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Alien-Gemetzel? Viscera Cleanup Detail wäscht nicht nur sauber, sondern rein!

Ich begann als intergalaktischer Hausmeister und endete als Abt eines Shaolin-Klosters.

Stellt euch kurz eine Gruppe typisch deutscher Weltraumtouristen des Jahres 3274 vor. Socken, Sandalen, Hawaihemden, Kameras im Anschlag - das volle Programm. Morgens haben sie noch auf dem Panoramadeck des Kreuzfahrt-Raumschiffs gelegen und sich im sanften Blau des Neptun entspannt. Mittags gab es Mars-Algensalat mit Steaks vom Mondkalb und als abendliches Highlight buchten sie die Tour zur verlassenen Raumstation am Rande des Sonnensystems. Echter Geheimtipp mit Gänsehautgarantie!

Ein Fremdenführer schleust die deutschen Gäste durch die frisch blutverschmierten Flure der Station und berichtet von der letzten Invasion durch außerirdische Monster. Wird jeden Tag neu für die Touristen inszeniert. Er spult seinen Gruselmonolog ab: "Hier in der Ecke sehen sie die verstümmelte Leiche des Captains. An dieser Konsole hat das unbekannte Wesen den ersten Maat zerfetzt. Hier drüben hat die Bestie nur Eingeweide vom Fähnrich und dem Wissenschaftsoffizier übrig gelassen, bevor sie dem Chefingenieur den Arm abbiss. Ein paar Salven konnte der Sicherheitsoffizier noch auf das Ungeheuer abfeuern, bevor auch er den Tod zwischen den Kiefern des Alien fand. Sein Bein liegt dort irgendwo. Wie sie sehen, hat niemand überlebt. Vom Ungeheuer fehlt jede Spur. Meine Damen und Herren, bedenken Sie: Es könnte jeden Moment wieder passieren!"

Ich so: Mein Name ist in jeder dreckigen Ecke gefürchtet. Er drauf: Also hast Du doch den Job als Putze gekriegt.

Gerade will der Touristenschubser die Truppe zum Souvenirshop lotsen, da räuspert sich eine kleine ältere Dame aus Baden-Württemberg. Sie tritt nach vorn, schaut dem Mann fest in die Augen und stellt jene Frage, die wahrscheinlich auch den Kehrwochen-gestählten Schwaben unter unseren Lesern auf der Seele brennt:

"Wer putzt des?"

Recht hat sie! Wer macht hinterher die Sauerei weg, wenn Aliens ein Massaker anrichten? Wer entsorgt die Blutlachen, die Patronenhülsen, die Eingeweide? Wer hat die Handynummer von Winston Wolf aus Pulp Fiction im Kurzwahlspeicher?

Kein Problem, denn in 'Viscera Cleanup Detail' drücken die Entwickler von Runestorm euch den Mopp in die Hand. Eine Reinigungsfachkrafts-Simulation in Egoperspektive, aktuell noch in der Alpha-Phase und laut eigener Aussage der Entwickler mittels Unreal Developement Kit in zehn Tagen programmiert. Auf Steam Greenlight wird noch über das weitere Schicksal der Konzeptfassung abgestimmt, doch schon jetzt spürt man die innovative Wucht, die das Spielprinzip einmal entfalten könnte. Nein, ich meine das nicht Ironisch. Ehrlich nicht!

Warum man im Weltall Müll verbrennt, statt ihn mittels Luftschleuse zu entsorgen? Keine Ahnung. Umweltauflagen?

Als virtueller Hausmeister einer Raumstation macht ihr euch über die allgegenwärtigen Blutflecken her, bis euer Mopp vor rotem, rotem Vino tropft. Putzeimer mit frischem Wasser liefert ein Spender im Startraum. Ein benachbarter Apparat spuckt Gefahrgutbehälter aus, in denen ihr die verstreuten Patronenhülsen und Organe deponiert.

