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Test: Saitek X-55 Rhino HOTAS - Test

Saiteks jüngstes Mitglied der Pro-Flight-Familie im Test.

Wer, wie ich, in Sachen Star Citizen jegliche Info aufsaugt wie ein besonders gut durchgetrockneter Schwamm, hat am Rande von Entwicklervideos und Live-Präsentationen womöglich schon einmal eines dieser recht auffälligen HOTAS-Systeme - "Hands on Throttle and Stick" - mit der markanten gelben Schraffur an der Front erblickt. Eine imposante Erscheinung, die für eine Weltraumsimulation wie diese mit allen steuerungstechnischen Finessen gewaschen schien. Vom Look genau auf halbem Wege zwischen ernst zu nehmendem Simulationswerkzeug und einladendem Spielgerät.

Der dazu passend stolze Preis von 200 Euro positioniert den in Zusammenarbeit mit Mad Catz vertriebenen Steuerknochen ein gutes Drittel unterhalb von Thrustmasters Authentizitätsmonster Warthog und damit als optimalen Einstiegspunkt für frischgebackene Simulationsenthusiasten oder solche mit einem etwas schmaleren Geldbeutel. Folglich sind im Vergleich zur absoluten Premium-Konkurrenz keine metallenen Füße und Materialien wie in echten Kampffliegern zu erwarten. Sehr wohl jedoch eine grundsolide Verarbeitungsqualität, die der X-55 auch bereitwillig liefert.

Ich hab genau gehört, wie ihr 'sexy!' gesagt habt!

Ich mache es kurz: Dieser Stick tut einiges für die Immersion in komplexen Flugspielen, sei es nun im Raum- oder Atmosphäreneinsatz. Jede Einheit wird über ein eigenes USB-Kabel an den PC angeschlossen, der Download und die Installation der Treiber und der Konfigurationssoftware klappten reibungslos. Binnen Minuten war das Gerät deutlich einsatzbereiter als ich, der sich auf die Fülle an Kontrollmöglichkeiten erst einstellen musste: Insgesamt sieben Zwei-Wege-Kippschalter, fünf Drehregler (zwei davon mit integrierten Tasten) und ebenso viele Acht-Wege-Coolie-Hats - drei am Stick, zwei mit dem Daumen an der Schubeinheit zu bedienen -, ein "Mausnippel", ein Wippschalter und insgesamt mehr Buttons, als man braucht, machen das "Nashorn" zum Tausendsassa. Der Twist der Längsachse des Sticks übernimmt das Gieren und erspart euch so etwa den Zukauf von Pedalen.

Der Schubregler lässt sich teilen, um etwa zwei Triebwerke unabhängig voneinander zu steuern.

Überhaupt wird Flexibilität großgeschrieben. An der Basis des Schubreglers dürft ihr zwischen drei Modi umschalten, um so zwischen verschiedenen Presets zu wechseln, und ein Zahnrad an der linken Seite bestimmt, wie viel Kraft ihr für den Schub aufwenden müsst. Ich habe von einigen gehört, dass ihnen die niedrigste Einstellung nicht leichtgängig genug sei. Tatsächlich vermittelt das Gekurbel am Einstellungsrädchen, das von einem Extrem zum anderen nötig ist, eine größere Bandbreite an möglichem Widerstand, als letzten Endes da ist. Trotzdem fand ich mit Leichtigkeit sowohl für die Flugzeuge in Arma 2 als auch für die Helis dessen Nachfolgers und meine Cobra MKIII in Elite jeweils eine Einstellung, die mir gefiel.

Ähnliches gilt für den Stick, für den Saitek freundlicherweise insgesamt vier austauschbare Federn mitliefert. Schraubt zum Wechseln einfach den Stick ab - das Klicken der Arretierungsschelle beim Drehen macht einen hochwertigen Eindruck - und löst die Sicherungsringe. Das ist beim ersten Mal ein bisschen beunruhigend, weil man zunächst etwas Angst hat, die Plastikringe zu zerbrechen. Aber das passiert nicht, und sobald man den benötigten Handgriff kennt, löst man die Mechanismen sehr viel selbstbewusster. Je nachdem, wie lang oder kurz die eingesetzte Feder ist, lässt sich der Stick schwerer oder leichter aus seiner mittigen Position auslenken. Wer gar keinen Widerstand möchte, kann auch einfach auf eine Feder verzichten. Entgegen meiner Erwartungen war in meinem Fall eine leichtere Feder die bessere Wahl, aber es wird Leute geben, die einen größeren Kraftaufwand bevorzugen.

