Global Agenda: Sandstorm
Ein würdiger Planetside-Nachfolger?
Natürlich bietet Global Agenda auch einen Skill-Tree, der es euch ermöglicht, euren Charakter zu spezialisieren. Aus einem Assault wird so entweder ein Hardcore-Tank oder ein ganz passabler Nahkampf-Damage-Dealer. Recons können als Schurken-ähnliche Nahkämpfer oder als Scharfschützen auflaufen. Und so weiter und so fort. Die Unterschiede bei den Waffen sind dagegen deutlich geringer. Selbst Gegner mit epischen Gegenstände lassen sich mit der richtigen Taktik erledigen. Es gibt nur sehr kleine Aufschläge auf den Grundschaden und spezielle Zusatzeffekte. Das Ziel: Die ganze Sache einigermaßen fair ablaufen zu lassen. Ein System, das über weite Strecken funktioniert.
Wie für ein MMO typisch, holt ihr euch bei Questgebern Aufgaben ab, die ein wenig Hintergrundgeschichte vermitteln sollen. Leider wird selbst in dem offenen PvE-Gebiet wenig Ungewöhnliches geliefert. Töte dies, hole das und so weiter und so fort. Immerhin sieht die Sonora-Wüste ganz schick aus, glänzt mit hübschen Effekten und einer glaubwürdigen Beleuchtung. Leider gibt es aber auch hier Design-Ausfälle, die in eckigen Barracken und quadratischen Rohrleitungen enden. Noch dazu langweilige Gegner und eine eher rudimentäre KI, fertig ist eine recht durchschnittliche Erfahrung, die sich nur dank der Echtzeitkämpfe etwas frischer spielt.
Doch das Außenareal ist nur ein netter Zeitvertreib für zwischendurch. Zu jeder Zeit könnt ihr euch nämlich für Schlachtfelder und Instanzen anmelden und werdet ihnen, wie bei World of WarCraft, automatisch zugewiesen. Auf Knopfdruck teleportiert ihr euch anschließend zum Startpunkt und beginnt das fröhliche Ballern. Leider wird bei der Gruppenzusammenstellung nicht immer auf eine ausgewogene Mischung geachtet. Mit einem Heiler bin ich zumindest im PvE bisher selten gestorben. Ohne müssen alle ihre Regenerationsfähigkeit genau zum richtigen Zeitpunkt einsetzen, um nicht den Bonus zu verlieren, den man bekommt, wenn man nicht mehr als drei Leben pro Gruppe verbraucht.
Die einzelnen Instanzen liefern ganz unterschiedliche Gebiete. Enge Höhlen, weite Canyons und sogar ein paar bodenlose Abgründe, die sich nur mit dem Jetpack bezwingen lassen. Ihr müsst Energiefelder überwinden, euch verschiedenen Standard-Mobs und Anführern stellen. Den Höhepunkt dieser Auseinandersetzungen markieren aber die Endgegnergefechte. Jeder Kontrahent erfordert eine andere Taktik. Ihr kämpft gegen Nahkämpfer, die sich im Sturm auf euch stürzen, fliegende Roboterdrohnen, die Laser und Bomben auf euch werfen, oder einen übergroßen Assault-Kämpfer mit Raketen- und Flammenwerfer. Habt ihr ihnen genug Energie abgezogen, ändern sie oft ihr Vorgehensweise. Wer hier nicht taktisch klug vorgeht, sich geschickt heilt und immer wieder von geschwächten Kollegen ablenkt, kann die Instanz nicht in der vorher festgelegten Zeit überwinden.
Ein weiteres, wichtiges Element sind die sogenannten Söldner-Gefechte. Hier werden Spieler wild zusammengewürfelt und kämpfen in klassischen Online-Spielmodi. Mal müsst ihr wie in Conquest bestimmte Gebiete halten, mal eine Flagge klauen oder einfach nur die Konkurrenz auslöschen. Immerhin gibt es zum Teil interessante Varianten. So müsst ihr in einem Modus einen Kämpfer mit dicker Exo-Suit zum Punktfeld des gegnerischen Teams geleiten. Mit dem richtigen Team ist das ein Heidenspaß und bringt auch entsprechend viele Erfahrungspunkte. Ab Level 30 könnt ihr außerdem an großen Raids teilnehmen, die sich in einem recht offenen Kriegsgebiet abspielen. Leider sind die Gefechte aktuell noch viel zu einfach.
Wirklich spannend wird es dagegen, wenn ihr euch in die Agency-vs-Agency-Gefechte stürzt. Habt ihr euch nämlich einmal einem dieser Online-Clans angeschlossen, könnt ihr auf einer großen Strategiekarte im Conquest-Modus versuchen, die Weltherrschaft zu erlangen. Dutzende Felder mit speziellen Minen und anderen Produktionstätten wollen erobert werden. Ihr kämpft dabei so lange gegen andere Clans, bis euch am Ende eines der Felder gehört. Als Belohnung bekommt ihr einen stetigen Fluss von Credits und Tokens, für die ihr wiederum epische Waffen, Rüstungen und Ausrüstungsgegenstände kaufen könnt. Leider dominiert aktuell eine einzelne Elite-Gilde das Spielgeschehen. Trotzdem ist der Ansatz fantastisch und wird mit ein paar weiteren Updates gerade für Hardcore-Spieler zu einem echten Verkaufsargument.
Global Agenda: Sandstorm bietet zumindest auf dem Papier alles, was Fans des MMOFPS-Genres glücklich macht. Ein großes Quest-Gebiet, spannende Instanzen, abwechslungsreiche Versus-Gefechte und ein ausgeklügeltes Clan-System. Leider sind weder der Shooter- noch der MMO-Part wirklich erstklassig. Bei dem einen fehlen Headshots und ein vernünftiges Waffenfeedback, beim anderen spannende Quests und eine richtige Geschichte. Noch dazu ist das Artdesign zwiespältig. Ich für meinen Teil empfand viele Bereiche einfach als hässlich, trotz der soliden Technik. Als Gesamtpaket hat Global Agenda: Sandstorm trotzdem seine Daseinsberechtigung. Kein anderes Spiel liefert solch eine ungewöhnliche Mischung. Zumindest bis das angekündigte Planetside 2 erscheint, lohnt es sich, einen Blick darauf zu werfen. Es funktioniert.
Global Agenda: Sandstorm ist exklusiv für den PC erhältlich. Neben einer Box-Version gibt es auf Steam auch eine digitale Variante.