GC: Project Gotham Racing 4
Ran an die Räder
Die Regentropfen prasseln gegen die Windschutzscheibe und perlen langsam an ihr herab, während wir mit 280 KM/h auf die Spitzkehre zu rasen und gerade noch rechtzeitig das Bremsman¨ver einleiten. Tief geduckt hinter den kleinen Windscreen steigen wir voll in die Eisen, denn bei Project Gotham Racing 4 kann man sich neuerdings auch hinter den Lenker eines Motorrads schwingen, dynamische Wettereffekte inklusive. Doch das sind nicht die einzigen Neuerungen, die Entwickler Bizarre Creations für alle Rennspielfans mit Xbox 360 auf der Games Convention vorgestellt hat.
Alan Mealor, Lead Artist und Ben Ward, Community-Beauftragter, sind nach Leipzig gekommen, um eben jene neuen Features der Öffentlichkeit vorzustellen. Im Mittelpunkt stand neben der Präsentation der Bikes und des Wetters auch der völlig überarbeitete Karriere-Modus, der Fans der Serie einiges bieten soll. Unterlegt von einem satten und darüber hinaus exklusiven "The Prodigy"-Track bekamen wir einen tief gehenden Einblick in die Racer-Hoffnung und durften sogar mit den heißen Öfen über regennassen Asphalt rasen. Die Entwickler sind sich jedoch bewusst, dass die gewöhnungsbedürftige Steuerung eines solchen Highspeed-Gefährts nicht Jederspielers Geschmack trifft und daher ist ihre Verwendung rein optionaler Natur. Sprich: Wer nicht will, muss sich nicht auf zwei Räder schwingen und soll dadurch keinerlei Nachteile erfahren.
Außer natürlich, dass Euch in diesem Fall eine saftige Reihe an Features – auch neue - ganz oder teilweise durch die Lappen gehen. Da wäre beispielsweise der neue Superstar-Mode, in dem es einzig allein um Kudos geht. Diese Skill-Punkte erhaltet Ihr, wie bei dieser Rennspiel-Serie gewohnt, für besonders haarsträubendes oder riskantes Fahren, Driften und Tricks, die hier in Sterne umgewandelt werden. Für je 100 Kudos verdient Ihr Euch dann einen Stern und diese wiederum halten als Wertungsmaßstab her, ob man eine Herausforderung meistert, oder eben nicht. Als Motorradfahrer stehen Euch dabei eine ganze Reihe verrückter Stunts zur Verfügung (besonders effektiv bei der Punktejagd: Kombos), keiner davon wäre auch nur annähernd auf öffentlichen Straßen zugelassen - wer vollbringt schon Yoga-Übungen bei Tempo 200 auf seinem Bock?
Macht aber nix, denn dieser Modus dient als reiner Fun-Part. Zwar werden Unfälle wie auch bisher mit dem Verlust des zuletzt akkumulierten Kudos bestraft, dabei soll PGR 4 jedoch deutlich Spieler-freundlicher sein und Euch mehr Fahrfehler verzeihen. Zudem wird das diesbezügliche Zeitfenster enger gefasst. Diese Änderung bezeichnen die Entwickler übrigens selbst als Anpassung des Balancing, empfanden doch viele Spieler PGR 3 als unausgeglichen - was sogar offiziell bestätigt auf die sehr kurze Zeit von nur 3 Wochen für die damaligen Tests zurückgeführt wird. Diesmal hat man sich die Testspieler drei Monate lang ins Haus geholt und will dieses Problem auf diese Weise beseitigen. Bei den fünf möglichen Medaillen je Renn-Event bleibt es aber natürlich trotzdem.
Angst vor den Bikes muss aber eigentlich keiner haben, denn wie Mealor betont, habe man es dabei wie mit den Rennwagen gehalten: Die Basis der Steuerung ist zwar der Realität nachempfunden, doch das Gameplay ist in erster Linie nach wie vor arcadelastig und soll daher für Gelegenheitsspieler und Hardcorespieler gleichermaßen geeignet sein. Beispiel: Zwar ist es möglich, Vorderrad und Hinterrad getrennt anzubremsen, wer sich davon hingegen überfordert fühlt, kann auch mit einem Button beide Reifen zum Stehen bringen.
Im Karrieremodus werdet Ihr neuerdings Charaktere anlegen können – weibliche, wie männliche -, denen Ihr eine Nationalität zuordnet. Diese wird bei Online-Rennen neben dem Gamertag eingeblendet und soll so den Grad der Rivalität erhöhen. Statt wie im Arcade-Modus die Rennen frei auszuwählen, setzt Euch der neue Rennkalender hier jedoch im Saisonüberblick das jeweils nächste Event vor die Nase. Durch gute Platzierungen arbeitet Ihr Euch dabei im Laufe der Zeit zur Nummer eins der Rangliste hoch, was durchaus auch länger dauern kann, als lediglich ein virtuelles Jahr. Keine Frage, dass Ihr so ganz nebenbei jede Menge heißer Schlitten freischaltet - an diesen Konzept wurde nichts geändert. Der Clou: auf diese Weise verdient Ihr Euch Einladungen zu weiteren speziellen Events, wo man zum Beispiel auch mit Classic-Cars antritt oder eigenständige Meisterschaften bewältigt.
Die dynamischen Wettereffekte übrigens machen einen sehr guten Eindruck - ob regennasser Asphalt, der die Piste zu einer rutschigen Angelegenheit macht, oder imposanter Tiefnebel, all das tut der Atmosphäre und dem Spielgefühl gut. Erwähnenswert ist schließlich auch noch PGR On-Demand, bei dem es sich um ein aufgebohrtes Gotham-TV handelt und Euch weitreichende Möglichkeiten für den Download von Renn-Shows offeriert, die direkt von Bizarre Cr. auf die eigenen Server geladen werden.
Project Gotham Racing 4 macht einen sehr guten Eindruck und kann mit einigen interessanten Neuerungen aufwarten: Ob dynamisches Wetterssystem, Karrieremodus oder heiße Zweiräder - alle Neuheiten fügen sich trefflich in das bewährte Gameplay ein und heben den Spielspaß auf eine neue Stufe. Rennspielfans und Xbox 360-Besitzer werden kaum an diesem Spiel vorbei kommen.