Gears of War 3
Koop-Coup
Wer sich trottelig anstellt, bekommt es natürlich immer noch hin, seinen Waffenbrüdern mehr Last als Hilfe zu sein, das ist nun mal das Naturell eines Spiels, dessen Design auf eine Serie an in sich geschlossenen Action-Bubbles setzt. Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, wie oben schon angemerkt, dass sich aus dem Mehr an Spielern theoretisch ein Ungleichgewicht im Schwierigkeitsgrad ergibt. Wenn alle vier ihr Blei-Konzert in Richtung eines einzelnen Gegners pfeifen, sieht dieser natürlich kein Land.
Deshalb treten in Teil 3 nun die mutierten Lambent-Locust auf den Plan, die zum Teil deutlich härtere (und hässlichere) Brocken sind als ihre lichtscheuen Kollegen. Die durch Kontakt mit Imulsion veränderten Tentakelmonstren können auch on-the-fly auf dem Schlachtfeld noch ihre Form zu ihrem optischen und eurem spielerischen Nachteil verändern und erfordern daher vom Spieler, dass er eingefahrene Taktiken aufweicht. So spät in der Serie eine willkommene Auflockerung des Konzeptes.
Denn einige Lambent treffen euch auch hinter der Deckung noch oder sind in der Lage, mehrere Spieler zugleich aufs Korn zu nehmen. Eine deutlich cleverere und unterhaltsamerere Lösung, als dem Spieler einfach längere Spawnphasen bekannter Feinde aufzuerlegen oder diese schlicht mehr Treffer schlucken zu lassen. Auf diese Weise bemerkt man immer noch die Vorzüge zusätzlicher Spieler, ohne dass man zu mächtig würde.
Technisch bleibt das Spiel eine Bank und schafft es sogar, seinen Look noch ein wenig zu verändern – sehr zum Positiven, wie ich finde. Oberflächen haben nicht länger diesen Gears-typischen, wachsigen Look, vieles wirkt bedeutend organischer und eine Reihe neuer Effekte halten den Titel auf einem zeitgemäßen, modernen Niveau. Wie Epics Mike Capps erklärt, ist die Geometrie in Gears 3 wesentlich komplexer als etwa im direkten Vorgänger, was natürlich im Gegenzug in mehr Details resultiert. Hübsch anzuschauen ist beispielsweise Gras, das sich im Wind wiegt.
Was man aber immer noch nicht in den Griff bekommt, ist die Lippensynchronität in der deutschen Version. Immer mal wieder passt die Sprachausgabe hier - wie in den ersten beiden Teilen - einfach nicht zu den Bewegungen der Lippen. Dessen ist man sich durchaus bewusst, aber die Animationen sind einfach auf die englische Version abgestimmt und aufgrund der dafür nötigen Arbeit plant man laut Epic auch keine spezielle Anpassung für die deutsche Fassung. Diejenigen unter euch, die sowieso auf Englisch spielen, wird das freilich wenig kümmern.
Nachdem das erste Gears of War kooperativen Videospiele-Kampagnen zum Durchbruch verhalf, legt Teil drei nun noch eine Schaufel drauf. Hier wurde nicht einfach die Mitspielerzahl mit sich selbst multipliziert – Epic begreift, dass man Spiel- und Weltendesign auch dementsprechend justieren muss. Ob ihnen das gelingt, ist eine Frage, die wir zur Veröffentlichung klären werden müssen. Die Tatsache, dass Epic diesen Umstand so offen diskutiert, lässt aber schon viel hoffen.
Gears 3 wird aller Voraussicht nach wieder großes, trashiges Actionkino, das es versteht, zwischendrin auch mal 'nen leisen Ton anzuschlagen. Ob einem diese Mischung gefällt, muss man natürlich – zum dritten Mal – selbst entscheiden. Wie schön, dass der deutsche Jugendschutz uns Spielern diese Entscheidung in diesem Jahr erstmals nicht mehr abnimmt.
Mehr zum Spiel lest ihr auf unserer Game-Infoseite oder zum Beispiel in Benjamins Hands-On mit dem viel versprechenden Horde-Modus. Erscheinen wird das Spiel am 20. September.