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Go!Explore

Landpartie mit Hindernissen

Ich werde alt. Zu dieser einmaligen Erkenntnis kam ich nicht nur durch die Rettungsringe an meinem Bauch oder die ersten grauen Haare, sondern durch die magere Party-Truppe, die sich Mitte Juli mal wieder auf ein Open-Air-Festival quälte. Anfangs noch so ca. 10 begeisterte Alt-Raver, schrumpfte mit schlechten Wetterprognosen, zu viel Arbeit und allgemeiner Faulheit das Team immer weiter zusammen.

Am Ende saßen wir zu viert in zwei Autos, hatten alle Eventualitäten eingeplant, eine komplette Campingausrüstung an Bord und waren diesmal sogar mit einem Navigationsgerät ausgerüstet – wie spießig! Immerhin keine Feld, Wald und Wiesen-Navi, sondern meine per Go!Explore GPS-Empfänger umgerüstete PSP. Da kein Autohalter zur Hand war, das wird leider in dem Paket nicht mitgeliefert, wurde das High-Tech-Konstruktion mit simplem Gaffa-Tape ans Lenkrad gebunden.

Als deutlich komplexer entpuppte sich da die Erstinstallation, die mit ca. 900 Mbyte Kartenspeicher eine schnellere Zugriffszeit und eine längere Ausdauer versprach. In der Praxis saugte der GPS-Empfänger kräftig an der Batterie. Länger als 2 Stunden kommt man ohne ein Zigarettenanzünder-Ladegerät kaum aus. Auch die Menü-Führung sorgt zu Beginn mehr für Verwirrung als für Freude. Selbst nach mehreren Stunden kommt es immer wieder zu Fehleingaben. Allein schon die Wahl der Darstellungsform kann sich über viele Minuten hinziehen und präsentiert sich nicht gerade als intuitiv.

50 KM und alles im Lot

Nach dem Studium der Anleitung und dem quälend langsamen Installationsprozess konnte die Mission „Open-Air“ endlich starten. Zumindest fast. Auf der Webseite der Underground-Party, früher Konkurrenzveranstaltung für genervte Berliner zur Loveparade, wurde nur der Weg über die Autobahn beschrieben, eine Adresse oder Ortsangabe fehlte vollkommen. Immerhin wurde dort „Falkensee“ erwähnt. Kein Problem, „Falkensee“ eingetippt, der Rest wird schon vor Ort ausgeschildert sein. Dachten wir...

Während also die Handhabung eher gewöhnungsbedürftig ist, kann der Funktionsumfang überzeugen. Ob Routen-Erstellung, 3D-Gebäude in großen Städten, Fahrrad-, Taxi- und Fußgänger-Modus oder eine Liste von nahen Restaurants und Geschäften, Go!Explore kann sich mit regelmäßigen Internet-Updates fast mit GoogleMaps messen. Lokale Informationen und neues Kartenmaterial könnt Ihr direkt über das Playstation-Network erwerben. Die Preise sind wie beim GPS-Empfänger moderat, aber auch kein echtes Schnäppchen. Wer sich ein reines Navigationsgerät besorgt, muss momentan ähnlich viel ausgeben wie für die PSP-Erweiterung.

Auf den ersten Kilometern verlief die Fahrt problemlos: Der 3D-Darstellung sei Dank, war es einfach der Route zu folgen. Nur die Sprachausgabe war durch die schwachen Lautsprecher der PSP im Straßenverkehr kaum zu hören. Wer wie ich eine alte, laute Rostlaube besitzt, muss immer wieder auf den Bildschirm starren, was gerade bei dichtem Verkehr gefährlich werden kann. Neben einer Anzeige für die Geschwindigkeit kann man auf dem Display auch die geschätzte, verbleibende Zeit ablesen. Ein nettes Tool, das aber weder Ampeln noch dichten Verkehr einberechnet und so auf weiten Strecken wenig hilfreich ist. Die gewählte Route führte uns schnell an das Ziel, doch von Schildern und Hinweisen gab es nichts zu sehen. Ohne selbige schalteten wir die PSP ab und landeten im Nirgendwo. Wir hatten uns gnadenlos verfahren.

Regen und immer noch 19 KM, Scheisse!

Satte 30 Minuten und 20 Kilometer später hatten wir gar keine Orientierung mehr. Irgendwo auf einer brandenburgischen Landstraße überraschte uns dann auch noch ein Platzregen, der unsere Mission ernsthaft in Frage stellte. „Eine Open-Air im Regen?“ Unmut wurde laut und der erste wollte die Aktion abbrechen. Da fiel es einem der Mitstreiter wieder ein: Die Veranstaltung findet am „Grünefelder See“ statt, heißt unser Ziel etwa „Grünefeld“? Hektisch wurde die PSP wieder ausgepackt und die Adresse eingegeben. Dann die erste Enttäuschung: Unter „Gruenefeld“ gab es keinen Eintrag. Erst der Weg über „Grunefeld“ brachte den Erfolg, das System ergänzt automatisch das „U“ durch ein „Ü“. Die Location schien richtig, der Abend gerettet.

Leider brauchte das Gerät eine Ewigkeit, um das GPS-Signal wieder aufzunehmen. Erst satte 10 Minuten wurde die Karte aktualisiert und es konnte losgehen. Wieder 20 bange Minuten, ob es auch wirklich der passende Ort ist, dann am Ortseingang das erste Schild: „Party“. Erste Autokonvois wiesen uns den Weg und mitten im vom Regen unberührten Wald war unser Ziel: Eine große Tanzfläche mit 1000 hüpfenden Wahnsinnigen, die mitten in der Natur ihren Alltag hinter sich ließen. Nach 2 Stunden Irrfahrt war die PSP halb leer, dafür waren wir an unserem Ziel und das Wochenende gerettet. Nun noch das Hirn bei der Gaderobe abgeben und der entspannte Teil des Abends konnte beginnen.

Endlich angekommen: Kein Regen und glückliches Party-Volk.

Am Ende war es wieder einmal der Faktor Mensch, der der Technik einen Strich durch die Rechnung machte. Ohne die richtigen Informationen ist auch das beste Navigationsgerät machtlos. Was nicht bedeutet, dass Go!Explore fehlerfrei funktioniert. Gerade Bedienung und Menüführung sind viel zu kompliziert und benötigen eine verhältnismäßig lange Einarbeitungszeit. Im Gegenzug ist das System recht schnell, liefert viele Informationen und ist sogar erweiterbar.

Der Preis könnte dem Erfolg allerdings noch einen Strich durch die Rechnung machen. Wenn man die PSP und das Zubehörset mit einberechnet, kommt man auf weit über 300.- Euro. Eine stolze Summe, für die man zwei kleine Navigationsgeräte oder eine echte High-Tech-Variante erhält. Reisewütige PSP-Besitzer sollten aber trotzdem einen Blick riskieren, im Notfall funktioniert es nämlich prächtig. Außerdem kann man sich wunderbar die Zeit mit der PSP vertreiben, wenn man in einen Stau kommt. Einfach Spiel einlegen und der Tag ist gerettet.

Go!Explore mit GPS-Empfänger kostet ca. 120.- Euro. Inklusive KFZ-Zubehör 150.- Euro.

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