Gradius ReBirth
New OldSchool
Man kann über den Download-Spielehandel denken, was man möchte, aber ohne ihn würden wir auf einige einzelne Perlen einfach verzichten müssen. Ich bezweifle ernsthaft, dass ein kleiner spanischer Entwickler das Geld aufgeraucht hätte, um seine Miniperle in die Ladenregale zu bekommen. Auch Konami würde wohl beim großen Screen abwinken, hätten sie ihr neuestes Ballerepos erst auf ein Speichermedium brennen müssen. So aber können wir ganz entspannt und für kleines Geld Gradius ReBirth, oder wie zuvor getestet, NyXQuest: Kindret Spirit spielen. Und das lohnt sich.
Im Falle von Gradius ReBirth lohnt es sich vor allem für die Reaktionsschnellen, Ausdauernden und allgemein Harten, die ihren Platz im Garten bereits sicher wissen. Kinder, lasst euch von früher erzählen, als ein einzelner Feindkontakt bereits ein verheiztes Leben bedeutete. Ein ausgehauchtes Leben steht wiederum für das Zurücksetzen an den Levelstart oder – meist noch fataler – an eine brachiale Stelle kurz vor dem Bossgegner. Das Zurücksetzen dürft ihr wiederum mit dem Verlust aller wirklich ausgesprochen mühsam zusammengeklaubten Extrawaffen gleichsetzen.
Energieleisten sind für Anfänger, sowas gibt es hier nicht und die Feinde wollen das Universum erobern. Wirklich, die meinen das ernst. Die wollen euch keine gute Zeit im All bereiten, die sind hier, um euch mit Laserfeuer platt zu walzen. Und das machen die auch häufig, fröhlich und gerne. Ganz wie früher halt. Wundervoll, auch wenn ich wünschte, dass ich noch die Reflexe wie vor 20 Jahren hätte.
Das dürfte auch ungefähr die Zeit sein, aus denen mir praktisch alle Level aus Gradius ReBirth bekannt vorkommen. Konami präsentiert hier leider nichts, was alt aussieht und dabei doch neu ist. Stattdessen liefert man einen Remix bekannten Materials ab, der sich aus den Frühzeiten der Gradius-Reihe bedient. Über die Besonderheiten des Extrawaffensystems entscheidet ihr zu Beginn. Wählt je nach Schiff zwischen langer Reichweite und schwacher Durchschlagskraft, Kurzstreckenultrafeuerpower oder der goldenen Mitte. Im Gefecht bestückt ihr die Viper dann einmal mehr mit Speed-Ups, Bomben, Lasern, Pods und einem schwächlichen Schild an der Front.
Die Feindhorden im kunstvoll durchgestylten 12-Bit Look, der sogar mit simulierten Slow-Downs an besonders chaotischen Stellen aufwartet, erlebten einen Tag im Mixer und kamen leicht fremdartig heraus. Es liegt tendenziell einfach daran, dass man die Originale einmal zu häufig spielte und jeden Pixel ins Herz schloss, aber so richtig warm wird es mit den aufgehübschten Fieslingen nicht ums Herz. Sie erinnern mich persönlich eher häufig an einen generischen PC-Engine-Shooter als an die Ikonen der Gradius-Tage. Na wenigstens sind die Osterinselköpfe noch da.
Als ich eingangs erwähnte, dass dieses Spiel brachial sei, suchte ich übrigens nicht nur eine Einleitung, sondern wollte auch eine definitive Warnung absetzen. Das hier ist auf „sehr leicht“ brutal, steigert sich auf „normal“ zu extrem fies und dürfte auf „sehr hart“ für ungläubiges Staunen bei allen Ballergamern sorgen, deren Mittelname nicht „Der Krasse“ lautet. Selbst mit den einstellbaren sieben Leben ist hier nicht viel zu retten und unbegrenzte Continues bedeuten nicht viel, solange ihr ohne Extras zum Levelstart bei jedem vorzeitigem Ableben befördert werdet.
Fünf Level werden auf diese Weise schnell zu einer stattlichen Odyssee, die ihr leider komplett allein bestehen müsst. Auch auf den abwechselnd gespielten alten Modus verzichtete man und so moderne Spielereien wie Koop kommen ja nun gar nicht in die Tüte. Dafür findet sich im Optionsmenü ein Survival-Modus ohne Continues, dessen Scores ihr online verewigen dürft.
Ein Classic – oder Gamecube-Controller sollte beim Spielen auf jeden Fall in eurer Pranke liegen, denn das Winzkreuz der Mote liefert nicht ganz die Präzision, die ihr hier dringend braucht. Die Steuerung ist dem Stand der altehrwürdigen Serie gemäß gefühlvoll und dem eher langsamen Gameplay perfekt angepasst, aber das richtige Werkzeug muss es halt sein. Über den Preis herrscht ein wenig Verwirrung. In den USA scheint das Game mit 1.000 Punkten gestartet zu sein, hier bezahlte ich jedoch lediglich 600 (Stand 9.7.09). Ich bin nicht sicher, ob es sich dabei vielleicht nur um ein Startschnäppchen handelt.
Aber gehen wir von 600 Punkten aus, dann sollten alte Shoot´em´Up Fans nicht zweimal überlegen und sofort den Ballerdaumen warm reiben. Konami kann es noch und Gradius ReBirth beweist es. Hammerharte Levels, das gewohnt taktische Extraaufrüsten und endlich mal wieder Aliens, die nicht zum Spielen, sondern zum Vernichten herkamen. Und nur echte Männer können sie stoppen. Wie früher. Trotzdem bin ich nicht rundum glücklich. Gradius IV und V brachten die Serie in ein neues Zeitalter, trieben sie voran und bewahrten sich doch die alten Werte. ReBirth dagegen dürft ihr als reinen, sehr lieb gemeinten und durchaus gelungenen Fanservice betrachten.
Gradius Rebirth ist ab sofort als WiiWare-Download für 600 Punkte erhältlich.