Stoßt ihr einen vollen Behälter um oder bleibt mit ihm an einer Ecke hängen, verursacht das eine Riesensauerei.

Es ist eine deprimierend fitzelige Arbeit - alles will einzeln aufgeklaubt werden und leider waren die blutdurstigen Xenomorphe von der fiesen Wandkletter-Sorte. Zerfetzte Gliedmaßen hinter Wandpanelen, blutige Tapser an der Decke, abgerissene Arme auf unzugänglichen Rohren - da hilft nur ein improvisierter Tritt aus Kisten und Fässern, um auch den letzten Fleck zu erwischen. Doch Vorsicht: Stoßt ihr einen vollen Behälter um oder bleibt mit ihm an einer Ecke hängen, verursacht das eine Riesensauerei. Die Physikengine ist da gnadenlos. Im hinteren Bereich der Station steht ein praktischer Verbrennungsofen, in dem ihr den Sondermüll fachgerecht entsorgen könnt.

Wie bescheuert gescheuert

Es dauert keine fünf Minuten, da vergeht mir die Lust am Reinemachen. Insofern ist die Simulation authentisch - Putzen macht ja auch im wahren Leben keinen Spaß. Besonders die winzigen Patronenhülsen einzusammeln, ist ein nervenzerrendes Übel. Sozusagen Aschenputtels Albtraum. Dann, nach weiteren 15 Minuten monotoner Klickarbeit, offenbart sich mir plötzlich die meditative Seite des Spiels. So muss sich der Abt eines Shaolin-Klosters fühlen, der jeden Tag demütig und versunken den Hof fegt und Böden schrubbt. Jedenfalls rede ich mir das ein. Kurz darauf ist mein Ehrgeiz tatsächlich geweckt. Die Schwaben-Gene brechen durch. Schrubber-Speedrun!

So einen vollen Eimer trägt man besser wie ein rohes Ei. Die Physik-Engine hat nämlich sadistische Anwandlungen.

Im zweiten Anlauf brauche ich "nur" noch 62 Minuten, um die Räume von oben bis unten blitzblank zu wienern (hab die Zeit gestoppt). Nur ein einzelner Armstumpf entgeht mir. Rutscht wegen eines Clippingfehlers unter den Organbehälter-Spender. Argh! Verflucht sei die Alpha-Version! Darum kann ich auch nicht sagen, ob beim erfolgreichen Beenden des Levels ein Gratulationsfenster aufgeploppt wäre. Eine Fortschrittsanzeige gibt es auch nicht. Ich würde trotzdem behaupten, dass ich das Areal zu 99,9 Prozent sauber bekommen habe und bin entsprechend stolz. Ein weiterer Durchlauf kommt dennoch nicht in Frage - da kann ich ja gleich mein Büro aufräumen. Hm ... Warum eigentlich nicht?

Ob Viscera Cleanup Detail irgendwann einmal ein echtes Spiel wird? Gut möglich. Es gibt verrücktere (und ödere) Simulationen da draußen und vielleicht taugt der Titel ja zur Therapie chronischer Messies und Sauberkeitsverächter. Allerdings müsste man noch einige Features draufbuttern. Wie wäre es zum Beispiel, leibhaftige Aliens mit dem Mopp zu verprügeln? Oder die ruinierte Einrichtung zu reparieren, wie ein echter Hausmeister? Für die nächste Version wünsche ich mir außerdem noch ein paar neue "Waffen". Einen Besen für die Patronenhülsen zum Beispiel. Oder einen Staubsauger-Roboter. Oder einen Plasma-Staubwedel. Oder einen Hochdruckreiniger mit Laservisier. Und natürlich eine Flasche Spüli mit Aktivsauerstoff gegen hartnäckige Säureblutflecken und die lästigen Schuhabdrücke deutscher Weltraum-Touristen. Dann klappt's bestimmt auch mit meiner Karriere als Shaolin-Mönch.

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