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Fussball Manager 13 - Test

Neue Features lösen nicht immer alte Probleme

Mit dem Fussball Manager 13 verhält es sich in diesem Jahr so ähnlich wie mit Borussia Mönchengladbach in der bisherigen Saison. Man holt nicht wirklich das aus sich heraus, was eigentlich an Qualität in einem steckt, man macht Fehler und will irgendwie nicht so recht in Fahrt kommen. Damit wir uns nicht falsch verstehen: Unter der Haube steckt immer noch ein solides Grundgerüst, das zwar durchaus erweitert und mit neuen Features bedacht wird. Allerdings vergisst man dabei, sich um schon existente Problemchen ausreichend zu kümmern und ist nicht ganz konsequent bei der Verknüpfung neuer Features mit den vorhandenen.

Ein perfektes Beispiel dafür ist die Team-Dynamik. Eigentlich eine entscheidende Sache im Fußball, denn wenn ein Team sich nicht versteht, nicht zusammenspielt und untereinander ungesunde Rivalitäten entstehen, kann am Ende nicht viel dabei herauskommen. Dementsprechend zeigt die Team-Dynamik im Fussball Manager 13 all die kleinen Problemchen an, die so in den Köpfen der Spieler herumschwirren. Der eine wünscht sich mehr Gehalt, ein anderer will offensiver spielen und wieder ein anderer defensiver, während ein weiterer Kicker gerne Spielmacher wäre. Das sind alles Dinge, bei denen ihr den goldenen Mittelweg finden müsst, denn ihr werdet es wahrscheinlich nie schaffen, dass sämtliche Spieler zu 100 Prozent zufrieden sind.

Aber dennoch gab mir das Spiel nie so richtig das Gefühl, dass ich als Trainer wirklich entscheidend Einfluss auf das nehmen konnte, was da so gerade passierte. Ich begann meine Karriere beim 1. FC Saarbrücken in der 3. Liga und kletterte gleich in der ersten Saison schon auf einen Aufstiegsplatz - nach meinen zuletzt eher schlechten Starts in den FM während der letzten Jahre eine kleine Überraschung für mich. Nächste Saison also Liga zwei und der gnadenlose Untergang. Obwohl ich den schwächsten Kader der Liga hatte (wenn auch lediglich 30 bis 40 Stärkepunkte vom Mittelfeld entfernt), war ich doch weitestgehend chancenlos. Und egal was ich tat, es half nichts. Ob Ansprachen, Gespräche, Spieler- oder Taktikwechsel. Zur Halbzeit der Saison nahm ich dann von meiner Seite aus den Hut und löste den Vertrag auf (hätte wohl ohnehin nicht mehr lange gedauert, bis der Verein das getan hätte).

Nach kurzer Pause hieß die nächste Station dann St. Pauli, ebenfalls in der zweiten Liga. Den Rest der Rückrunde kümmerte ich mich um das Team und hielt sie im Mittelfeld. Das galt auch für die erste Hälfte der darauffolgenden Saison, aber zur Rückrunde dann auch hier plötzlich der völlige Einbruch? Warum? Gute Frage, es war mir nicht wirklich ersichtlich. Im Gegensatz zu Saarbrücken zuvor lag ich mit der Teamstärke eigentlich auch im guten Mittelfeld, aber irgendwie ... klappte das nicht so recht. Selbst eine 3:8 Heimniederlage gegen Braunschweig war drin, wenn ich hier auch nie so recht verstanden habe, warum meine Mannschaft plötzlich derart einbrechen konnte. Selbst bei St. Pauli probierte ich verschiedene Möglichkeiten aus, um den Abstieg zu vermeiden, aber daraus wurde letztlich nichts.

Das Problem hierbei ist auch, dass unweigerlich Moral und Stimmung sinken und man in den Spielergesprächen nicht wirklich die Chance hat, dem entgegenzuwirken. Die Optionen entsprechen weitestgehend denen der letzten Jahre, also "Gib im Training alles!", "Im nächsten Spiel brauche ich dich in Topform!" und so weiter. Schon im letzten Jahr wünschte ich mir hier mehr Optionen, die mehr ins Detail gehen und auch wirklich Auswirkungen zeigen. Wenn jemand wiederholt zu spät zum Training kommt, Massagetermine ausfallen lässt, warum kann ich ihn dann nicht mal darauf ansprechen oder eine Strafe für genau dieses Vergehen aussprechen? Im Gegenteil: Ich muss es einfach hinnehmen. Und wenn ich dann doch mal einen Spieler kritisierte ("So geht das nicht weiter!"), schloss er gleich mit dem Verein ab und wollte unbedingt weg. Na toll, die Option wähle ich schon mal nicht mehr. Aber wie gesagt, es mangelt an kontextuellen Entscheidungen, die das aktuelle Tagesgeschehen betreffen.

