GoldenEye 007

Ganz konsequent zieht man diese Schleichoption allerdings nicht durch. Selbst wenn ihr irgendwo in einer dunklen Ecke kauert oder in einem Gebüsch hockt, wissen die Feinde wenige Sekunden, nachdem ihr einen ihrer Kollegen ausgeschaltet und sie dummerweise alarmiert habt, sofort, an welcher Stelle ihr euch befindet. Selbst dann, wenn sie zuvor eigentlich gar nicht in eure Richtung schauen. In einem solchen Fall ist man also gezwungen, sich durch die verbliebenen Kontrahenten zu ballern. Währenddessen seid ihr selbst hinter Deckungen nicht immer sicher. Kleinere Betonklötze, Holzkisten oder ähnliche Objekte fallen bei zu starkem Beschuss nämlich Stück für Stück auseinander, wodurch ihr nicht allzu lange am selben Ort verweilen könnt.

Auffällig ist auch, dass Eurocom dem Spiel eine Dosis Call of Duty injiziert hat. Ob es nun die Inszenierung ist, wenn ihr etwa durch ein Schiff rennt, während ein Helikopter euch mit Raketen bearbeitet, oder gewisse Momente, in denen man durch Türen durchbricht und Gegner in Zeitlupe ausschaltet, es tut dem Spiel gut und sorgt zuweilen für den nötigen Nervenkitzel. Außerdem erlebt ihr praktisch alle Zwischensequenzen aus der Ego-Perspektive und seid so mittendrin im Geschehen. Mit Bonds Smartphone könnt ihr unterdessen ebenfalls ein paar nützliche Dinge anstellen, etwa Schlösser knacken oder mobile Geschütze hacken, damit diese den Feind unter Beschuss nehmen.

Ein wenig befremdlich wirkt hingegen der Panzer-Abschnitt, in dem Bond mit einem gestohlenen Panzer durch St. Petersburg braust. Während im Film zwar auch ein paar Dinge zu Bruch gehen, schießt Bond im Spiel gleich Dutzende Fahrzeuge und Helikopter in Fetzen, sogar russische Kampfjets werfen mitten in der Stadt ihre Bomben ab (!) und zerstören somit ganze Straßenteile, um ihn zu stoppen. Das wirkt etwas übertrieben und zugegebenermaßen wenig Bond-like, wenn sich eine Spur der Verwüstung durch St. Petersburg zieht. In solchen Augenblicken fragt man sich manchmal, ob man hier nun einen Geheimagenten oder John Rambo spielt.

Wie lange ihr mit der Kampagne von GoldenEye beschäftigt seid und wie knifflig das ist, hängt maßgeblich vom Schwierigkeitsgrad ab. Auf der niedrigsten Stufe braucht ihr vielleicht sechs Stunden, wobei das auch wieder davon abhängt, ob ihr nun wirklich jede Situation möglichst unauffällig lösen oder euch durchballern wollt. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto mehr Missionsziele kommen hinzu. Und nur wenn ihr auch alle davon erfüllt, könnt ihr auf eben dieser Stufe weitermachen. Ansonsten müsst ihr auf einen niedrigeren Schwierigkeitsgrad wechseln. Dabei setzt man auf das bekannte System der sich regenerierenden Gesundheit. Es sei denn, ihr spielt auf „007 Klassisch", denn hier erholt ihr euch nicht.

Was den Multiplayer anbelangt, bietet man einerseits eine ganze Reihe von Spielmodi, darunter auch Klassiker wie Paintball oder Goldener Colt, die Maps sind hingegen allesamt neu und stammen nicht aus dem Klassiker. Obendrein verdient ihr euch für jeden Abschuss zusätzliche Erfahrungspunkte - Boni gibt es für Kopfschüsse, Killstreaks und dergleichen -, mit denen ihr wiederum im Level aufsteigt und neue Waffen und Konfigurationen freischaltet. Das sorgt für zusätzliche Motivation, wenn ihr euch mit bis zu acht Spielern gegenseitig das Blei um die virtuellen Ohren jagt.

Obwohl mir die Neuinterpretation der Story unterm Strich nicht wirklich zusagt, bleibt GoldenEye 007 doch ein guter Shooter, der sich hier und da ein paar Elemente aus Call of Duty ausleiht und somit die Inszenierung ordentlich aufpeppt. Ihr könnt leise oder laut vorgehen und auch mit den Schwierigkeitsgraden das Gameplay ein wenig nach euren eigenen Vorstellungen formen. Manchmal übertreibt es Eurocom dann für meinen Geschmack allerdings mit der Action. Wenn Bond halbe Armeen umnietet und ein kleiner Krieg auf den Straßen von St. Petersburg tobt, fühlt sich das nicht wirklich nach Bond an. Weniger ist in dem Fall manchmal mehr. Das Fan-Herz in mir ist also nicht gänzlich zufrieden, wer aber auf der Suche nach einem guten Shooter für seine Nintendo-Konsole ist, macht hier nicht viel falsch.