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GPD Pocket 7-Zoll-Minilaptop - Wann wird aus "klein" schließlich "zu klein"?

Machen diese 480 Gramm Reisegepäck Sinn?

Ich und meine Quest nach dem kleinsten spieletauglichen Laptop überhaupt... Dass wir es nicht mehr Spiele-Laptop oder gar Gaming-Laptop nennen wollen, haben wir ja schon letztes Mal geklärt, als sich der Lenovo Yoga Book auf dem Prüfstand beweisen sollte und neben erstaunlich viel allgemeiner Praxistauglichkeit als Allzweckbegleiter immerhin in der Lage war auch ein paar Low-Low-Low-End-Spiele flüssig laufen zu lassen, alles mit knapp unter 600 Gramm. Auf dieses Gewicht kommt nun auch der GPD Pocket - Preislage zwischen 450 und 500 Euro. Nur gibt es einen eklatanten Unterschied: Während der Lenovo wusste, was er sein wollte, und als Bonus noch ein paar Games laufen ließ, ist mit beim GPD auch nach Tagen noch nicht klar, für wen dieses Gerät eigentlich gedacht ist.

Klein,sexy und komplett ausgestattet. Der Pitch hat was, deshalb dürfte er wohl auch so erfolgreich gewesen sein.

Dabei gab es wohl nicht mal so wenige Leute, die dachten, dass es das war, was sie haben wollten. Für 400 Dollar unterstützten sie auf Indiegogo im Voraus ein Gerät, das aussieht, als hätte man ein 2012er Mac-Book zu heiß gewaschen. Fast 4 Millionen Dollar sammelte die Kampagne und GPD lieferte auch, was sie versprochen hatten. Einen wirklich, wirklich kleinen und auch leichten Laptop, der aber trotz seiner Zwergmaße ein vollwertiges Windows 10 laufen lässt und alle Funktionalitäten der großen Vertreter seiner Gattung bietet. Das, soviel sei vorweggenommen, stimmt.


Unser Testmuster des GPD Pocket wurde von GearBest gestellt. Dort könnt ihr es auch kaufen, aktuell sogar etwas günstiger wie es aussieht (Black Friday ist überall).


Anschlussfreudiger Winzling

Das einzige Maß, das in heutigen Ultrabook-Zeiten ein wenig in den Normbereich fällt, ist die Höhe von 1,8 Zentimetern, Tiefe und Breite liegen mit 10,5 mal 18 Zentimeter deutlich unter allem, was man auch nur vage einen Laptop nennen würde. Die Verarbeitung macht dabei einen ausgesprochen hochwertigen Eindruck. Ihr habt ein vollständiges Aluminium-Gehäuse, nur die Abdeckung des Scharniers hinten ist aus Plastik. Man nimmt das GPD Pocket in die Hand und es fühlt sich einfach wertig an, nicht unähnlich den weit teureren Vorbildern von Apple. Auch das Aufklappen trübt diesen Eindruck nicht, ihr habt einen guten Widerstand, das Scharnier knirscht und quietscht nicht und bis zu fast 180 Grad lässt sich das Display nach hinten kippen. Bei diesem extremen Winkel steht der Kleine dann aber nicht mehr auf allen vier Gummifüßen, sondern nur noch auf den vorderen. Das Display schiebt sich bei maximalem Aufklappwinkel unter den Boden und hebt ihn an, was die Bodenhaftung deutlich reduziert. Da ihr aber normalerweise den Screen nicht bis zum Anschlag aufklappen werdet, ist das kein großes Problem.

Direkter Vergleich: 14 Zoll Lenovo X1, 7 Zoll GPD Pocket. Ich muss wohl kaum sagen, welches welches ist.

Die Anschlüsse sind nicht üppig, aber zumindest sind es mehr als bei so manchem Ultrabook: Ihr habt einen USB 3.0 Port, einen Headset-3,5mm-Standardeingang, einen Mini-HDMI-Ausgang und einen USB-C-Port, über den der GPD auch aufgeladen wird. Im Grunde alles, was man bei so einem Gerät braucht, vermissen tue ich hier nichts wirklich.

