Skip to main content

God Mode – Test

Selbst die Götter können sich vor technischen Schwierigkeiten nicht schützen.

Der Horde-Modus ist das Quick-Time-Event des Multiplayers. Bei seiner Einführung noch ein erfrischend neues Konzept, wird es Jahre später von den meisten Entwicklern fast ausschließlich als Lückenfüller genutzt, den man hier und da ohne großen Aufwand einwirft. Während unnötig implementierte "Drücke-X-oder-du-stirbst"-Momente viele Spiele plagen, steckt mittlerweile in jedem Mehrspieler-Modus eine Horde-Variante. Kurz aus bestehenden Assets ein paar Karten zusammengeklatscht, alle Gegner in Wellen unterteilt und schon hat man einen funktionierenden Zeitvertreib, der leider zu selten wirklich genügend durchdacht wurde. Leichter Ersatz für neue Ideen oder alternative Ansätze eben.

Der Tod ist erst der Anfang

Genau deswegen weiß ich God Mode so zu schätzen, eben weil es sich diesen Modus zum Kern macht, aber intelligent darauf aufbaut. Zusammen mit bis zu drei weiteren Spielern schreitet ihr nach eurem Tod in der Unterwelt der griechischen Mythologie auf fünf Karten umher, die alle in mehrere Areale unterteilt sind. Jeder Ort wirft euch eigene Gegnerwellen vor die Füße, in denen ihr Skelette, Minotauren oder Magier reihenweise über den Haufen ballert.

Habt ihr ein Gebiet komplett gesäubert, öffnet sich das Portal am Ausgang und ihr gelangt zum nächsten der Schlachtfelder, die sich in Form sowie Größe stark unterscheiden. Manchmal sperrt euch das Spiel in einen recht schmalen Korridor, nur um anschließend ein offenes Feld zu bieten, in dessen Mitte tödliches Feuer aus dem Lavabecken unter euch nach oben stößt. Drei Kurse enden sogar in einem Bosskampf, die zwar keine wirkliche Herausforderung darstellen, aber zumindest eigene Taktiken fordern. Jede Karte bietet somit seine ihre Persönlichkeit, eingespannt in einen netten Unterweltton, bei dem ihr einzelne Bruchstücke anderer Landschaften im Hintergrund erkennt, die frei in der Gegend schweben.

Trotz einer guten Vorbereitung oder dem nötigen Wissen über die kommenden Räume, habt ihr keinen Einfluss auf den zufälligen Willen des Spiels.

Nur den nervigen Sprecher hätte man sich sparen können, den ich dank seines erzwungenen Humors auf stumm stellte.

Klingt ja gut und schön, doch was macht God Mode außerhalb vom Setting nun so besonders? Die Antwort darauf liegt in einer Vielzahl interessanter Konditionen, mit denen euch das Spiel bei jedem Durchlauf zufällig bombardiert. Ihr gelangt beispielsweise in einen neuen Raum und plötzlich erhalten alle Teilnehmer unendlich Munition für die Dauer der Runde. Wirklich genial an diesen Veränderungen sind ihre vollkommen unterschiedlichen Auswirkungen, die entweder helfen oder sich gegen euch richten. Manchmal bleiben sie sogar komplett neutral, wenn sämtliche Feinde bloß Hüte erhalten oder man den Sound schneller wiedergibt.

Trotz einer guten Vorbereitung oder dem nötigen Wissen über die kommenden Räume, habt ihr keinen Einfluss auf den zufälligen Willen des Spiels. Zu Beginn kann euch der Titel für kurze Zeit unverwundbar machen, nur um euch später den Mittelfinger zu zeigen und für die gesamte nächste Runde einen unbesiegbaren Minotaurus neben euch zu stellen. So etwas kann eine gute Gruppe mit voller Lebenszahl - für jeden Spieler gibt es pro Durchgang derer drei, von denen das gesamte Team zehrt - schnell an den Rand des Abgrunds treiben.

Selbst zuerst positiv erscheinende Upgrades, erweisen sich plötzlich als unüberwindbare Hindernisse. So bekam mein Trupp einmal den Hammer der Götter, der eigentlich überaus machtvoll ist, einen aber auch seiner anderen Waffen entraubt. Stehe ich also gerade vor einer Meute wütender Skelette, die im Zehnerpack auf mich zu spurten, hilft in dem Moment kein Hammer, da sie mich vor dem ersten Schwung auseinandernehmen. Den Hammer verteilt das Spiel übrigens absichtlich abwechselnd unter euren Kameraden, damit ihr euch niemals sicher seid, wann das Ding nun in euren Händen landet. Eine grandiose Idee, die mich auch nach vielen Stunden noch überraschte. Schließlich gibt es knapp 30 Konditionen. Bei rund sechs bis sieben Räumen pro Karte dauert es daher schon ein wenig, bis man alle erlebt hat.

Durch erfolgreiche Treffer ladet ihr die Leiste für eine zusätzliche Fähigkeit auf. Bis auf Heilen braucht ihr keine davon.

