gamescom Highlights: Action/Adventure
Der kleinste gemeinsame Nenner
Schon wieder August, hm? Der Monat, der für uns schreibende Zunft das Weihnachtsgeschäft eröffnet. Gefühlt ist das jedenfalls so. Denn wie die Industrie mit dem Beginn der großen deutschen August-Messe aus ihrem sommerlöchrigen Dämmerzustand erwacht, hat schon etwas vom explosionsartig-knatternden Zünden eines alten 3-Liter-Dieselmotors: Das bekommt einfach jeder mit. Aber Games sind ja schon länger kein Business der leisen Töne mehr.
Glücklicherweise übertragen sich mehr und mehr der Marketingsuperlative, mit denen die Hersteller lautstark ihre Kunden rekrutieren, sogar auf die Qualität der Spiele. Und so ist es gerade im Bereich Action/Adventure alles andere als leicht, euch nicht mehr als die drei Titel plus einen liebenswerten Außenseiter zu präsentieren, über die - meiner Meinung nach - nach der Show wohl am meisten geredet wird.
Qualitativ wie quantitativ ist das Genre, das man mit Fug und Recht als den kleinsten gemeinsamen Nenner in Sachen Videogames bezeichnen darf, auf der gamescom gut vertreten. James Camerons Avatar, EAs Saboteur, Sonys zweites Uncharted, das erste Batman-Spiel, das tatsächlich spielbar ist, und IOs Mini Ninjas sind schon jeweils mehr als nur Geheimtipps. Und die Liste lässt sich noch um einiges erweitern. Wenn man aber ehrlich ist, gehört das Spotlight drei anderen Kandidaten.
God of War III
Entwickler/Publisher: Sony Santa Monica/ Sony
Plattform(en): PlayStation 3
Voraussichtl. Release: März 2010
Worum geht es: Das ist einfach. Um das Ende einer Reise und die Frage, wie weit man Badassness treiben kann, ohne dass die Spieler Angst vor ihrem „Helden“ bekommen. Meine Einschätzung: Nicht mehr viel weiter. Bereits der zweite Teil schrammte an zwei bestimmten Stellen haarscharf an der Dunklen Seite vorbei, hat aber letzten Endes noch die Kurve gekriegt.
Erste bewegte Bilder von einer gewissen Chiropraktik-Sitzung mit einem antiken Strahlemann lassen allerdings vermuten, dass man auch beim Abschluss der Saga wieder nicht nur mit Minotauren, Göttern und Zyklopen zu kämpfen haben wird, sondern vor allem auch mit Kratos Bösartigkeit. Spielerisch hat sich ein letztes Mal die so bewundernswert routinierte blutrünstige Mythologie-Action angekündigt, wegen der die Reihe bei aller Welt so hoch im Kurs steht. Sony Santa Monica weiß eben, wie dieses Genre funktioniert. Mehr noch, sie haben es sich zu Eigen gemacht. Wer an Slasher denkt, der denkt an God of War. Man könnte fast meinen, sie hätten es erfunden.
Was macht es besonders: Was es immer macht; was es am besten kann: Es lockt einen mit seinem umwerfenden Aussehen in den Nahkampf, tritt einem dann in den Hintern und fühlt sich auch noch gut dabei an. Außerdem ist es angeblich der letzte Teil. Omega, sozusagen. Und wer behauptet, ihn interessiere nicht, welchem Ende der Spartaner entgegensieht und ob sich auf dem Gipfel des Olymp nicht doch noch ein klitzekleines bisschen Katharsis für ihn findet, der… hat vermutlich keine PlayStation 3.
Wo auf der gamescom zu sehen: Halle 7.1 / Mehrere Stände
Brütal Legend
Entwickler/Publisher: Double Fine / Electronic Arts
Plattform(en): Xbox 360, PS3
Voraussichtl. Release: 15. Oktober 2009
Worum geht es: Das weiß wohl mittlerweile jeder. Zugegeben: Die exzessive PR-Strahlung, die von Double Fines erstem Spiel seit dem großen Psychonauts ausgeht, nimmt langsam etwas unerfreuliche Ausmaße an (der erste, der „Rocktober“ sagt, fliegt!). Doch das kann man schwerlich der sympathischen Herde um den Schafer-Tim ankreiden. Und außerdem müssen wir es ja nicht mehr lange aushalten.
Zusätzlich hat auch die kürzlich veröffentlichte (und dann von EA wieder rückwärts-veröffentlichte) Trackliste meine Stimmung wieder kräftig angehoben. Und auch so wird wohl nicht mehr viel schiefgehen. Wer wollte nicht schon immer mal in einem vorzeitlichen Land des Metal mit Hotrods durch eine offene Welt jagen und Armeen von Headbangern um sich versammeln? Hab ich mir gedacht. Das Spiel wird klasse.