Mit einem 3A-Universal-Adapter und einem Standard-USB-C-Kabel ließ sich der Kleine in weniger als einer Stunde von Null auf 100 laden, mit dem mitgelieferten Netzteil ging das aber leider nicht. Hier zeigt sich zum ersten Mal, dass es den GPD Pocket leider nicht in einer internationalen Version gibt. Ihr habt einen vielleicht in China tauglichen Adapter, könnte auch in England funktionieren, aber ganz sicher passt er in keine übliche Steckdose hier. Aber wie gesagt, davon geht die Welt nicht unter, ein 3A-Adapter kostet 12 Euro. Als Kabel liegt ein USB-C zu USB-C Kabel dabei. Sonst gibt es - außer einem etwas verdächtig als nicht MS-Hologramm-Sticker eingeklebten Windows-10-Key - ein chinesisches Handbuch anbei, das aber so kurz ausfiel, dass es euch wohl auch nicht viel sagen würde, wenn ihr es lesen könntet.


Guter Anschlag ist nicht alles

Das nächste internationale Problem wird klar, wenn ihr euren Blick über das Keyboard schweifen lasst: Es ist ein ganz eigener QWERTY, eine englische Belegung mit ein paar Twists. Das heißt in diesem Fall leider nicht nur, dass Z und Y vertauscht sind und ein paar Sonderzeichen an anderen, aber doch recht vertrauten Orten liegen. Diverse gebräuchliche Sonderzeichen, wie /, - und = sind als Sondertasten über die numerischen Tasten ausgelagert, das Komma findet ihr unter der rechten Shift, die DEL-Taste ist doppelt so groß wie die Backspace-Taste, alles wirkt beim Blindschreiben ein wenig nach links verrutscht... Ich sehe ein, dass es nicht einfach ist, eine vollständige QWERTY auf dieser Größe unterzubringen und dieses Ziel hat man auch erfüllt. Aber wenn es auch nur ein klein wenig intuitiver gelöst worden wäre, hätte ich wenigstens ein klein wenig Restspaß beim Tippen gehabt. Ich bin QWERTY-Tastaturen durchaus gewöhnt und tippe ziemlich problemlos auf ihnen. Ich habe auch versuchtn diesen Text auf dem GPD zu tippen, aber schon vor drei Absätzen habe ich dann entnervt aufgegeben. Und das war nicht der erste Versuch, mit an die geringe Größe zu gewöhnen. In den letzten Tagen habe ich immer wieder Mails, Posts und andere kurze Dinge getippt und das mit einer Fehlerquote, die ich wahrscheinlich bei meinen ersten Gehversuchen auf einem Keyboard überhaupt nicht hatte. Das Tippen auf der GPD fühlt sich leider auch nach Tagen noch komplett widernatürlich an, weit mehr als auf den eigentlich weit seltsameren Sensor-Pseudo-Tasten des Lenovos.

Gute Tasten und solider Anschlag sind leider nicht alles, sonst hätte das Pocket schon gewonnen.

Dabei sind die Tasten selbst alles andere als schlecht. Sie erinnern mich an den Original-Spektrum, wenn der Speccy denn gute Tasten gehabt hätte. Sie sind auf dem GPD nicht aus Gummi, sondern aus hartem Plastik, haben einen ordentlichen, fast etwas zu festen Druckpunkt und ein klein wenig zu scharfe Kanten, aber ehrlich gesagt kenn ich zig Laptops, auf denen nicht Apple oder Lenovo steht, die mit der Tastenqualität des GPD weit besser fahren würden, als mit dem, was ihnen vergönnt ist. Ist schon ganz gut, dass Samsung keine Laptops mehr baut. Auch die Lösung für die Maus ist so ideal, wie es im Rahmen des Platzes möglich war: Ihr habt statt eines viel zu großen Touchpads einen Mausknubbel, wie man ihn von Lenovo kennt - TrackPoint genannt - und auch wenn der des GPD nicht ganz mit der gleichen feinfühligen Präzision eines solchen arbeitet, funktioniert er doch sehr anständig. Der rote Lenovo-Knubbel ist übrigens mit dem GPD kompatibel und ihr solltet ihn auch nutzen, denn der blaue des GPD ist viel rutschiger und weniger präzise. Ein roter TrackPoint kostet 2 Euro, plant ihn gleich mit ein.


