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gamescom angespielt - Injustice 2

Rollenspiel-Elemente in einem Prügler? Geht das?

Was ist das überhaupt?

Der dritte DC-Prügler, den NetherRealm für Warner macht, wenn man Mortal Kombat vs. DC Universe mitzählt. Ein Prügler, der schnörkellos-rabiate Action und Spektakel in den Vordergrund stellt und alleine wegen des hoffentlich wieder fantastischen Story-Modus viel Aufmerksamkeit verdient. Schon seit einer Weile sind die Geschichten, die Ed Boons Martial-Arts-Spaßmacher in ihren Kampagnen erzählen, eines der Highlights des Genres.

Warum sollte es mich interessieren?

Und das ist auch wohl der zentrale Aufhänger: Während man sich hier so durchholzt, hat man fast das Gefühl, eine eigene Mini-TV-Serie zu erleben. Das war zumindest bei den letzten Spielen des Studios so. Die Kostüme mögen Geschmackssache sein, aber fast immer fällt NetherRealm eine clevere Art ein, den Konflikt so interessant zu inszenieren, dass man das ständige Charakter- und Level-Hopping sowie die Tatsache, dass etwa Harley Quinn in der Lage ist, Wonder Woman zu vermöbeln - die Rechtfertigung, die Injustice 2 dafür parat hat, ist mir noch nicht bekannt - problemlos akzeptiert. Wer immer dachte, die Geschichte in einem Beat 'em Up sei egal, der hat diese Spiele nicht erlebt.

Injustice 2 - AnkündigungstrailerAuf YouTube ansehen

Einen weiteren Paradigmenwechsel für das Genre versuchen die Entwickler mit dem neuen Level-up- und Loot-System. Dabei handelt es sich tatsächlich um die Rollenspielelemente, nach denen sich das anhört. Wann immer ihr im Level aufsteigt, hagelt es neue Ausrüstungsgegenstände. Brustpanzer, Kampfhandschuhe, Beinschienen und Masken unterschiedlich rarer Ausführung beeinflussen die Basiswerte Stärke, Geschicklichkeit, Defensive und Lebensenergie. Tatsächlich sollen sie sogar neue Moves freischalten. Ich dachte kurz, ich hätte mich verhört, aber es ist wohl wirklich so: Zwei Kämpfe zwischen Batman und Gorilla Grodd - einer in ihrer Basis-Ausführung und einer mit seltenen Ausrüstungsgegenständen bewies, die Streithähne veränderten sich nicht nur optisch maßgeblich, auch ihre Attacken wurden brachialer.

In der Theorie eine schöne Art, Zeitinvestitionen des Spielers mit der Eskalation ihrer Macht zu belohnen. Aber wohl auch ein Horror, wenn man für Balance sorgen muss. Dem Matchmaking bleibt es überlassen, nur die Spieler zusammenzustecken, die einen vergleichbaren Ausrüstungslevel erreicht haben. Und selbst dann muss man sich fragen, ob das die angepeilte Machtsteigerung nicht ein Stück weit relativiert. Aber eine interessante Neuerung ist es allemal. Ich begrüße diesen Versuch aber ausdrücklich, zumal die Matches wirklich toll anzusehen waren und sich in der Anspielsitzung auch so anfühlten.

Die Angriffe und Specials sowie die Kontextabhängigen Arena-Aktionen und die mehrstufigen Stages sorgen für viel Schadenfreude. Und wenn die Supers landen, kann man sich für ein paar Sekunden zurücklehnen und eine kinofilmreife Animation einer übermenschlichen und je nach Charakter erfrischend zotigen Tracht Prügel genießen. NetherRealm umschifft hier gekonnt das Problem, zwar keine gemeinen Fatalities inszenieren zu können, diese speziellen Manöver aber trotzdem außergewöhnlich und schmerzvoll aussehen zu lassen. Toll.

Wonder Woman und Blue BeetleAuf YouTube ansehen

Was kann noch schiefgehen?

Schwer abzuschätzen bei einem so routinierten Team wie diesem. Was interessant war: Trotz des aktuell laufenden Aufbaus des DC-Kinouniversums halten sich alle Figuren doch auffällig fern von ihren Filmvorbildern. Aquaman ist zum Beispiel das diametrale Gegenteil seines von Jason Momoa verkörperten Filmpendants, Superman hat mit Henry Cavills Darbietung nichts zu tun und Ben Affleck kennt Batman auch nur aus Klatschblättern. Wie Comicfans mit der dauernden Modifikation der Kostüme durch stückweise Upgrades umgehen werden, bleibt abzuwarten. Immerhin strickt hier jeder seine eigenen Supermenschen. Aber allgemein bin ich nach sechs Runden mit drei verschiedenen Kämpfern von Harley Quinn über Gorilla Grodd bis zu Blue Beetle doch sehr zuversichtlich.

Wann kommt es und wofür

April 2017 für PS4 und Xbox One.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.
In diesem artikel

Injustice 2

PS4, Xbox One, PC

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