Ähnliches gilt für die Ansprachen vor dem Spiel und während der Halbzeitpause. Ich spüre nicht wirklich die Auswirkungen. Meistens hatte ich eher das Gefühl, dass sich die Mannschaft trotz vorhandenem Stärkevorteil und deutlicher Ansage - "das gewinnen wir auf jeden Fall" - eher schwerer tat. Freuen würde es mich auch, wenn man endlich die Ansprachenpunkte aus dem Spiel werfen würde, denn bei Erfolglosigkeit hat man irgendwann sowieso nur noch die Ansprachen zur Verfügung, die keine Punkte kosten. Dann doch lieber die Ansprachen, die derzeit vielleicht bis zu zwei Punkte kosten, immer verfügbar machen und weitere Optionen nach und nach mit jedem steigenden Managerlevel freischalten. Und auf jeden Fall mehr Wahlmöglichkeiten mit einbringen. Bei einem 0:2 oder 0:3 lediglich mit einem emotionslosen "Das war nicht unser Matchplan" oder "Macht es so, wie wir es im Training einstudiert haben" reagieren zu können, wäre jedenfalls nicht meine Vorstellung einer angemessenen Ansprache bei dem Spielstand. Dabei sei noch angemerkt, dass sich diese Probleme besonders bei "schwächeren" Vereinen bemerkbar machen, also den Nicht-Top-Klubs. Wenn ihr euch eine Mannschaft wie den FC Bayern, den FC Barcelona oder Chelsea schnappt, die alleine schon mit ihrer Qualität und Spielstärke dominieren, habt ihr weniger Schwierigkeiten damit.

All diese Details, die im Fussball Manager 13 stecken, überhaupt zu haben, ist ohne Frage eine tolle Sache. Man sieht auf einen Blick, wer mit wem harmoniert, wer mit jemand anderem befreundet ist (gibt Pluspunkte), wem etwas nicht passt und all die Probleme, die sich ergeben. Woran es einfach mangelt, sind vielfältigere Möglichkeiten, angemessen darauf zu reagieren - und die (positiven) Auswirkungen zu spüren zu bekommen.

Und wie gesagt, auch der Fussball Manager 13 strotzt wieder vor unzähligen Detailverbesserungen, die keineswegs eine schlechte Sache sind. Die Standardauflösung wurde etwa auf 1280x1024 Pixel erhöht, die Kaderplanung erlaubt eine genaue Betrachtung und Berechnung der Stärkeveränderung durch neue Spieler, die Gerüchteküche zeigt euch womöglich interessante Spieler an und dergleichen - solche Kleinigkeiten sind praktisch tonnenweise vorhanden. Daran gibt es absolut nichts zu bemängeln, nur würde es in einem etwas helleren Licht dastehen, wenn andere Teile des Spiels zu 100 Prozent funktionierten. Stattdessen lassen sie mich weitestgehend mit einem Fragezeichen über dem Kopf vor dem Bildschirm sitzen, ob der offensichtlichen Unfähigkeit meiner Spieler.

Zu den netten Neuerungen zählt etwa auch das an Origin geknüpfte Achievement-System, das euch für bestimmte Aktionen, mehrere Siege in Folge, erzielte Tore eurer Spieler und vieles mehr, mit FM-Mark und Managerpunkten belohnt. Die FM-Mark könnt ihr wiederum in die Freischaltung ein paar zusätzlicher Features investieren. Dazu zählen etwa Kleinigkeiten wie bessere Häuser, die ihr euch als Manager kaufen könnt, aber auch Dinge wie mehr Gesprächsoptionen pro Woche, eine Team-Matrix (Erweiterung der Team-Dynamik) oder gar die Möglichkeit, einen Investor mit an Bord zu holen. Großer Nachteil: Wenn ihr einen kleinen Zeitraum simulieren wollt - wie ich es etwa bei ein paar Wochen mit Freundschaftsspielen getan habe -, wird das System für den aktuellen Spielstand deaktiviert (bei vorheriger Warnung). Soll heißen: Ihr könnt keine neuen Achievements sammeln. Die Frage ist, warum? Bitte ändern! Das wirkt ziemlich demotivierend bei einem eigentlich als Motivation gedachten System.

Damals, als mich Managerspiele noch monatelang vor den Bildschirm fesselten...