WLAN-Troubles

Leider ist der rote TrackPoint nach dem USB-3A-Adapter erst der zweite von drei nötigen Extra-Käufen, wobei der dritte ein wenig Glücksache ist. Oder viel mehr Unglückssache. Wir kommen jetzt ins Innere des GPD und es beginnt mit einer Komponente, mit der ich noch nie ein echtes Problem bei irgendeinem Laptop hatte, zumindest nicht in diesem Jahrtausend: Dem Netzwerkanschluss. Im GPD steckt ein broadcom 802.11ac wireless pcie full dongle adapter DEV_43EC, exakt der gleiche WLAN-Chip, der auch in meinem weit teureren Levono X1 und in vielen anderen Laptops verbaut ist. Es ist ein universeller Baustein, aber hier im GPD muss es irgendwo eine Schwachstelle bei der Fertigung geben. In vielen, wahrscheinlich den meisten GPD, ist alles, wie es sein sollte, ihr verbindet euch mit einem WLAN, bekommt bis zu 300 MBit in 2,4 GHz und 5 GHz, alles fein. Dann gibt es solche, die massive Probleme schon auf kurze Distanzen und durch eine einfache Wand haben und das Tempo dramatisch abfällt. Und schließlich gibt es wohl solche - wenn auch scheinbar wenige - wie meinen GPD, in denen nicht nur die Empfangsleistung mager ist, sondern dann auch noch keine Verbindung aufgebaut wird, egal wie ihr euch anstrengt. Die Lösung ist einfach: Zurückschicken, neuen GPD bekommen, wird wohl laufen.

Ein Adapter war bei mir leider Pflicht, der USB-Port war mit einem WLAN-Stick belegt.

Ich behalf mir für den Test mit einem USB-WLAN-Adapter, was auch problemlos klappte - außer natürlich, dass dann der USB-Port blockiert war -, führte mich aber zu einem weiteren generellen Problem. Es gibt eine offizielle GPD-Website mit Treibern. Mehr oder weniger. Die schon gar nicht so leicht zu findende Hong-Kong-Seite verlinkt nicht mal direkt zu Treibern, die schlecht dokumentierten Pakete liegen auf MEGA.NZ-Servern, Download auf eigenes Risiko. Oder ihr findet private Blogs und Reddit-Seiten, auf denen die Leute, die dort was berichten, zumindest halbwegs Ahnung von dem haben, was sie tun und anbieten. Manche. Die meisten. Hoffentlich. Ist eine offizielle GPD-Download-Seite so viel verlang bei einem 500-Euro-Gerät? Der Punkt ist: Ihr findet alles, es gibt alles und nicht nur für Windows 10. Auch eine saubere Linux-Installation ist kein Problem. Wenn ihr euch ein wenig auskennt und zu basteln bereit seid. Wenn ihr das im Hinterkopf behaltet, wird alles irgendwann funktionieren, das ist auch wirklich nur eine Warnung an alle, die nicht wissen, was man im Geräte-Manager von Windows genau tun kann und sollte. Zum Beispiel wie man dort den Stromspar-Modus des Broadcom-Chips deaktiviert, um einen besseren Empfang zu bekommen. Ich gebe zu, all dies wirkt fast erfrischend mit der heißen Nadel gestrickt, es fühlt sich ein wenig nach PC-Basteln Ende der 90er an, nicht nach dem geschliffenen Convenience-Umfeld moderner Hardware. Aber was bei mir wohlige Bastel-Nostalgie auslöste, kann jemand anders schnell in Ratlosigkeit stürzen.