Für die Dauer dieses Zustands ständiger Überraschungen und neuer Erfahrungen, hatte ich wesentlich mehr Spaß, als ich es im Vorfeld jemals dachte. Erst nachdem ich alle fünf Karten zwei oder drei Mal gespielt hatte, setzte urplötzlich eine starke Ernüchterung ein. Versteht mich nicht falsch. Auch im Anschluss an die erste Entdeckungsphase hatte ich meine Freude mit dem Spiel. Nur gab es keinen wirklichen Grund für mich, nicht zurück ins Menü meiner Konsole zu gehen.

Was mache ich hier?

Und genau in dem Moment fiel mir auf, wie undurchdacht der restliche Aufbau abseits des Hauptspiels ist. Denn nach der Bewältigung aller Karten auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad, der mit vier Leuten seinen Namen nicht verdient, sollte euch ein Titel dieser Art trotzdem bei sich halten und euch immer wieder ins Erlebnis hineinziehen. Das verhindern allerdings zwei Probleme aus unterschiedlichen Teilen des Spiels.

In den Aufträgen selbst schwindet die Abwechslung, sobald ihr alle Herausforderungen ein paar Mal gesehen habt. Danach zeigen sich ohne Freude über neuartige Konditionen recht schnell die abgespulten Abläufe der Karten. Alle Wellen bestehen immer aus den gleichen Monstern, die an derselben Stelle auftauchen, um euch zu einem sich ständig wiederholenden Verhalten zu zwingen, auf das euch die jeweilige Karte gezielt konditioniert. Ohne den bleibenden Überraschungseffekt neuer Bedingungen verfällt eure Motivation, da ihr die Strategie bereits kennt und keine Mühen mehr in euer Überleben steckt.

Alle Wellen bestehen immer aus den gleichen Monstern, die an derselben Stelle auftauchen, um euch zu einem sich ständig wiederholenden Verhalten zu zwingen, auf das euch die jeweilige Karte gezielt konditioniert.

Schickes Werkzeug. Könnt ihr erst nach knapp acht Stunden haben, nachdem euch die Lust darauf längst vergangen ist.

Über das eigentliche Spielprinzip legt sich ein undurchdachtes Upgrade-System. Zuerst einmal startet ihr den Titel direkt mit der besten Waffe, die ihr nie wieder ablegt, und sammelt Erfahrungspunkte sowie Gold nur aus dem Grund, weil ihr eine Zweitwaffe besitzt und neues Spielzeug ausprobieren wollt. Immerhin habt ihr die letzte Stunde nur mit einer langweiligen Schrotflinte verbracht und wollt endlich die interessanten Wummen auspacken, die leider hinter viel zu großen Erfahrungshürden versteckt bleiben. Nur wer über vier bis fünf Stunden in das Spiel steckt, erhält weitere Todbringer. Zu dieser Zeit habt ihr allerdings längst den oben beschriebenen Sättigungspunkt erreicht und verliert das Interesse. Ich habe auch nur weiter gemacht, um mir die restlichen Erfolge zu schnappen.

Technik, die "begeistert"

Den endgültigen Tritt verpasst sich God Mode aber durch zahlreiche Bugs und Verbindungsabbrüche. Mindestens zehn Mal musste ich ein Spiel mittendrin abbrechen, weil der nächste Abschnitt nicht laden wollte, obwohl meine Gruppe sämtliche Feinde im Areal vernichtet hatte. Bei zwei weiteren Durchgängen fror meine Konsole sogar komplett ein. Dazu gesellen sich ein paar unschöne Grafik-Probleme, bei denen Gliedmaßen toter Gegner wie ein Tornado wirbeln oder bewegungslos am Boden stehen bleiben. Ein kurzer Blick ins Steam-Forum verrät, dass die PC-Version ebenfalls von diesen Nervigkeiten geplagt wird. Normalerweise kann ich damit leben, wenn es ein oder zwei Mal passiert. Doch bei so vielen Abbrüche muss schnellstens ein Patch her.

Es bleibt eine überaus positive Erfahrung der ersten vier Stunden zurück, die besonders mit Freunden die gefragten zehn Euro wert sind. Falls ihr wie ich nur in Spiele mit zufälligen Kameraden steigt, lohnt sich der Eintrittspreis dennoch. Hauptsache ihr steigt nicht allein in die Arenen, die dafür nicht ausgelegt sind. Betrachtet God Mode wirklich nur für diese Zeit und schert euch nicht um die ganzen Unlocks. Rüstet nach den ersten Runden nur eure Anfangswaffe auf und besiegt anschließend jede Karte ein paar Mal, bis ihr die Lust daran verliert. Danach seht ihr das Spiel als beendet an und wendet euch anderen Sachen zu.

Trotzdem rate ich bei den momentanen Schwierigkeiten auf technischer Seite eher zu einem späteren Kauf. Sobald die Verbindungsprobleme behoben sind, könnt ihr auch einen Punkt dazurechnen, den ich im aktuellen Zustand leider abziehen muss. Dazu wurde ich während meiner rund zwölf Stunden zu oft von Abbrüchen oder Bugs geplagt, die einen Neustart zur Folge hatten. Mehrmals zehn oder mehr Minuten Spielzeit zu verlieren, belastet die Erfahrung einfach zu sehr. Packt es daher fürs Erste auf die Wunschliste, wenn ihr damit nicht leben könnt.

6 / 10

Schon gelesen?