Geheimakte 2: Puritas Cordis
Fast so gut wie das Original
Naturkatastrophen sowie andere Desaster waren schon immer beliebter Stoff für Autoren. Besonders in den Filmen der 90er Jahre wurden Flutwellen, Tornados oder Vulkanausbrüche zahlreich verarbeitet. Streifen wie Twister brachten die Kinokassen weltweit zum klingeln. Hollywood mag uns das Ganze vielleicht etwas flach verkauft haben, doch in Zeiten von Überschwemmungen ganzer Gebiete und der Schweinegrippe scheint die nächste Katastrophe nicht sehr weit.
Mit diesem Gedanken könnten auch die Jungs von Geheimakte 2: Puritas Cordis angefangen haben, als es um die Entwicklung einer Story ging. Denn es dreht sich alles um eine geheimnisvolle Sekte, die unter anderem Bürgerkriege, Vulkanausbrüche sowie die Finanzkrise vorhergesagt hat und nun mit einer bevorstehenden Apokalypse droht. Davon wissen unsere Helden Nina und Max zu Beginn des Titels noch sehr wenig. Auch bei ihnen hat es seit dem Ende von Geheimakte Tunguska ordentlich gekracht, so dass beide nun getrennte Wege gehen. Dabei ist natürlich klar, dass sich trotz der großen Entfernung zwischen den Ex-Liebenden jeder von ihnen mit der Sekte in Konflikt gerät und sie schlussendlich wieder aufeinander treffen.
Doch neben dieser offensichtlichen Tatsache bietet die Story von Geheimakte 2 genug Spannung und Wendungen, um Euch über die ungefähr 12 Stunden Spielzeit an den Bildschirm zu fesseln. Vor allem die teils sonderbaren Charaktere mit ihren lustigen Macken tragen einiges dazu bei. So trefft Ihr auf einen vom Pech verfolgten Italiener, einen nervigen Schleimbolzen und einen asiatischen Paparazzo.
Die Synchronisation ist durchweg auf hohem Niveau, kommt aber dennoch nicht an die Klasse eines Baphomet's Fluch heran. Ebenso ist Humor im Vergleich zur Genrereferenz etwas flach ausgefallen. Wenn Nina einen Kranhaken mit „Da gibt es doch bestimmt einen Haken“ kommentiert, erinnert das eher an unlustige Zeltlagerbetreuer. Einige Lacher kann Geheimakte mit Anspielungen auf Monty Python oder Star Wars aber trotzdem ernten.
Nun zum wichtigsten Teil eines jeden Point&Click-Adventures: Die Rätsel. Hier punktet Geheimakte auf ganzer Linie und es zeigt sich der Ideenreichtum der Entwickler. Mal müsst Ihr einem Affen im Zoo bestimmte Bewegungsmuster beibringen, mal einen negativen Glückskekstext passend präparieren, um Euer Opfer in seinen Entscheidungen zu manipulieren. Vor allem in Situationen, in denen Ihr mit Eurem Partner Gegenstände durch Gitterstäbe oder Löcher austauschen könnt, kommt große Rätselfreude auf. Zwar ist es speziell gegen Ende notwendig, um einige Ecken zu denken, doch bleiben die Kopfnüsse bis auf wenige Ausnahmen immer logisch. Lobenswert ist hierbei die Lernkurve. Die Hirnbrecher sind allgemein etwas anspruchsvoller als in Geheimakte Tunguska, jedoch steigt der Schwierigkeitsgrad kontinuierlich, weswegen auch unerfahrene Spieler schnell die ersten Erfolge sammeln können.
Leider trübt die suboptimale Umsetzung den guten Gesamteindruck. Zwar ist die Steuerung hervorragend angepasst und bietet zudem eine sinnvolle Hotkey-Funktionen, mit der lästiges Pixelabsuchen entfällt. Dennoch gibt es ein paar Dinge zu bemängeln. Im direkten Vergleich zur PC-Version fällt zum einen der deutliche Grafikunterschied auf. Während auf dem PC Nina und Konsorten schön modelliert von Bild zu Bild stapfen, ist auf der Wii deutliche Treppchenbildung erkennbar.
Auch die Hintergründe haben an Schärfe verloren, und sobald die Kamera bei Gesprächen an das Geschehen heranzoomt, zeigen sich matschige Texturen in einer groben Auflösung. Dabei bietet Nintendos Innovationskiste genug Leistungspower, um dem Original gerecht zu werden. Stattdessen hat man wie zu erwarten zwei kurze Wiimote Fuchteleien eingebaut, die eher einen ernüchternden „Wenn’s sein muss“-Ausdruck beim Spieler an Stelle von Spaß hervorrufen.
Warum einige der Rätsel entschärft wurden, ist mir ebenso unklar, besonders da diese nicht unbedingt fordernd waren. Lieber hätte man sich um die Umstrukturierung der unlogischen Aufgaben kümmern sollen. Denn warum muss ich eine Kerze erst auf die Zeiger einer riesigen Uhr legen, um sie dann nach Einschalten des Uhrwerks auf einen Sportwagen fallen zu lassen, wenn ich das gute Stück auch einfach aus dem Loch in der Wand hätte werfen können? Hier wurde eindeutig an den falschen Stellen gewerkelt.
Dennoch darf man Geheimakte 2: Puritas Cordis als einen guten Vertreter des Genres ansehen, und nach Baphomet's Fluch sicherlich auch der Beste für die Wii. Story, Charaktere, Rätsel sowie Synchronisation sind alle gut ausgearbeitet und werden Euch die meiste Zeit bei Laune halten. Da verzeiht man dem Spiel gerne mal den einen oder anderen Fehler.
Die Unterschiede zum Original sind hingegen ärgerlich und teilweise auch ein wenig fragwürdig. Das sollte Euch aber nicht vom Kauf dieses Titels abhalten. Wer auf der Suche nach einem guten Point& Click-Adventure für die Konsole ist und bereits den Vorgänger mochte, kann ohne Bedenken zugreifen. Zumal es wahrscheinlich etwas dauern wird, bis wir wieder in den Genuss eines solchen Spiels kommen.
Geheimakte 2: Puritas Cordis ist für Nintendos Wii und DS zu haben.