Starkes Innen- und Außenleben

Das klingt bis jetzt alles extrem negativ und es sind auch keine Kleinigkeiten, angefangen vom spaßbefreiten Tippen auf dem Keyboard-Exoten hin zu steinzeitlichen Treiber-Problematiken. Aber der GPD-Pocket hat auch seine extrem guten Seiten und davon kommt jetzt eine ganze Menge. Das kleine Kästchen ist für seine Größe ganz schön leistungsstark und gut ausgestattet. Ihr habt 8GB LPDDR3-1600-RAM, 128 GB relativ fixen eMMC Speicher, eine 1,6GHZ Intel Atom x7-Z8750 Quad-Core-CPU, die mit Akku-Sauger-Turbo auf 2,56 GHz laufen kann und das sogar ohne, dass das Gerät zu heiß wird. Die "Grafikkarte" ist ein Intel HD 405 Chip mit bis zu 600 MHz Burst Speed, also so ziemlich das exakte Gegenteil einer Gaming-Grafikkarte, aber ein solider, handelsüblicher Desktop-Chip. Das Highlight auf technischer Seite - zur Usability kommen wir später - ist der kleine 7-Zoll-Screen, ein helles, 323-ppi-gepacktes, mit Multitouch-Gorilla-Glass-3-gekröntes Meisterwerk, das dem Mac-kopierten Design der Hülle um ihn herum keine Schande macht.

Innen ist alles gut aufgeräumt und scheinbar bringt die Hitzeableitung einiges. Auch bei den längeren Benchmarks und Spielesessions wurde der Pocket nie so warm, dass es groß aufgefallen wäre und der Lüfter ging zwar dann und wann an, aber hörbar ist er nur bei sonst absoluter Stille im Raum.

Wichtig bei all diesen Dingen ist der Akku, denn was nützt der netteste Mini-Laptop, wenn er ständig alle ist? Ihr habt einen 7000 mA Akku, der theoretisch 12 Stunden hält und offline, mit geringer Helligkeit stimmt das wahrscheinlich auch. Realistisch, beim Surfen und Desktop-Betrieb mit zwei Drittel der Helligkeit waren es 6 bis 8 Stunden, beim Spielen so um die 4 bis 5. Das sind für ein Gerät unter einem halben Kilo mit diesen Specs sehr solide Werte, die auf einem Nenner mit vielen normalen Laptops liegen. Die Aufladezeit hängt natürlich sehr von eurem USB-C-Netzadapter ab: mit einem 3A-Adapter ist der Pocket in zwei Stunden gefüllt, mit weniger Leistung dauert es eben entsprechend länger.

Im Ergebnis habt ihr damit ein - für die Größe - ziemlich leistungsstarkes Paket, das nicht die geringsten Probleme mit Windows und Desktop-Anwendungen hat. Filme in 1080p über Netflix laufen wunderbar, Surfen mit Chrome ist so fix als würde ich vor einem "großen" Laptop sitzen und selbst das Arbeiten mit ON1 Fotosoftware ist möglich, auch wenn hier der Prozessor und der nicht so schnelle Massenspeicher deutliche Grenzen bei großen Bildern aufzeigen. Aber ja, wenn es mal darauf ankommt, kann man damit schon was machen.

Das größte Hindernis bei allem, auch bei Spielen, aber dazu später bei einzelnen Titeln mehr, ist der Screen. Er ist einfach zu klein. 7 Zoll sind keine Größe für ein Betriebssystem, das nicht auf 1920x1200 Pixel so angepasst ist, wie es zum Beispiel Android oder iOS sind. Bei 200 Prozent Einstellung lassen sich Websites nicht vernünftig angucken, bei 100 Prozent ist alles zu klein, bei 150 fast richtig, aber auch nicht wirklich. Skaliert man es, dann geht die pixelgenaue Schärfe verloren und die Augen werden noch mehr angestrengt. Wenn ihr wirklich gute Augen habt, die ihr euch ein wenig beim Zusammenkneifen ruinieren möchtet, dann ist es ein ausgesprochen guter Screen, der zeigt, was er kann. Schade, dass nicht jedes menschliche Auge da leicht mithalten kann.


