FUEL
ACTION / racer
FUEL ist Actionarcade, das Gaspedal euer bester Freund und wirklichkeitstrotzende Manöver euer Handwerk. Die größte Verfehlung des Fahrmodells dürfte darin bestehen, dass sich die Fahrzeuge alle noch ein wenig zu leicht anfühlen. Damit nicht jeder Baumstamm euch ausknockt, hüpfen die Vehikel schon mal einfach irgendwo entlang und schwören für ein paar Sekunden komplett der Wirklichkeit ab. Dann graben sich die Räder in den Dreck und es geht munter weiter.
Um Langeweile möglichst nie aufkommen zu lassen, wechseln sich die Aufgaben in den über 200 Rennen deutlich ab. Das etwas unbefriedigende, weil zu friedfertige Rammfest aus der Einleitung ist eine davon, einen Hubschrauber über unwegsames Terrain zu verfolgen, macht ihr auch nicht jeden Tag. Kleine Zeitrennen gehören dann schon eher wieder zum Standard. Diese Einzelmissionen sind die so betitelten Challenges, die ihr in jedem der 12 riesenhaften Areale findet, die normalen Karriererennen sind genau das: Rennen. Man wechselt stetig zwischen Checkpoint und Rundkursen ab und es fällt auf, dass die Rundkurse die Schmuckstücke des großen Repertoires beherbergen.
Hier könnt ihr gut die Tücken und Möglichkeiten der Strecke erkunden, was bei einem Querfeldeinritt über zehn Kilometer deutlich schwieriger fällt und dank der unsteten KI auch nicht sinnvoll scheint. Haltet drauf, rast nirgendwo rein, hofft das Beste. Dank des guten Fahrfeelings kommt hier immer noch eine ganze Menge Spaß auf, betont wird dann aber ganz deutlich die Action in dem Kunstwort Arcade-Action-Racer.
Sollte euch die Lust an den vorgegebenen Rennen mal verlassen, dann dürft ihr jederzeit in den freien Modus wechseln und eine Welt von der der Größe der Schweiz erkunden. Einer Schweiz, die leider ziemlich leer ist. Durch das postapokalyptische Wasteland im V8 zu cruisen, gehörte definitiv zu den Kindheitsfantasien, nur stellt sich das ziemlich schnell als irgendwie dröge heraus. Es gibt einfach nicht viel zu tun und entdecken. Ob man jetzt in einem verlassenen Truck dann doch noch ein langweilige Decal für das Bike findet, interessiert am Ende kaum. Ihr dürft das aber alles eh ignorieren und komplett bei den strukturierten Rennen bleiben.
Was euch diese Ausflüge in die Freiheit dann aber doch bieten, sind Landschaftsimpressionen. Das Dutzend Gegenden unterscheidet sich deutlich und reicht von Wüsten über Extremwaldsterben bis zu Gebirgshängen am Mount Rainier. Tag-, Nacht- und Wetterwechsel verwöhnen das Auge. Schon durch die schiere Größe und die extreme Sichtweite entsteht ein Gefühl der Glaubwürdigkeit diesen Arealen gegenüber, und von einer Bergkuppe aus den Sonnenuntergang zu beobachten, hat einfach was. Weniger romantisch, dafür wesentlich spektakulärer fielen die Witterungsbedingungen aus. Ihr trefft auf heftige Gewitter, Stürme, die auch schon mal Teile der Rennstrecke umreißen und sogar ausgewachsene Tornados.
Nur leider geizt FUEL mit diesen speziellen Reizen. Alle Jubeljahre trefft ihr mal auf ein solches Naturschauspiel, was zwar den Vorteil hat, dass die Freude daran sich nicht zu schnell abnutzt, einem danach viele der Strecken aber doch irgendwie öd und noch trostloser vorkommen. Dafür ruckelt es dann an diesen Passagen deutlich weniger. Einbrüche in der Framerate scheinen derzeit ein konstantes Problem aller Spiele zu sein, die ich teste, und FUEL steht dabei zu Glück nicht an der Spitze. Es ist aber trotzdem gut, dass es nie auf den letzten feinen Millimeter einer Lenkbewegung ankommt. Sobald besonders viele, besonders markante Ecken der USA ins Blickfeld rücken, gibt es hier und da ein paar unschöne Sprünge. Das trübt den an sich wirklich immer noch guten bis in Einzelmomenten spektakulären Eindruck zum Glück nur minimal.
Vergleicht man die Computerfahrer FUELS mit ihren Kollegen aus GRID oder DIRT, dann mag man kaum glauben, dass Codemasters diese Leistung des Asobo Studios absegnete. FUEL bietet eine ganze Reihe von Stärken und die weite, offene Welt zusammen mit dem GPS sind in dieser Form derzeit einmalig. Aber schöne Landschaftsimpressionen, Tornados und eine gewaltige Masse an Rennen bringen einen nur so weit, wenn es im Getriebe hakt. Mit einer solchen KI gewinnt kein Renner Sympathiepunkte, und sobald das Gefühl der Fairness leidet, dann geht es auch schnell mit dem Spielspaß nach unten. Was in der Weite der Landschaft ebenfalls verloren geht, ist das Gefühl für die Feinheiten einer Rennstrecke und damit auch der Wille, an diesen zu arbeiten.
Der Trick bei FUEL besteht darin, richtig an das Spiel heranzugehen. Begreift Ihr es als Racer, und sei es nur als Arcade, fällt schnell auf, wie wichtig die Details im Gameplay dieses Genres werden, sobald sie fehlen. Enttäuschung, Frust und schließlich Desinteresse müssen folgen. Lasst Ihr Euch dagegen auf einen beinahe reinen, brachialen Action-Reaktionstest ein, dann geben die Wastelands doch solides Spielvergnügen preis.
Wie bewerte ich das jetzt? Ich denke, ich zeige mich mal flexibel und bewerte FUEL: Das Action-Erlebnis, mit dem ich dann doch noch Spaß hatte.
FUEL ist ab sofort für Xbox 360, PS3 und PC erhältlich.