Was macht es besonders: Vor allem die Tatsache, dass Double Fine gute und wahrhaft witzige Geschichten erzählen können. Das Lucas-Arts-Erbe alter Tage ist klar und deutlich erkennbar und genau deshalb hat man immer das Gefühl, dass man in erster Linie eine Geschichte spielt. Nirgends sonst als bei Double Fine gibt es Story und Spiel in so trauter Zweisamkeit. Ach und: Jack Black spielt auch noch mit. Ich befürchte zwar, dass er - auf sich allein gestellt - nicht einmal ein Kleinkind zum Lachen bringen könnte. Mit einem guten Skript ist er als Voice Actor aber ganz sicher keine schlechte Wahl.
Wo auf der gamescom zu sehen: Halle 6.1 / Mehrere Stände
Assassin’s Creed 2
Entwickler/Publisher: Ubisoft Montreal / Ubisoft
Plattform(en): Xbox 360, PS3, PC
Voraussichtl. Release: 20. November 2009
Worum geht es: Eigentlich um Desmond, der noch immer im Animus-Raum der Templer eingesperrt ist und eine weitere seiner früheren Existenzen durchlebt. Und außerdem geht es um die Schere zwischen Anspruch und finalem Spiel, die nun - beim zweiten Teil - zum Glück nicht mehr so weit auseinanderklafft, wie noch vor zwei Jahren.
2007 hatte Assassin’s Creed viel versprochen, das Meiste sogar gehalten. Alles nur, um trotzdem irgendwie zu enttäuschen. Weil neben den im Vorfeld angepriesenen Features sonst nicht allzu viel drinnen steckte. Vor allem keine wirklich lebendige oder interaktive Welt, sondern nur ein enges Korsett aus Copy-&-Paste-Missionen. Was AC 2 zu einem Platz in der Liste verhilft ist, dass die Entwickler selbst am besten wissen, was mit Teil 1 nicht stimmte (siehe unser Interview zu Assassin’s Creed 2). Und dass das Debüt mit einer fantastischen Engine, exzellenter Grundmechanik und schön verschwöriger Mythologie beste Voraussetzungen für einen Nachfolger geschaffen hat.
Was macht es besonders: Zum zweiten Mal ist das ausgefallene Setting der offensichtlichste Pluspunkt der Reihe. Nach dem ariden Orient-Ausflug Altairs, 900 Jahre in die Vergangenheit, hat sich Ubisoft Montreal mit dem Venedig, Florenz und der Toskana der Renaissance schon wieder ein erfreulich unverbrauchtes Szenario herausgepickt, dessen detailverliebte Aufmachung für sich schon eine Reise wert ist.
Wo auf der gamescom zu sehen: Halle 7.1 / A041, B040; A051, B050
Der Außenseiter: Silent Hill: Shattered Memories
Entwickler/Publisher: Climax / Konami
Plattform(en): Wii, PS2, PSP
Voraussichtl. Release: 2010
Worum geht es: Man wusste nicht so recht, ob man jubeln oder heulen sollte, als Konami ankündigte, dass Climax das erste Silent Hill re-imaginieren würde. Alleine das Wort klang schon irgendwie respektlos. Als ob mit dem Original irgendwas nicht gestimmt hätte. Wenn man aber die Hände von den Ohren nimmt, aufhört, den Kopf hin und her zu schütteln und ein bisschen darüber liest, kann man tatsächlich Lust bekommen, auf Silent Hill: Shattered Memories.
Neben dem - bei einem Remake eines heißgeliebten Klassikers - gefährlichen Untertitel, ist vor allem auch die Zielplattform gewagt. Und doch macht Climax vor allem um die Handhabung auf der Wii großes Aufheben. So dient etwa die Fernbedienung als Taschenlampe, aus dem Mini-Lautsprecher in der Mitte der Remote kommt das Störgeräusch des Radios und auch als Handy samt Kamera dient der weiße Tausendsassa. Außerdem soll das Spiel eine Art Psychogramm vom Spieler erstellen, um ihn individueller gruseln zu können.
Was macht es besonders: Der vollkommene Verzicht auf ein Kampfsystem. In Shattered Memories seid ihr nur Opfer, das lieber die Beine in die Hand nimmt, als irgendwelches sperriges Schlagwerkzeug. Ihr seid stets auf der Flucht und müsst im Rückwärtsgang vor Monstern kreativ sein, während euch das Herz zum Hals schlägt. Die Masse der ebenso gewagten wie vielversprechenden Änderungen beweist, dass wir es hier mit einem extrem mutigen Team zu tun haben - oder eben mit vollkommen Wahnsinnigen, aber das sehen wir dann nächste Woche.
Wo auf der gamescom zu sehen: Halle 7.1 / C030
Im Laufe der Woche stellen wir euch weitere potenzielle Highlights der kommenden gamescom vor, übersichtlich nach Genres sortiert. Morgen: Strategie.