine exakte Wissenschaft, bei der Ursache und Wirkung theoretisch auch anhand von Wertetabellen ablesbar wären. Die imposante Engine mit ihrem konsequent durchsimulierten Terraforming ist vielmehr ein chaotischer Spielplatz, der zum experimentieren einlädt. Nie kann man sich sicher sein, dass das Hantieren mit der Natur nicht doch an anderer Stelle verheerende Auswirkungen hat und hin und wieder kann einen die Unbarmherzigkeit der Elemente regelrecht erdrücken. Wie ich schon sagte: Einmalig. Ich freue mich schon jetzt darauf, mit euch über dieses Spiel zu sprechen, wenn es Ende des Monats erscheint.
From Dust erscheint über Ubisoft am 27. Juli für Xbox 360 und PC. Eine PS3-Version wird folgen. Wann genau, das ist noch unklar.