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Front Mission 1st: Remake im Test - Im Kampf gegen den Zufall

Hübsch sieht es ja immerhin aus.

In technischer Hinsicht ein sehr gelungenes Remake, auf der Schattenseite sorgt der Zufallsfaktor in den Kämpfen für Frust.

Ihr mögt taktische Rundenstrategie? Dann könnte das hier was für euch sein. Wenngleich das Remake von Front Mission 1st zuweilen eher Frust auslöst und Flexibilität vermissen lässt. Was schade ist, denn es hätte mehr sein können. Es stellt sich die Frage, warum gerade beim Gameplay gewisse Aspekte nicht modernisiert wurden, zumal ihr in Front Mission 1st: Remake jederzeit auch das Original spielen könnt.

Blicken wir kurz zurück. Ursprünglich erschien Front Mission im Jahr 1995 für das SNES und ließ euch dort aufseiten der OCU (Südasien, Südostasien, Australien) gegen die USN (Nord- und Südamerika) kämpfen. 2003 wurde Front Mission 1st veröffentlicht und brachte eine neue USN-Kampagne mit sich, in der ihr das bekannte Geschehen aus dieser Perspektive erleben könnt.

Zu viel Zufall ist nicht gesund

Im Kern absolviert ihr hier zahlreiche rundenbasierte Schlachten gegen eure Feinde. Und das nicht zu Fuß, sondern in euren Wanzern, anpassbare Mechs. Diese verfügen über unterschiedliche Trefferzonen: Torso, Beine sowie beide Arme. Eigentlich ein interessantes Konzept, denn es ergeben sich taktische Vorteile, wenn etwa die Beine (langsamere Bewegung) oder die Arme (Waffen nicht mehr verfügbar) zerstört werden. Ist der Torso kaputt, schaltet das den ganzen Wanzer aus.

Wie gesagt, es könnte interessant sein. Es ist nämlich mit den meisten Waffen nicht möglich, die einzelnen Teile des Wanzers gezielt anzuvisieren. Ihr seid komplett dem Zufall ausgeliefert. Es sind nur noch ein paar Punkte beim gegnerischen Torso übrig? Wenn ihr Pech habt, haut eure Einheit stattdessen auf die Beine oder einen Arm. Und wenn es ganz dumm läuft, erledigt der Feind euren Wanzer im Gegenzug. Das sind keine schönen Momente, um es mal so auszudrücken. Leider kommen sie im Spielverlauf recht häufig vor.

Das Schlachtfeld in Front Mission 1st: Remake.
Hübsch modernisiert wurde die Technik auf jeden Fall.

Zugleich verlangsamt es die Schlachten, denn wenn ihr Teile anvisieren könntet, wären manche Gefechte viel schneller vorbei. Besonders zu Beginn ist das alles, wenn man die Hintergründe berücksichtigt, nicht so konsequent. Es geht hier um Armeen und spezialisierte Söldnertrupps. Und trotzdem hat man am Anfang zum Teil das Gefühl, es mit Anfängern zu tun zu haben, die erst noch lernen, wie sie mit ihren Wanzern umgehen müssen.

Wenn eure Leute mehr Erfahrung sammeln und ihre Ausrüstung und Waffen verbessern, wird es besser, ja, aber im Großen und Ganzen spielt einfach der Zufall eine zu große Rolle. Ihr könnt auf dem Papier den perfekten Plan ausarbeiten und euch in optimale Angriffspositionen bringen: Wenn das Glück euch nicht hold ist, bringt das alles nichts. Und das sorgt für Frust.

Die Grundlagen für taktisches Vorgehen sind definitiv vorhanden. Zwischen den Missionen könnt ihr eure Wanzer anpassen und euch neue Ausrüstung kaufen. Auf den Schlachtfeldern habt ihr unterschiedliches Terrain und müsst euch in gute Positionen bringen. Es gibt Waffen mit hoher und kurzer Reichweite, ihr könnt euch schützen, reparieren und solltet immer das Schlachtfeld im Auge behalten. Die richtige Mischung ist der Schlüssel zum Erfolg, erst recht in Anbetracht des Zufallsfaktors möchtet ihr eure Chancen so weit verbessern, wie es möglich ist.

Ein Kampf in Front Mission 1st: Remake.
In den Kämpfen spielt der Zufall eine zu große Rolle.

An anderen Stellen sieht es besser aus

In anderen Bereichen präsentiert sich Front Mission 1st: Remake als eine gelungenere Neuauflage. Die Geschichte bietet Drama und Wendungen, ist gut erzählt, wenn auch nur in Form von Einblendungen der Köpfe und Textboxen. Technisch wäre da auch mehr möglich gewesen, zum Beispiel durch größere, lebendigere Porträts der Figuren, aber damit kann ich leben.

Das Grafik-Upgrade ist auf jeden Fall ansprechend, Front Mission 1st: Remake hat einen hübschen Look und legt gerade auch bei den Wanzern, die sogar über bewegliche Scheibenwischer verfügen, wert auf Details. Auf dem großen Fernseher kommt das noch besser zur Geltung als im mobilen Modus der Nintendo Switch. Wie ganz zu Anfang erwähnt, habt ihr ebenso die Möglichkeit, das Spiel im Original-Look zu spielen, müsst im Gegenzug aber auf die ganzen Verbesserungen verzichten. Dazu zählt unter anderem die drehbare Kameraperspektive, ebenso wurde etwa der Soundtrack angemessen modernisiert.

Front Mission 1st: Remake - Fazit

Der große Zufallsfaktor in Front Mission 1st: Remake ist in meinen Augen wirklich so etwas wie eine verpasste Gelegenheit. Ich mag es nicht, wenn Angriffe komplett dem Zufall überlassen werden und ich keinen tieferen Einblick darin habe. Ein XCOM zeigt mir zum Beispiel immer die Erfolgschance bei einem Schuss an. Da kann ich mich schon darauf einstellen, dass es vielleicht nichts wird, es aber dennoch versuchen. Wenn sich hier zwei Wanzer direkt Feld an Feld gegenüberstehen und daneben hauen oder mit ihren großen Kanonen vorbeischießen, wirkt das zuweilen eher unfreiwillig komisch.

Es trübt den Gesamteindruck, denn abgesehen davon ist es ein wirklich schönes Remake geworden. Angesichts des Zufallsfaktors würde ich es nicht uneingeschränkt jedem empfehlen. Wenn ihr das Original gespielt habt und liebt, wenn es euch nach einem Mech-Spiel dürstet, werft einen Blick darauf. Und wenn euch der Zufall nervt, schaltet auf einen niedrigeren Schwierigkeitsgrad, das macht es etwas besser.

Front Mission 1st: Remake Wertung: 7 / 10

Front Mission 1st: Remake - Pro und Contra

Pro:

  • Technisch gelungene Modernisierung
  • Eine spannende Geschichte, die aus zwei Blickwinkel erzählt wird
  • Guter Soundtrack
  • Im Detail anpassbare Mechs

Contra:

  • Der Zufall spielt im Kampf eine zu große Rolle
  • Einzelne Körperteile der Mechs lassen sich nicht anvisieren

Entwickler: Forever Entertainment - Publisher: Forever Entertainment - Plattformen: Nintendo Switch - Release: 30.11.2022 - Genre: Strategie, RPG - Preis (UVP): 34,99€

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