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Für einen Early-Access-Titel ist Master of Orion schon sehr weit…

Wenn das Spiel nicht gerade eure ganze Flotte in die Luft sprengt.

Es gab da einen Moment, bis zu dem ich die Early-Access-Version von Wargamings Master-of-Orion-Reboot sehr gerne gespielt habe. Ich sitze gemütlich vor dem Rechner, klicke mich Runde für Runde weiter, erforsche neue Technologien, verwalte die Konstruktionen auf meinen Planeten und schicke ein paar meiner Schiffchen durch die Gegend. Und dann, als ich den Knopf für die nächste Runde erneut drücke, ist plötzlich eine Explosion zu hören.

Erst mal denke ich mir nicht viel dabei und nehme an, dass irgendein KI-Schiff irgendwo in die Luft geflogen ist, aber die Nachrichtensendung des GNN (Galactic News Network) holt mich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Mysterious explosion blows up a human ship", heißt es darin kurz und knapp. Mein nächster Blick fällt auf den Planeten, auf dem meine große Flotte stationiert war. War, weil sie weg ist. Gänzlich weg. In Einzelteile zerlegt. Mehr als 30 verdammte Schiffe sind plötzlich nicht mehr da.

Kurzum: Ein schwerer Rückschlag für meine Streitkräfte, denn sonst habe ich nur noch fünf Zerstörer in der Hinterhand. Was mich hierbei aber vor allem aufgeregt hat, ist, dass ich absolut null Informationen zum Wie und Warum dieses Vorfalls vom Spiel erhalte, zumal die Nachrichtensendung nur von einem Schiff sprach. Aber selbst wenn es nur ein einzelnes Schiff gewesen wäre, würde ich mir nicht einfach nur „shit happens" denken, sondern wissen wollen, was da zur Hölle gerade passiert ist. Als die Titanic unterging, dachte die White Star Line ja auch nicht, dass eins ja keins ist. Dann noch kurz einen Blick auf die Spielstände geworfen und festgestellt, dass der letzte Autosave genau nach diesem Vorfall angelegt wurde und die letzte manuelle Speicherung schon wieder 40 Runden zurückliegt. 40 Runden, in denen ich einige Schlachten führte, Planeten kolonisierte und die Galaxie erkundete. Darauf hatte ich dann aber erst mal keine Lust mehr.

Am Anfang spielt ihr ein bisschen Gott.

Es ist mir schon klar, dass das alles noch Early-Access ist und ich hoffe, dass es sich hierbei lediglich um einen Bug handelt, der in einem künftigen Update ausgemerzt wird. Denn wenn ich tatsächlich Angst haben müsste, dass plötzlich ganze Flotten von mir wie aus dem Nichts explodieren, würde ich einen großen Bogen um das Spiel machen. Aber okay... Nachdem ich mir ein bisschen den Frust von der Seele geschrieben habe, kann ich nichtsdestotrotz sagen, dass Master of Orion ansonsten für ein Early-Access-Spiel schon sehr gut läuft - es ist definitiv nicht so „early" wie manch andere Titel mit diesem Logo.

Was nicht heißen soll, dass schon alles perfekt wäre, wie es ist, aber es ist ein gutes Grundgerüst, das mit weiterem Feinschliff und zusätzlichen Verbesserungen beziehungsweise Erweiterungen noch sehr viel besser werden kann. Aller Anfang stellt sich auch in Master of Orion so dar, wie ihr es aus den Vorgängern oder vergleichbaren 4X-Strategiespielen kennt. Ihr legt erst mal fest, welche Rasse ihr spielen wollt. Derzeit stehen erst mal sechs Spezies zur Verfügung, später kommen noch vier weitere hinzu und ihr werdet selbst kreativ werden können - die Möglichkeit zur Erstellung einer eigenen Rasse ist derzeit aber noch nicht vorhanden. Wie gewohnt verfügen die einzelnen Parteien über verschiedene Spezialitäten, Boni und Eigenschaften. Die Menschen haben beispielsweise eine höhere Chance, dass andere Rassen bei Gesprächen auf Deals eingehen, andere sind wiederum bessere Forscher, verbrauchen weniger Nahrung oder haben größere Heimatwelten.

Noch viel zu entdecken.

Ebenso legt ihr die Größe der Galaxie und ihr Alter fest, die Zahl der KI-Gegner, ob es zufällige Ereignisse, Piraten, Monster und dergleichen gibt. An die Map-Ausmaße eines Galactic Civilizations 3 auf der höchsten Stufe kommt Master of Orion aber nicht heran. Als Schwierigkeitsgrad ist derzeit nur „average" wählbar, daher ist die Herausforderung noch nicht unbedingt allzu groß. Das alles ist der Ausgangspunkt eures Weltraumabenteuers, das ihr mit eurem eigenen Heimatplaneten beginnt. Von dort aus schickt ihr eure Schiffe in die Galaxie, erkundet fremde Sonnensysteme, entdeckt interessante Welten zur Kolonisierung, knüpft neue Kontakte mit anderen Rassen, forscht nach neuen Technologien und so weiter - das Spielchen ist bekannt.

