gamescom 2017: Kanzlerin Merkel eröffnet die Messe und betont die Wichtigkeit der Spieleindustrie
Erfreuliche Worte zur Eröffnung.
Wenn man so will, kann man die gamescom 2017 als etwas Besonderes erachten, denn bislang waren hochrangige Politiker eher selten zu Gast bei der wichtigen Spielemesse. Dass nun die Bundeskanzlerin selbst die Messe eröffnet, lässt darauf hoffen, dass man auch in der Politik das gewaltige Potenzial der Spieleindustrie endlich wahrnimmt. Es mag zwar auch zu einem guten Teil dem Wahlkampf geschuldet sein, doch das tut dem positiven Aspekt und der Aufmerksamkeit, die die Branche dadurch bekommt, keinen Abbruch.
Kanzlerin Merkel bezeichnete zu Beginn ihrer Rede die "Computer- und Videospiele als Kulturgut" und hob sie als "Innovationsmotor und als Wirtschaftsfaktor von allergrößter Bedeutung" hervor. Das ist womöglich ein Indikator dafür, dass die Killerspiel-Thematik zugunsten positiver Aspekte des Mediums wie den Möglichkeiten für Bildung und Arbeit in den Hintergrund rückt.
Computerspiele als Lehrmittel
"Computerspiele dienen der Unterhaltung, aber sie können genauso Begeisterung für Wissenschaft und Technik entfachen", so Kanzlerin Merkel. Sie betonte auch das hohe Potenzial für das spielebasierte Lernen und hält es für eine gute Nachricht, wenn Lehrer geeignete Computerspiele im Unterricht einsetzen, um den Umgang mit dem Medium und der Technologie zu trainieren. Dafür soll in einer gemeinschaftlichen Aktion zwischen Bund und Ländern eine Plattform eingerichtet werden, um derartige Inhalte den Ländern und Kommunen zur Verfügung zu stellen.
Dabei darf man natürlich die Sicherheit und den Datenschutz nicht außer Acht lassen. Kinder und Jugendliche als Grenzgänger zwischen realen und virtuellen Welt zu begleiten, ist eine forderndere Aufgabe. Es muss darauf geachtet werden, dass Spiele und Apps den Anforderungen des Datenschutzes genügen, so Merkel. Die Stiftung Warentest und das Kompetenzzentrum für Jugendschutz im Internet nennt die Kanzlerin in diesem Zusammenhang als erfolgreiche Beispiele, fordert aber auch die Spieleentwickler dazu auf, ihre Software immer wieder zu verbessern.
Auch auf das Thema Gewaltspiele ging Frau Merkel kurz ein. Für sie selbst steht es außer Frage, dass es eine zweifelsfreie pauschale Antwort auf die Frage, "ob und in wie weit Gewaltspiele schädlichen Einfluss auf die Entwicklung junger Menschen nimmt", nicht gibt. Man muss aber auf die Sorgen und Bedenken immer wieder ernst nehmen. Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Spielen ist von allergrößter Bedeutung, wir müssen alle dafür sensibilisieren", so Merkel.
Die Zukunft der Spielebranche und der digitalen Welt Deutschlands
Die Kanzlerin hebt in ihrer Ansprache besonders die Wichtigkeit und die Synergien der branchenübergreifenden Entwicklungen zwischen Computerspielen und Industrie hervor. "3D, Augmented Reality, Virtual Reality und Künstliche Intelligenz sind die High-Tech-Beispiele, die auch in der Industrie Verwendung finden und zunehmend an Bedeutung gewinnen."
"Wer heute Entwickler in der Spielebranche ist, kann morgen vielleicht seine Kenntnisse auch in neue Anwendungen und Geschäftsfelder der Industrie einbringen", so die Kanzlerin. Daher sei man auch daran interessiert, in Deutschland nicht nur gute Spieler hervorzubringen, sondern auch gute Spieleentwickler. Die digitale Bildung zu stärken, zählt daher zu den wichtigsten Handlungsfeldern.
In diesem Zusammenhang ging sie auch darauf ein, dass Deutschland gerade bei der Entwicklung und Förderung von Spielen und zukünftigen Köpfen in der Branche noch etwas hinterherhinkt. Speziell im Vergleich mit Ländern wie Kanada, Frankreich oder Polen ist die Förderung und Finanzierung von Start-up-Unternehmen in der deutschen Spieleindustrie stark abgeschlagen. Das soll sich künftig ändern. Merkel stellte ein Treffen aller Beteiligten in der nächsten Legislaturperiode in Aussicht. Dort will man Konzepte erarbeiten, mit denen die Spieleentwickler in Deutschland die gleichen Chancen erhalten sollen wie in anderen Ländern mit Vorreiterstatus.
Ebenso ging die Bundeskanzlerin auf die Digitalisierung von Deutschland und Europa ein, damit der Spielemarkt, das digitale Miteinander, aber auch die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen weiter gefördert wird. Dazu soll in den kommenden Jahren der Breitband-Ausbau bis in den Gigabit-Bereich vorangetrieben werden, wobei die ländlichen Gebiete nicht zu kurz kommen sollen. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Versprechen auch wirklich in die Tat umgesetzt wird.
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