Grand Theft Auto: Chinatown Wars
Zweiter Anlauf
Als auf der E3 2008 ein GTA für den DS angekündigt wurde, waren sicherlich viele von euch geschockt. Eine der kontroversesten Spielereihen aller Zeiten sollte bald auf einer Konsole erscheinen, die eher für Gehirnjogging und kindgerechte Titel bekannt ist? Dazu noch die Limitierung der Hardware. Unvorstellbar!
Doch das Endprodukt riss uns Anfang des Jahres völlig vom Hocker. Ein vollwertiges GTA, das seinen Vorreitern in Nichts nachsteht und perfekt auf die Funktionen des kleinen Handhelds ausgelegt wurde. Und obwohl sich die Presse mit Lobpreisungen förmlich überschlug, fehlte es Chinatown Wars an den nötigen Verkaufszahlen. Es macht also Sinn, den Titel für die PSP umzusetzen, auf der schon Liberty City Stories sowie Vice City Stories ein voller Erfolg waren. Aber ist die Umsetzung schlussendlich gelungen? Ohne euch unnötig auf die Folter zu spannen, kann ich ein klares „Ja!“ von mir geben. Die sechs Monate Wartezeit haben sich gelohnt.
Die erste Verbesserung sticht euch sofort bei Spielbeginn ins Auge. Der Cell-Shading-Look wurde abgelegt und die komplette Umwelt erstrahlt in einem realistischen Gewand, ähnlich dem der anderen Teile. Nur die Figuren werden im gleichen Zeichentrick-Look präsentiert, wodurch sie sich besser vom Untergrund abheben und leichter zu erkennen sind. Die Vogelperspektive wurde natürlich beibehalten und gewährt euch in Kombination mit dem großen Bildschirm einen besseren Überblick.
An der Story wurde nicht viel gewerkelt. Noch immer spielt ihr den verwöhnten Huang Lee, der das Schwert seines toten Vaters nach Liberty City zu seinem Onkel bringen soll. Natürlich muss irgendetwas schief gehen und so wird Huang kurz nach der Ankunft angeschossen und beinahe ertränkt.
Das Schwert wurde gestohlen und Huang will es unbedingt wiederbeschaffen. Wie in allen anderen GTA Teilen auch, ist das bloß der Start des Aufstiegs in der Unterwelt von Liberty City, der mit vielen chaotischen Charakteren gepflastert ist. Die PSP-Fassung wurde sogar um ein paar Storymissionen erweitert, die eine kleine Nebenhandlung beleuchten. Leider fehlt aber auch in dieser Fassung eine Sprachausgabe.
Das einzige Ärgernis, das bei der Portierung entstanden ist, sind die Mini-Spiele. Diese wurden direkt von der DS-Version übernommen und müssen mit den normalen Tasten sowie dem Analog-Stick gesteuert werden. Wann immer ihr ein Auto knackt, müsst ihr entweder einen Schraubenschlüssel im Zündschloss drehen oder die Schrauben an einer Sicherheitsklappe lösen, um die dahinter liegenden Drähte zu verbinden.
Auf dem DS waren die Spiele noch ganz witzig und mit dem Stylus gut zu steuern, doch wenn ihr dazu immer wieder den Analog-Stick im Kreis drehen müsst, kann das ziemlich nervig werden. Es hätte der Abwechslung keinen Abbruch getan, die Spielchen schlichtweg zu entfernen.
Hinzu kommen noch die Fehler aus der Urversion. Der Drogenhandel funktioniert gut, ist aber viel zu leicht und ermöglicht euch einen großen Geldfluss, den ihr nie richtig genießen könnt, da es kaum Dinge gibt, für die sich die Kohle ausgeben lässt. Der letzte negative Aspekt sind die Schusswechsel. Genau genommen dreht es sich um das Lock-on-System, das noch nie richtig funktioniert hat. Huang zielt meist auf die falsche Person oder gar ein Auto, das ihr sicherlich nicht beschießen wollt.
Damit hätte ich auch alles aufgezählt, was mir an negativen Punkten einfällt. Und all dies wird von dem abwechslungsreichen Gameplay, den lustigen Charakteren sowie der ordentlichen Steuerung in den Schatten gestellt. Insbesondere die neuen Missionen sind ein Lob wert. Wenn ihr gegen einen Mob kämpfen müsst, der aufgrund von Drogen wie ein Haufen Zombies agiert, könnt ihr euch nicht mehr vom Bildschirm lösen.
Also worauf wartet ihr eigentlich noch? Solange ihr Chinatown Wars nicht schon auf dem DS gespielt habt, gibt es keinen Grund, dieser Perle aus dem Weg zu gehen. Es hat seine Fehler und wird euch speziell in den Kämpfen an den Kopf fassen lassen, doch es bietet von der ersten Sekunde an das typische GTA-Feeling, wie es nur Rockstar erzeugen kann. Fast perfekt auf einem Handheld umgesetzt.
Die PSP-Fassung gefällt mir in meinen Augen sogar ein wenig besser. Mich hat es zwar gestört, ständig den Analog-Stick zu drehen, um ein geparktes Auto zu knacken, aber die massiv überarbeitete Optik, eine bessere Übersicht und die neuen Missionen ziehen mich mehr zu Sonys Handheld. Wer die Wahl hat, dem lege ich daher diese Version ans Herz. Aber egal für welche Plattform ihr euch letztendlich entscheidet, Chinatown Wars wird euch über ein dutzend Stunden Spaß auf sehr hohem Niveau bieten.
GTA: Chinatown ist bereits im Handel und im PlayStation Store erhältlich.