Benchmark-Time

Zeit zu sehen, was der Kleine in Zahlen kann, hier ein paar der üblichen Benchmarks:

Hallmarks Performance Test 9.0 liegt mit 857 Punkten erwartungsgemäß auf dem Niveau leistungsschwacher Netbooks, aber immerhin fast hundert Punkte über dem Lenovo Yoga Book, was vor allem an der stärkeren CPU (2070 Punkte) und dem besseren RAM und Massenspeicher liegt (jeweils um die 750 Punkte). PCMark 10 gibt 1197 Punkte aus, das ist nicht legendär und passt auch gut zu dem von Hallmarks Tests gezeichneten Bild.

Ubuntu läuft, alle Treiber sind vorhanden, wer Linux im Taschenformat möchte, ist damit gut bedient. Die WLAN-Probleme löste das leider auch nicht.

3DMark ist natürlich Pflicht und endet wie erwartet. Time Spy, die aktuelle High-End-Demo, endet mit legendären 106 Punkten, was bedeutet, dass ihr jedes aktuelle Spiel in vollen 1920x1200 ein ganz klein wenig knicken könnt. Keine Überraschung. Sky Diver - der Test für kleinere Gaming Laptops - liegt bei kombinierten 1075. Ein fairer Test für ein Gerät dieser Art ist dann schließlich Cloud Gate - schnelle Handys, kleine PCs - und hier kommt der GPD auf 2085. Das ist ein solides Ergebnis, aber eben weit weg von allem, was ihr braucht, um aktuelle 3D-Spiele mit auch nur halben Details und kleineren Auflösungen laufen zu lassen. Wer hier ein paar höhere Zahlen sehen möchte, muss den guten alten Ice Storm Extreme laufen lassen, der kommt dann immerhin auf 16200 Punkte. Yay, hohe Zahlen for the win!


Spiele? Geht. Innerhalb der Grenzen.

Also ja, die Erwartungen werden erfüllt, die Leistung ist gut für Größe und mit allem, was ihr ihm an Desktop-Dingen entgegenwerft, wird er gut klarkommen. Aber der GPD Pocket hat keine Gaming-Grafikkarte, nicht mal eine winzige. Was also kann man realistisch mit ihm spielen? Gut ist natürlich die Konnektivität. Ihr habt Bluetooth, USB und USB-C direkt ohne weitere Adapter, sodass Gamepads oder Mäuse genug Anschluss finden. Auch ein etwas geeigneteres Keyboard ist natürlich kein Problem. Aber mal gucken, wie ein paar Spiele wirklich laufen.

Fangen wir nett mit einem Klassiker an: Ich habe seit wahrscheinlich 5 Jahren Oblivion nicht mehr angemacht und auf dem kleinen Screen sieht es gar nicht mal so schlecht aus. Zunächst, im Dungeon. Wenn es dann nach draußen geht, lässt die Schönheit merklich nach. Egal, in 1440 x 900 und hohen Sichtweiten erlebt ihr das in die Jahre gekommene Tamriel noch einmal recht flüssig. 20 bis 30 Frames. Nicht schlecht. Geht ihr dann aber ein paar Jahre weiter, in das nordische Skyrim, sieht die Welt anders aus. Ehrlich gesagt, sehr gut sogar. Selbst die niedrigen Einstellungen lassen die Schneelandschaften erstaunlich gut aussehen und sie laufen in den mittleren 20er auf der Framerateseite, also schnell genug, um genug Spaß beim Spielen zu haben, wenn man möchte. Interessanterweise läuft das technisch weniger beeindruckende Risen 3 auf minimalen Settings schlechter als Skyrim, was wohl für seine Optimierung spricht.

Läuft erstaunlich gut, sogar mit 22 Frames in brauchbarer Auflösung.

Genrewechsel, Civilization V. Und siehe da, ein paar Effekte aus und die native Auflösung funktioniert tadellos, selbst in Szenarien, wo ein wenig mehr los ist. Das kann man gut spielen. Oder könnte man, wenn man denn was erkennen würde, denn während man die schön großen Einheiten gut erkennt, ist das bei der Schrift in den Menüs schon weit schwieriger. Dieses Spiel ist auf vielleicht noch 13 Zoll ausgelegt, eigentlich 20 oder mehr, 7 ist ihm definitiv zu wenig. Aber, schaltet es ein wenig runter, nutzt den Touchscreen und ihr habt ein wunderbares Strategiespiel für alle Gelegenheiten.

