gamescom angespielt: Homefront - The Revolution
Das bessere Far Cry dank Beton-Dschungel?
Was ist das überhaupt?
Der Nachfolger zu einem Spiel, das nicht unbedingt einen verdient gehabt hätte. Umso überraschender, dass Homefront: The Revolution einer der unterhaltsamsten Titel war, die ich auf der Messe selbst anspielen durfte. Ein urbanes Far Cry mit taktischer Tiefe und spielerisch interessanten Umgebungen.
Warum sollte es mich interessieren?
Weil mit Dambuster ehemalige Timesplitters-Entwickler am Werk sind und der Titel mittlerweile einfach wirklich gut aussieht. Betrachtete ich bisher immer die offenen, natürlichen Umgebungen eines Far Cry als dessen größte Trumpfkarte, ließ mich Homefronts verfallener Vorstadtdschungel das noch einmal überdenken. In Sachen Fortbewegung, Schlachtfeld-Feeling und taktische Möglichkeiten waren die ausgebombten Wohnhäuser, die in der Mehrzahl sogar betretbar waren, deutlich dynamischer und interessanter zu bespielen als die Hügel der Himalaya-Hochebene.
In Homefronts Philadelphia legte ich mich in einem Fenster eines zerschossenen Apartmentgebäudes auf die Lauer, wartete auf eine Patrouille, die die Straße draußen passierte. Dann war der Moment gekommen: Ich warf zwei selbstgebaute Handgranaten unter den bewaffneten Jeep, eröffnete kurz das Feuer und wechselte in Guerrilla-Manier direkt die Position. Verschiedene Etagen, zahllose Tunnel, Löcher im Mauerwerk und all die architektonischen Vorzüge einer dicht besiedelten Gegend lassen die Karte deutlich größer wirken, als sie vermutlich ist, und gestalten das Spielfeld sehr viel aufregender.
Was mir außerordentlich gut gefiel, war das Gefühl, dass die Schlacht auch ohne mich weiterging. Das soll laut Kershner bei allen der Strikes genannten, dynamisch generierten Missionsziele auf der Karte so sein. Zu Beginn meiner halbstündigen Anspielsitzung befahl mir meine Vorgesetzte, mich einem Kampfverband anzuschließen. Natürlich nutzte ich die Gelegenheit, alles andere zu tun als das und mich erst einmal in der Umgebung auszutoben, zu looten und hier und da KPA-Truppen anzugreifen, die erklärterweise nicht mein Ziel waren. Während ich mich in meiner Befehlsverweigerung erging, kamen mehrfach Funksprüche herein, die signalisierten, dass man durchaus meine Hilfe gebrauchen könnte.
Ich war tatsächlich in der Lage, diese so lange zu ignorieren, dass ich irgendwann komplett den Faden verloren hatte, was nun warum zu tun ist und wo - heutzutage lassen das Shooter eigentlich nicht mehr zu. Das war eine sehr angenehme Erfahrung, auch wenn es natürlich Kampagnen-Missionen gibt, die ihr schon selbst absolvieren müsst. Die Welt fühlt sich hier einfach deutlich kriegerischer, besetzter und - im spielerischen Sinne - belebter an als in vergleichbaren Titeln.
Auch die unglaubwürdige Prämisse des ersten Teils wurde rückwirkend umgeschrieben, wie mir C.J. Kershner, Senior-Narrative-Designer des Studios, im Gespräch verriet: The Revolution spielt in einer alternativen Zeitlinie, in der sich ab den 50er-Jahren etwas grundlegend anders entwickelt hat und damit die Übernahme der USA durch Nordkorea etwas wahrscheinlicher wirkt. Ganz so lächerlich ist es also nicht mehr. Persönlicher Fettnapf: Auf die Frage hin, ob es knifflig war, auf ein Spiel mit einer derart albernen Prämisse angesetzt zu werden, gab mir Kershner mit einem Schmunzeln zu verstehen, dass er Autor des ersten Teils war. Er nahm es mit Humor - zum Glück habe ich nicht gesagt, es sei schlecht geschrieben gewesen.
Was kann noch schiefgehen?
Die neben der PC-Version präsentierte Xbox-One-Fassung sah noch ziemlich ruppig aus, spielte sich aber solide. Bei einem Spiel in Prä-Alpha-Phase ist das nicht allzu ungewöhnlich, aber im Auge behalten sollte man es schon. Die PC-Version lief unterdessen traumhaft flüssig, sehr stabil und sah auch nach CryEngine aus. Was das bedeutet, wisst ihr. Ansonsten muss ich lange nachdenken, was hier noch schiefgehen könnte. Wie bei dieser Sorte Titel könnte die Kampagne ohne Höhepunkte verlaufen, die Geschichte die Intelligenz der Spieler beleidigen. Aber das sind Worst-Case-Szenarios, die ich mir hier gerade aus den Fingern sauge. Ich hatte direkt Lust weiterzuspielen. Die Ermüdungserscheinungen, die nach Far Cry 4 einsetzten, waren sofort wie weggeblasen, so sehr verändert die Übersetzung der eigentlich sehr vertrauten Mechaniken aus Looten, Crafting und Hit-and-Run-Geballer in eine hart umkämpfte städtische Umgebung mit viel City-17-Flair das Spielgefühl.
Wie wird es denn?
Ich hätte im Vorfeld der Messe nicht gedacht, dass Homefront neben den zahlreichen Virtual-Reality-Erlebnissen einer der interessantesten Termine auf meinem Kalender sein würde. Aber da war ich nun, modulierte eine Schrotflinte zu einen Mörser um, der flammender Schrapnelle regnen ließ, und holte mir Stück für Stück zwei, drei Straßenzüge der Red Zone Philadelphias zurück. Hätte man mich nicht rausgeworfen, ich hätte noch lange, lange weitergemacht.
Wann kommt es und für was?
2016 für PC, Xbox One und PlayStation 4