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Grand Theft Auto IV: The Lost and Damned

Rockt!

Die Chopper und Reiskocher fahren sich inzwischen übrigens so gut, dass Ihr nur allzu gern die wackeligen Autos links liegen lasst. In Kombination mit den neuen Grafik-Filtern, die dem Spiel einen düsteren Look verpassen – und - falls gewollt - abschaltbar sind, wird das entspannte Dahingleiten zu einem elementaren Spielelement. Vor allem weil Ihr als echter Rocker natürlich kein Taxi nutzen dürft, müsst Ihr Spaß an der Fahrerei haben. Immerhin hat Rockstar bei den Missionen auf die Fans gehört und Speicherpunkte gesetzt. Wiederholte Anfahrten oder ausufernde Feuergefechte müssen nicht wiederholt werden. Frustmomente fallen trotz erhöhtem Schwierigkeitsgrad fast vollkommen flach. The Lost and Damned spielt sich damit flüssiger als die Haupkampagne.

Auch das ganze Drumherum wurde, zum Glück, etwas abgespeckt. Natürlich könnt Ihr Euch in Eurem Hauptquartier noch immer diversen Mini-Spielen hingeben (Arm-Drücken, Billard, Karten, Air-Hockey), Euch im Internet herumtreiben oder ein witziges Rennen mit Road Rash-Charme wagen – ich sag nur Baseball-Schläger. Hardcore-Sozialstress in Form von nervigen Freunden und Freundinnen wurde auf das Minimum reduziert. Eure Lost-Brüder brauchen keine Strip Lokal-Besuche, um zu wissen, dass sie mit Euch befreundet sind. „Einmal Lost, immer Lost“ lautet die Devise und wird bis zum bitteren Ende befolgt.

Doch Rockstar geht noch einen Schritt weiter. Neben der gelungenen Kampagne wurde dem DL-Addon ein halbes Dutzend frischer Multiplayer-Modi verpasst, die sich als äußerst spaßig erweisen. Neben einem obligatorischen Gang-Modus namens „Own the City“, in dem sich die beiden verfeindeten Gangs um die Vorherrschaft in Liberty City streiten, schaltet Ihr bei „Witness Protection“ wichtige Zeugen aus, stürzt Euch in ein „Road Rash“-Rennen und lasst Euch in „Lone Wolf Biker“ von Euren Kollegen jagen.

Wie sagt das Johnny so schön: Da kann man noch was machen...

Als besonders gelungen entpuppt sich aber „Chopper vs. Chopper“. In dieser ungleichen Verfolgungsjagd müsst Ihr auf Eurem Bike einem Kampfhubschrauber davonfahren, der Euch mit dicken Geschützen den Spaß verderben will. Außerdem müsst Ihr in „Club Business“ mit der Erfüllung von Aufträgen für Biker-Captain Angus versuchen, an die Spitze von „The Lost“ vor zu stoßen.

Einerseits ist es zwar schön, dass sich Rockstar so viel Mühe gibt. Andererseits wirkt der Multiplayer jedoch langsam etwas überfrachtet. Ganz abgesehen davon, dass sich wahrscheinlich jeder einen Kampagnen-CoOp-Modus wünscht, wird die Online-Spieler-Gemeinde durch die Masse an Spiel-Modi immer weiter zerklüftet. Nicht umsonst konzentrieren sich andere Titel vollkommen auf einen Modus. Weniger kann manchmal wirklich mehr sein.

Auch was die Steuerung der Indoor-Gefechte angeht, stößt The Lost and Damned an seine Grenzen. In einigen Gebäuden gibt es zu wenige Deckungsmöglichkeiten. Ihr werdet von den geschickt agierenden Gegnern immer wieder zum Neustart gezwungen. In Verbindung mit den stimmigen, aber wenig innovativen Missionen und dem Mangel an neuen Locations, ist das aber Jammern auf hohem Niveau. The Lost an the Damned hängt bis auf The Shivering Isles von Oblivion jeden anderen DLC ab und bietet jede Menge Spiel fürs Geld.

Einige Missionen aus der Hauptkampagne bestreitet Ihr mit Niko. Nur aus einer anderen Perspektive.

Mir fallen locker ein Dutzend Publisher ein, die aus The Lost and Damned ein Vollpreisspiel gemacht hätten. 1600 Punkte (ca. 19 Euro) sind zwar eine ganze Stange Geld, doch der Gegenwert lässt andere DLCs alt aussehen. Satte 24 Missionen, ein Dutzend Rennen, 25 Bandenkriege und jede Menge neue Mini-Spiele werden Fans der Serie und GTA IV im Speziellen in Begeisterung versetzen. Unterm Strich hat mit das Addon sogar mehr Spaß gemacht als das Hauptprogramm. Weniger Privat-Stress, Speicherpunkte in den Missionen, eine deutlich stringentere Story und das einmalige Gruppen-Gefühl optimieren den Spielfluss und sorgen für ein stimmiges Gesamtbild.

Für die Höchstnote reicht es aber nicht ganz. Dafür fordere ich so dreist, wie ich nun mal bin, Verbesserungen am Auto-Aiming, ein besseres Fahrverhalten der Autos, innovativere Missionen, ein richtiger Online-CoOp und neue Locations. Aber was mit The Lost and Damned noch nicht ist, kann ja mit den zwei geplanten Nachfolgern noch werden. Nichtsdestotrotz: Rockstar hat mit dieser Erweiterung die Latte für Download Content mal wieder ein ganzes Stück nach oben gelegt. Kauft es Euch, eine Fehlinvestition sind die Punkte auf keinen Fall.

The Lost and Damned erscheint exklusiv für die Xbox 360 als DLC für 1600 Microsoft Points.

9 / 10

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