Eine weitere Baustelle des Fussball Manager 13 ist der 3D-Modus. Zugegeben, wenn es nach mir ginge, könnte man den auch gleich komplett streichen und sich auf den von mir bevorzugten Textmodus konzentrieren, aber okay. Ist drin, will bewertet werden, also wird er natürlich angeschaut. Und dann zeigen sich auch gleich die Gründe, warum ich ihn normalerweise nicht nutze. Tatsache ist nämlich, dass viele taktische Vorgaben zum Beispiel nicht umgesetzt werden, etwa was das Angriffsspiel betrifft (über Flügel, durch die Mitte, etc.). Manchmal drehen auch die Stürmer plötzlich ab, wenn sie eigentlich doch frei vor dem Tor sind, einfach draufschießen könnten. Ich hab extra nachgeschaut: Chuck Norris stand nicht zwischen den Pfosten, es bestand also kein Grund, hier Angst zu bekommen und abzudrehen. Mit der etwas eingerosteten Grafik des 3D-Modus - der noch die letztjährige Engine nutzt - kann ich leben, mit den inhaltlichen Problemen eher weniger.

Der Textmodus ist dahin gehend etwas befriedigender, wobei man sich nie ganz so sicher sein kann, ob die Entscheidungen, die man per Tastendruck aufs Spielfeld schreit, auch wirklich die gewünschten Auswirkungen haben. Jedenfalls konnte ich die Situationen, in denen meine Mannschaft dem Text zufolge nun konzentrierter agierte, nachdem ich "Konzentration!" brüllte, in den drei gespielten Saisons bislang an einer Hand abzählen. Hinzu kommen Ergebnisse wie das schon angesprochene 3:8 gegen Braunschweig, bei denen plötzlich eine Mannschaft absolut aufdreht und man im Prinzip keine Chance mehr hat, irgendwas zu tun. In die Kategorie "ganz nett" fallen auch die Optionen, Elfmeter selbst zu schießen beziehungsweise in bestimmten Situationen Entscheidungen zu treffen. Braucht man nicht und wenn man es nicht will, kann man es auch einfach abschalten. Was mir in meinen ganzen Partien allerdings auffiel, war, dass unverhältnismäßig viele automatisch geschossene Elfmeter in den Partien, an denen ich beteiligt war, gehalten oder verschossen wurden. Ob das nun ein kleiner Bug oder einfach Pech ist? Wer weiß ...

Ich erinnere mich noch an früher, als ich monatelang, ja jahrelang den Bundesliga Manager Professional und später den Bundesliga Manager Hattrick gespielt habe. Beide waren vielleicht noch nicht ganz so komplex wie der heutige Fussball Manager, aber sie schafften es im Gegensatz zu ihm, mich so dermaßen lange vor den Bildschirm zu fesseln, mir ein befriedigendes Gefühl beim Spielen zu vermitteln. Zugegeben, früher war meine Auswahl an Spielen nicht so groß wie heute, aber gerade deshalb muss es der Fussball Manager umso mehr schaffen, weil heute einfach mehr Spiele um meine Freizeit buhlen. Aber aktuell gelingt es einfach nicht, mir ein solches Gefühl zu vermitteln. Ich habe den Eindruck, meine Mannschaften nicht wirklich zu erreichen, keinen Einfluss auf das Geschehen zu haben, was unter anderem auch an den vor mir erwähnten und nicht vorhandenen kontextuellen Gesprächsoptionen liegt, aber ebenso auch an Fehlern.

Ich kann verstehen, dass sich bei einem solchen Monster von einem Spiel, das der Fussball Manager sein muss, schon mal Fehler einschleichen, nur sollte man auch mal Probleme richtig anpacken und lösen, bevor man neue (und durchaus sinnvolle) Features integriert. Das ist dann auch das, was ich mir für Patches, spätestens aber für den Nachfolger erwarte. Es muss sich in einigen Bereichen dringend was tun - Gesprächsoptionen, Einflussnahme, Spiellogik, 3D-Modus -, dann wird aus dem Fussball Manager nämlich wieder ein richtig rundes Produkt. Und dafür drücke ich beide Daumen, auch um der alten Zeiten willen, in denen ich viel Spaß mit Managerspielen hatte. Ich hätte nämlich nichts dagegen, diese Zeiten wieder aufleben zu lassen, wenn mir das Spiel nicht die Freude daran raubt.

7 / 10

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Benjamin Jakobs Avatar
Benjamin Jakobs ist Leitender Redakteur, seit 2006 bei Eurogamer.de und schreibt News, Reviews, Meinungen, Artikel und Tipps.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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