Gleiches gilt für viele Adventures: Der Katalog von Daedalics Perlen lässt sich auf Reisen mit dem Pocket gut nachholen, auch Dinge wie Day of the Tentacle Remaster laufen tadellos. Wenn ihr die durchhabt, könnt ihr zum Beispiel mit Hard West oder den drei Shadowrun Returns weitermachen, die laufen wunderbar. Bleibt dann noch Zeit, könnt ihr diese in die Baldur's Gate Remasters oder ihre neueren Vertreter Tides of Numera und Pillars of Eternity stecken, diese laufen hier auch, wobei der viele Text auf dem kleinen Screen schon nach kurzer Zeit anstrengen kann.

Civilization V: Ein paar Einstellungen runtersetzen und die richtige Auflösung ausprobieren, dann habt ihr das perfekte Unterwegs-Vergnügen für laaange Bahnfahrten.

Welchen Shooter probiert man am besten...? Doom! Nein, nicht Doom 2016, sondern Doom 1994. Läuft! Was für ein geniales Spiel, auch nach all den Jahren, kann man sogar direkt mit den Cursor-Tasten ganz okay spielen. Versucht man es mal etwas moderner, BioShock zum Beispiel, müsst ihr mit den Details und der Auflösung schon lächerlich weit runtergehen, um es überhaupt sinnvoll spielen zu können und dann lässt man es lieber gleich ganz bleiben. Und während Diablo 2 kein Thema ist, müsst ihr Diablo 3 grafisch schon fast auf das Niveau seines Vorgängers zurückfahren, um auf Framerates in den 20ern zu kommen. Aber wenn nichts geht, dann geht Ultima. Retro-gog-Sammlungen, 16- und 32-Bit-Emulatoren und ähnliche Dinge fühlen sich auf dem kleinen GPD natürlich ausgesprochen wohl und kommen mit ihren niedrigen Auflösungen dem kleinen Screen entgegen. Eine gute Gelegenheit, endlich mal MegaTraveller nachzuholen, ein Spiel, das ich seit 20+ Jahren auf der Agenda habe.

Das Gaming-Fazit lautet erwartungsgemäß, dass es sehr viel und auch sehr viel Gutes gibt, was man auf dem GPD Pocket spielen kann, aber nichts davon hat auch nur semi-modernes 3D in lose gesprochen höheren Auflösungen.


Auch nicht hässlich, sehr leicht und 10 Zoll sind praktikabler, wie sie herausstellte: Lenovo Yoga Book.

Was es sonst noch gibt: Es gibt viele Laptops im Bereich von 500 Euro und wenn ihr euch im Refurbished-Bereich umguckt, dann bekommt ihr auch schon ältere Gaming-Rechner oder durchaus moderne i7-Desktop-Wunder. Aber auch neu: Für um die 500 Euro bekommt ihr zum Beispiel ein Lenovo Yoga 510 mit relativ ähnlicher Hardware, aber einem 14-Zoll-Touch-Display. Allerdings wiegt dieser dann auch fast 2 Kilo und hat noch dazu eine weit niedrigere Auflösung. Der direkteste Konkurrent im Feld echter Windows-10-Mitnahme-Geräte dürfte wohl der hier auch schon mal angeschaute Lenovo Yoga Book sein. Mit knapp unter 600 Gramm nur minimal schwerer, in der Ausstattung etwas schwachbrüstiger - nur 4GB RAM -, dafür aber mit besser lesbarem 10-Zoll-Touchscreen und einer exotischen, aber trotzdem besser nutzbaren Sensor-Tastatur. Eine Variante wäre natürlich auch ein Tablet mit Bluetooth-Keyboard, Preis und Gewicht wäre dabei ähnlich am Ende.


Beeindruckend? Ohne Frage. Aber wer braucht das?