Sind sowohl der Schubregler als auch der Stick auf den maximalen Widerstand eingestellt, gibt es an ihren Basen jeweils vier Löcher, mit deren Hilfe man sie durchaus an einem Tisch befestigen könnte, um ein ungewolltes Kippen oder Verschieben der nicht allzu schweren Geräte zu unterbinden. Wer sie mit ein bisschen Beherrschung angeht, dem werden jedoch auch die Gummifüße reichen. Gut gefallen haben mir auch die LEDs, die die drei Coolie-Hats am Stick sowie die Schalter und Reglerelemente am Throttle mit einem grünen Leuchten unterlegen. Selbst unter abgedunkelten Bedingungen verliert man nicht den Überblickt über seine Kontrollen.

Um den ist es erst wieder geschehen, wenn man das erste Mal in die Steuerungssoftware blickt, denn die kann einen zu Beginn mit all ihren Konfigurationsmöglichkeiten durchaus erschlagen. Wenn man sich aber erst einmal hineingefuchst hat, weiß man die Flexibilität zu schätzen, mit der man jegliche Achsen des Sticks anpasst, dem Schubregler auch Sonderwünsche abringt und sogar Maus und Tastatur noch mit Makros belegen darf.

Dem kleinen Finger stehen an der Stick-Hand gleich zwei Bedienelemente zur Verfügung.

Was mir hingegen weniger gut gefiel, war der Look der unteren Hälfte der beiden Steuerungseinheiten. Die sind aus einem Plastik gefertigt, das nicht ganz so wertig aussieht wie auf den Produktbildern (auf dem zweiten Bild dieses Artikels ist der Effekt ein bisschen zu erahnen). Stabil ist es so oder so und man sieht nach einer Weile darüber hinweg. Live und in Farbe macht der Stick untenherum aber einen nicht ganz so teuren Eindruck. Das ändert sich, sobald man den zweigeteilten Schubhebel oder den Stick umfasst, denn die sind jeweils leicht gummiert, wunderbar ergonomisch und damit jeden Cent wert. Es bleibt damit ein optisches Manko, aber eines, das durchaus der Erwähnung wert ist.

Weniger optischer Natur ist hingegen ein anderer Lapsus: Die Kippschalter lassen sich sowohl nach oben als auch nach unten klicken und fühlen sich durchaus satt an, bleiben aber nicht dort, sondern springen automatisch wieder in die Mitte zurück. Das ist schlicht suboptimal: Belegt man sie mit Toggle-Funktionen, wie zum Beispiel dem Ausfahren des Fahrwerks, An- und Ausschalten der Landelichter oder Öffnen der Laderampe, wie es gang und gäbe ist, sollte der Schalter auch auf der gewählten Einstellung verweilen, anstatt in die Grundstellung zurückzuspringen. So könnte man auf den ersten Blick sehen, welche Funktionen und Maßnahmen gerade aktiv sind, und schneller auf veränderte Gegebenheiten reagieren. Kurzum: Ich verstehe beim besten Willen nicht, weshalb die Schalter nicht funktionieren, wie zu erwarten war.

Nach gut 20 Stunden mit dem X-55 Rhino in Elite: Dangerous sowie Arma 2 und 3 will ich dieses insgesamt überzeugende HOTAS-System jedoch trotzdem nicht mehr missen. Gerade jetzt, wo mit dem Arena-Commander-Modul mein Erstkontakt mit Star Citizen bevorsteht, wäre der Gang zurück zum Controller ein trauriger. Der Stick überzeugt mit vorwiegend optischen Abstrichen in Sachen Verarbeitung, Schubregler, Joystick und auch die Coolie-Hats reagieren präzise und zuverlässig auf jede Eingabe und tun viel fürs Cockpitgefühl. Daran ändern auch die mäßigen Kippschalter nur wenig. Wer plant, in Chris Roberts Crowdfunding-Phänomen den Hans Olo zu geben, in Elite: Dangerous der gefährlichste Pirat des Universums werden will oder sich in DayZ oder Arma hauptsächlich als Pilot sieht, holt sich mit dem Rhino ein nicht ganz günstiges, aber doch lohnendes Stück Hardware nach Hause, das viel für die Atmosphäre tut.

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Alexander Bohn-Elias Avatar
Alexander Bohn-Elias: Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Elite: Dangerous

PS4, Xbox One, PC, Mac

Star Citizen

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