Granblue Fantasy: Relink im Test - So kurz davor, das perfekte Action-JRPG zu sein
Etwas fehlt.
Fast ist es da, das actionlastige Anime-Rollenspiel in einem brandneuen Universum, das sieben Jahre auf sich warten ließ. Für Granblue Fantasy: Relink setzte sich selbst Platinum Games an den Entwickler-Tisch (und sprang wieder ab). Relink, der erste vollwertige Konsolentitel des Granblue-Fantasy-Universums, ist das Versprechen auf ein actionreiches Abenteuer mit gewaltigen Luftschiffen, gigantischen Astralbestien, wunderschönen, schwebenden Inseln und einer lebendigen Crew, die selbst One Piece Konkurrenz machen will. Kann Relink dieses Versprechen wirklich halten? Das schauen wir uns im Folgenden an, wie immer findet ihr die ausführliche Version des Tests im obigen Video.
Erstaunlich viele bekannte Variablen
Erwischt: Ganz so brandneu ist diese Fantasy-Welt nicht, denn dahinter steht ein japanisches Mobile Game von Cygames, dem gleichen Entwicklerstudio, mit Tetsuya Fukuhara an der Spitze, das sich diesen März bereits zehn Jahre konstanter Beliebtheit erfreut. Mehr zum Franchise und zum Studio erfahrt ihr in unserer Vorschau. Relink bietet einen Single-Player-Modus mit einer etwa 16-Stunden langen Geschichte und einen Online-Multiplayer mit über 100 Quests. Eine Online-Verbindung braucht ihr für den ersten Teil nicht. Wir befinden uns, wie für Granblue Fantasy üblich, weiterhin in Zegagrande, einem Himmelskönigreich, in dem einst Götter herrschten, die derzeit als Sternensiedler existieren, aber die vielen Inseln des Königreichs weitestgehend in Ruhe lassen.
In Relink macht sich, je nach Wahl, Held Gran oder Heldin Syta ein weiteres Mal auf, um das blauhaarige Mädchen namens Lyria, der unglaubliche Kräfte innewohnen, zu retten. Dieses Mal vor Lilith, einer mächtigen Entität, die bedrohliche Ziele verfolgt. Die Figuren scheinen interessant, doch verlieren sich gerne mal in ausschweifenden Dialogen, die ihr während der Erkundung nicht umgehen könnt. Viele Einzelheiten werden zudem durch ellenlange Texte geschildert, die sich sowohl in eurem Tagebuch, als auch in Sammelgegenständen oder einem Glossar wiederfinden. Ihr könnt Relink allerdings ohne Vorkenntnisse spielen, auch ohne jedes Fundstück lesen zu müssen, denn die Welt und ihre Charaktere entfalten sich deutlich genug, um sich schnell zurechtzufinden. Eure Himmelscrew besteht bereits zu Anfang aus sieben Charakteren, die sich untereinander kennen. Zudem könnt ihr durch Mitgliedskarten weitere Figuren anheuern. Sie alle können gesteuert werden und die Welt erkunden oder an Kämpfen teilnehmen.
Ein ganz besonderes Highlight
Was der Geschichte mangelt, ergänzt das Kampfsystem doppelt und dreifach. Das Echtzeit-Kampfsystem ist bis ins letzte Detail durchdacht und fühlt sich unglaublich geschmeidig an. Kampfstil und Steuerung unterscheiden sich bei allen freischaltbaren 19 (!) Figuren deutlich. Jedes neue Crewmitglied kann die Welt erkunden, kämpfen und an der Geschichte teilnehmen. Sie erhalten zudem eigene Dialoge, was ihnen erstaunlich viel Charakter verleiht; wer lesen mag, findet zusätzlich ihre Entstehungsgeschichten im Tagebuch. Auch die Fähigkeitenbäume sind entsprechend vielfältig. Durch die unterschiedlichen Elemente und Waffen macht es Spaß, verschiedene Figuren auszuprobieren, auch wenn der Fokus klar auf Klingenkämpfern liegt.