Der GPD Pocket hat mich ohne Frage beeindruckt. Vor allem die Verarbeitungsqualität von Hülle, Screen und auch insgesamt ist fantastisch. Ihr habt viele und sinnvolle Anschlüsse, mehr als man bei der Größe vermuten würde. Die Qualität des Screens an sich ist außergewöhnlich gut. Die inneren Werte lassen ein Windows 10 sehr solide auf Touren kommen und erlauben die übliche Auswahl an Tech-Low-End-aber-Spielspaß-High-End-Games. Der Touchscreen ist präzise und leuchtstark und nichts an diesem Gerät wirkt billig. Die WLAN-Probleme hier darf man dabei nicht ganz aus dem Blick lassen, es ist unschön, wenn die Qualität eines so wichtigen Bausteins scheinbar ganz schön von Nutzer zu Nutzer schwanken kann - bis hin zum Komplettausfall hier. Trotzdem, dafür gibt es einen Umtausch und insgesamt ist das GPD Pocket ein lustiger Mini-Laptop, den ich aus ganzem Herzen lieben möchte.

Ein wunderbares Geek-Spielzeug, vor allem, wenn Geld keine Rolle spielt. Aber wirklich sinnvoll im Angesicht so vieler Alternativen? Nein, würde ich nicht sagen.

Dass das nicht klappt, liegt am Ende ein wenig an der Natur der Sache. Solltet ihr euch jemals gefragt haben, wo die Grenze der Display-Größe ist, die ihr braucht, um in der Bahn arbeiten zu können, ohne euch rückenschädigend nach vorn kauern zu müssen, um näher an das Display zu rücken, dann liegt dieser Wert über 7 Zoll. Es ist alles schon extrem winzig und überall müsst ihr Zooms nutzen, was gerade im Web manchmal für seltsame Seitendarstellungen sorgt. Dann ist da das Keyboard. Zum einen ist auch das zu klein, um auch nur 3,7-Finger-Tippen zu erlauben. Vor allem aber ging das Layout zu viele Kompromisse ein, um alle Tasten unterzubringen. Selbst wenn ihr sonst keine Probleme mit dem QWERTY-US-Layout habt - dass es kein QWERTZ gibt, muss man wohl auch als Makel zumindest hierzulande ankreiden -, dann braucht ihr ewig, bis ihr euch, wenn überhaupt, an das manchmal zufällig verteilt wirkende Layout gewöhnt habt. Und letztlich fühlt sich vieles ein wenig nach Computerbasteln in den frühen 2000ern an, wenn ihr auf langsam ladenden Hong-Kong-Seiten und Reddit-Threads nach Treiber jagt, in den Untiefen der Systemsteuerung versinkt und alles hier und da ein wenig optimiert. Ich hatte damit meinen Spaß, aber das dürfte wohl nicht generell und für jeden gelten.

Für wen ist jetzt der GPD Pocket das richtige Gerät? Der Blogger, der sich beim Chai-Latte die Augen ruinieren und die Finger verknoten möchte? Der Gamer, der bei jeder Art von Schrift in einem Low-End-Game die Augen zusammenkneifen möchte? Am ehesten würde ich es als mobiles Korrektur-Center für ehrliche Arbeiter sehen. Um mal eben ein paar Zahlen in einer Excel-Tabelle anzupassen, eine Zeile hier oder da in einen Text einzufügen oder mal kurz die Admin-Seite des Servers zu checken ist das hier ein völlig valides Gerät. Sicher, in der Bahn kann man auch Filme gut damit gucken, aber dafür reicht auch ein Tablet mit weniger Gewicht und größerem Screen. Bei all seinen beeindruckenden Leistungen und seiner hervorragenden Verarbeitung ist der GPD Pocket am Ende doch leider wenig mehr als ein tolles und teures Spielzeug für Nerds. Es könnte sein, dass die Grundidee von GPD, einen vollwertigen Laptop für die Jackentasche zu basteln, zwar gut klingt, aber am Ende an der Anatomie des Menschen scheitern muss. Es gibt wohl doch ein "zu klein".

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

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