Beim Aufeinandertreffen mit anderen Kulturen ergeben sich letztlich drei Möglichkeiten: Ihr ignoriert euch weitestgehend, arbeitet zusammen oder seid euch spinnefeind. Das hängt im Endeffekt auch davon ab, mit wem ihr es gerade zu tun habt. Manche Rassen mögen es etwa gar nicht, wenn ihr ihnen zu nahekommt oder Kolonien in ihrer unmittelbaren Nähe errichtet, andere sind dahingehend schon offener und einladender, was sich aber im Nachhinein auch als schlechte Entscheidung entpuppen kann. Schließlich ist es durchaus möglich, erst mal einen auf Freund zu machen, sich das Territorium des Gegenübers genau anzuschauen und insgeheim eine Invasion vorzubereiten. Nicht, dass ich so gemein wäre und das tun würde... meisten jedenfalls nicht. Wobei man sagen muss, dass eure Mitstreiter derzeit auf dem einzig wählbaren Schwierigkeitsgrad noch recht umgänglich sind, sofern ihr sie nicht provoziert. Abgelehnte Bitten, Vorschläge oder ein aggressives Vorgehen eurerseits schädigen euer Ansehen bei ihnen, kommt ihr ihnen entgegen, wirkt sich das wiederum positiv aus.

Diverse neue Technologien wollen erforscht werden.

Früher oder später kommt es aber irgendwann doch mal zum Kampf, ob nun gegen eine verfeindete Rasse, Piraten oder Weltraummonster. Bei entsprechender Ausdehnung eures Imperiums müsst ihr natürlich auf eine vernünftige Verteilung eurer Streitkräfte achten. Je mehr Planeten und Sternenbasen ihr errichtet, desto mehr Schiffe könnt ihr bauen, ohne dafür zusätzliches Geld pro Runde zahlen zu müssen. Das kann sogar eine taktische Komponente sein, denn befindet ihr euch über dem Limit eurer Kommandopunkte, müsst ihr eben zusätzliches Geld dafür investieren. Und geht euch das Bare aus, verschrottet das Spiel automatisch Schiffe, bis ihr wieder Profit einfahrt.

Die Raumkämpfe selbst sind bislang keine große Herausforderung oder in irgendeiner Weise besonders spannend. Ihr könnt euren Schiffen in der Echtzeitdarstellung zwar Ziele zuweisen, aber große Auswirkungen hat das nicht. Ihr seht auf der Galaxie-Karte die jeweiligen Flottenstärken und wenn ihr eine Flotte ausgewählt habt, den Cursor über eine Feindflotte bewegt und die Erfolgschancen seht, wisst ihr eigentlich auch schon, ob ihr gewinnen oder verlieren werdet. Stehen eure Chancen zu schlecht, müsst ihr einfach noch so lange Schiffe ergänzen, bis die Leiste ein Stückchen weiter in den grünen Bereich wandert. Diese Zahlenspielchen machen es euch einfach, vorab eine Einschätzung zu erhalten, gleichzeitig machen sie aber die 3D-Darstellung irgendwie überflüssig, da ihr die Schlachten gleich simulieren lassen könnt. Das Ganze ist mehr ein kurzes Intermezzo, bisher zumindest kein strategischer oder integraler Teil des Spiels.

Um den Weltraumdrachen zu bezwingen, braucht ihr schon eine größere Flotte.

Irgendwann hat jedenfalls auch Master of Orion mal ein Ende, in diesem Fall nach 500 Runden. Ob sich das später noch anpassen lässt oder ob ihr anschließend einfach weiterspielen dürft, kann ich noch nicht sagen, da ich bislang nicht so weit kam, Gründe siehe oben. Es gibt jedenfalls verschiedene Siegbedingungen. Drei Stück sind es derzeit, sie richten sich nach dem höchsten Punktestand nach der letzten Runde, eurer erlangten Macht und danach, wie oft ihr als Anführer des galaktischen Rats gewählt wurdet. Zwei weitere Siegbedingungen für den technologischen und wirtschaftlichen Erfolg folgen später.

Betrachtet man die aktuelle Early-Access-Version von Master of Orion aus technischer Perspektive, gibt es wenig zu meckern. Sieht gut aus und läuft gut. Hier scheinen die Entwickler schon nah an dem zu sein, was die finale Version bieten wird. Spielerisch gibt es aber noch die ein oder andere Baustelle, an der gearbeitet werden sollte. Abseits dieses einen, zu Anfang beschriebenen Frustmoments hatte ich zwar durchaus meinen Spaß mit dem Spiel, allerdings fehlt es ihm derzeit noch an der echten Tiefe. Ich vermisse die Spionage und damit verbundene Möglichkeiten, weitere Schwierigkeitsgrade und in den Kämpfen entscheidet überwiegend Masse statt Klasse. Mir fehlt noch das gewisse Etwas, das mich glauben lässt, dass ich damit auch langfristig, über mehrere Durchgänge hinweg meinen Spaß haben werde. Aber noch ist Master of Orion ja nicht fertig. Viel Potential ist vorhanden und ich bin sehr gespannt, was sich in nächster Zeit tun wird.

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Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.
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Master of Orion

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