Umso erstaunlicher, dass sich jeder Einzelne anders anfühlt. Besonders gelungen sind hierbei die vielfältigen Bosskämpfe, von denen es bei Relink nicht zu wenig gibt. Damit meine ich nicht nur das Gegnerdesign, sondern die Bosse selbst, die sich bei Angriffsmustern, Fähigkeiten, sogar Größe und damit der verbundenen Herangehensweise zum Sieg unterscheiden. Jeder einzelne Boss ist zudem in einer Geschichte verwoben und bedient ein eigenes Reich, was die Welt sofort lebendiger erscheinen lässt. Diese Herangehensweise hätte ich mir statt der vielen Texte an jeder Stelle in Relink gewünscht.
Granblue Fantasy: Relink bietet erstaunlich viele Optionen für Barrierefreiheit. Neben drei Optionen zur Handhabung des Kampfsystems bietet das Spiel ein Menü für Farbblindheit.
Übrigens: Schaltet den Großteil der neuen Figuren am besten erst frei, wenn ihr ein ordentliches Level erreicht habt, sonst verbraucht ihr viele Ressourcen für die Fähigkeitenbäume, denn die Crewmitglieder starten immer mit eurem Level. So erspart ihr euch unnötigen Grind, den es während der Geschichte zum Glück nicht gibt. Das Spiel nach der Geschichte bietet genug Zeit und Raum, um euch mit allen 19 Figuren auszutoben. Es stehen nicht nur über 100 weitere Quests bereit, sondern auch kostenlose Updates, die in den nächsten Monaten neue Inhalte bieten. Gedacht sind die Kämpfe für einen online 4-Spieler-Multiplayer, Coss-Play gibt es dabei aber leider nicht.
Wer lieber bei einer Einzelspieler-Erfahrung bleibt, statt mit seinen Freunden für das nächste Boss-Update zu farmen, kann sich bedauerlicherweise nicht wirklich auf die Server der PS5 verlassen. Ich habe einige Male versucht, alleine in Multiplayer-Matches zu kommen und es funktioniert bedauerlicherweise immer nur vereinzelnd nach dutzenden Anläufen. Mit steigenden Spielerzahlen verbessert sich diese Erfahrung und mit einer abgesprochenen Gruppe klappt es deutlich besser. Auf der PlayStation gestaltet sich das bei mir aber immer noch mühsam, anderen Erfahrungsberichten nach soll das auf dem PC wohl besser funktionieren. Trotz Schwierigkeiten, bin ich dennoch positiv gestimmt, denn Cygames schafft den Sprung bei den Versus-Spielen mit Leichtigkeit und wenn es funktioniert, machen die Matches wirklich Spaß. Ihr schaltet am Ende auch noch einige Geschichten frei und könnt euch auf ein paar weitere epische Szenen gefasst machen.
Granblue Fantasy: Relink - Fazit
Granblue Fantasy: Relink ist ein ordentliches Action-RPG mit einem klaren Fokus auf das Kampfsystem. Dieses funktioniert nicht nur einwandfrei, sondern arbeitet alle 19 Figuren so aus, dass sich jeder Charakter gänzlich eigen spielt. Schnell wird klar, dass sieben Jahre Entwicklung in das Herzstück "Action" geflossen sind. Leider kann der Teil rund ums Rollenspiel da nicht mithalten. Die Erzählung hat Schwierigkeiten dabei, Emotionen zu wecken, zu viel wird durch Dialoge und Texte vermittelt, die Fantasy-Elemente wirken abgenutzt und der Soundtrack klingt zu sehr nach anderen Franchises. Als Gesamtwerk ist das aber kein Problem, denn beispielsweise bilden die häufigen Bosse ein echtes Highlight. Sie sind nicht nur auf diverse Angriffsmuster und ein beeindruckendes Design beschränkt, sondern bringen Abwechslung in das Geschehen und verbinden so Kampf mit Handlung auf eine einzigartige Weise.
Die über 100 Quests für den Multiplayer sind eine ähnliche Mischung aus bekannten Mustern und erfrischenden Ideen; dass es (noch?) kein Crossplay oder -Save gibt und der Multiplayer auf der Konsole recht unstabil funktioniert, ist dabei schade. Schade, aber kein Beinbruch, denn die einzigartigen Fähigkeiten der zahlreichen, gut durchdachten Figuren und das Gegnerdesign wissen immer wieder zu überzeugen. Wer Interesse an einem frischen Schauplatz oder Lust auf eine neue, sympathische Abenteurer-Truppe hat und actionreiche Kämpfe einer tiefschürfenden Geschichte vorzieht, wird mit Relink éine Menge Spaß haben.
Granblue Fantasy: Relink | |
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