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Grand Theft Auto IV: The Lost and Damned

Alle für einen! Einer für alle?

Für diese Aufgabe schnappe ich mir nicht etwa einen der vielen amerikanischen Straßenkreuzer, die noch immer wie ein siegreicher, stockbesoffener Fußballverein durch die Straßenschluchten wanken, sondern eines der neuen, schnellen Motorräder. Deren Fahrverhalten wurde gehörig auf Vordermann gebracht und erlauben ein recht stressfreies Cruisen. Da Ihr als waschechter Biker ständig mit Eurer eigenen Maschine unterwegs seid, findet Johnnys bestes Stück nach einer Mission immer wieder seinen Parkplatz vor dem „The Lost“-Hauptquartier. Nur wenn Ihr die Maschine geschrottet habt, müsst Ihr bei Eurem Chopper Spezialisten einen Ersatz bestellen.

In der Biker-Bude dürft Ihr zwischen den Missionen das neue Fernseh-Programm und die neuen Musikstücke der Radio-Sender genießen. Ihr könnt Mini-Games wie Billard, Armdrücken und Karten spielen, Euch mit Euren Kumpels unterhalten oder Euch im Waffenarsenal bedienen. Eine neue Feuerspritze pro Waffen-Kategorie und ein praktischer Granatwerfer sollen den Gefechten mehr Wumms verpassen, was wir gleich bei der nächsten Mission eindrucksvoll vorgeführt bekamen.

Vollkommen durchgeknallt und unter dem Vorwand einen Bruder zu rächen, ruft Billy die Gang zum Angriff auf das gegnerische Hauptquartier auf. Gemeinsam ziehen zehn Biker schwer bewaffnet auf ihren Motorräder zum dem heruntergekommenen Vereinshaus. Auf dem Weg dorthin müsst Ihr die Formation einhalten, um die Angriffskraft der Nicht-Spieler-Charaktere zu verbessern. Wie in einem Rollenspiel gewinnen die für die Story irrelevanten Biker immer mehr an Erfahrung, schießen besser und ziehen statt mit einem schwachen Revolver mit einer dicken Schrotflinte durch die Gegend. So sollt Ihr zu den No-Name-Charakteren eine Verbindung aufbauen, sie vor Schaden beschützen und sie so langsam, aber sicher in eine unschlagbare Truppe verwandeln.

Gemeinsam reiten The Lost zu ihrer nächsten Gaunerei.

Kaum hat die Gang den traurigen Versammlungsort erreicht, der sich dreckig und verwanzt an einen Highway-Pfeiler kauert, muss Johnny die gegnerische Horde mit einer gut gezielten Granate durch das Fenster auf die Straße jagen. Ein kurzes Ploppen, dann ein lautes Krachen und schon schießen Flammen aus der Öffnung. Hastig rennen die Erzfeind auf die Straße, direkt in das Feuer der schwer bewaffneten „The Lost“-Biker, die aus den Todesengeln innerhalb kürzester Zeit Kleinholz machen.

Damit wird das Liberty City-Chapter der „Angels of Death“ ausgelöscht und der wahre Grund für dieses Massaker kommt ans Tageslicht: Billy wollte sich die gewaltigen Drogenreserven der Konkurrenten schnappen und zu Geld verarbeiten. Die Rache für den Mord war nur ein vorgeschobenes Argument. Gleichzeitig gibt die brachiale Mission die Schlagrichtung vor. Ihr seid nicht als Einzelgänger unterwegs, sondern meist als Team und bekommt so ein ganz neues Spielgefühl vermittelt.

Doch die Krönung der Präsentation stellte die letzte Mission dar. Auf dem Rücksitz eines schnellen Motorrads und mit einer automatischen Schrotflinte mit unendlicher Munition bewaffnet, darf Johnny nach einem geplatzten Drogen-Deal so richtig die Sau rauslassen. Verfolgt von der Polizei, muss er deren Fahrzeuge verschrotten, Hubschrauber vom Himmel holen und Straßensperren durchbrechen.

Die doppelläufige Schrotflinte hat einen gewaltigen Streuradius, hinterlässt auf nahe Entfernung aber böse Wunden.

Überzogen, unrealistisch, dafür aber umso spaßiger, zerlegt die mächtige Waffe Scheiben, Reifen und Karrosserieteile. Ein paar Salven genügen und die Limousine der Angreifer geht in die Knie, beginnt zu brennen und fliegt mit einer gewaltigen Explosion in die Luft. Körper werden aus den Fahrzeugen geschleudert, kleine Partikel markieren jeden Einschlag und am Ende hinterlässt das zerstörerische Duo ein brennendes Schlachtfeld.

Angesichts solcher Doppel-Missionen, dem Formationsfahren und den angekündigten neuen Online-Spielmodi stellt sich die Frage, ob es diesmal einen richtigen Coop-Modus geben wird. Rockstar hält sich natürlich weiterhin bedeckt, doch wir drücken ganz fest die Daumen. Schließlich wäre es genial, gemeinsam mit Freunden die Gang-Missionen zu bestreiten. Alternativ würde ich mich auch über einen erweiterten Gang-War im Internet freuen, in dem die Biker eine gute Figur machen würden. Doch alles nachfragen und drohen half, mal wieder, nichts und wir wurden auf die nächsten Wochen vertröstet.

Selbst auf den Motorrädern könnt Ihr Euch gegenseitig die Birne einhauen.

Obwohl Liberty City das gleiche, unglaubliche Authentizitätsgefühl vermittelt und sich kaum verändert hat, gibt es einen entscheidenden Unterschied. Diesmal seit Ihr nur sehr selten allein unterwegs. Die Missionen gemeinsam mit NPCs zu bestreiten, verändert das Gameplay zum Teil grundlegend. Teamwork und Gemeinschaftsgefühl stehen im Vordergrund, Ihr könnt schnell nachvollziehen, warum sich die Truppe gemeinsam durchs Leben schlägt und sich gegenseitig beschützt. In einer Welt voller Feinde sind die Brüder trotz all ihrer Differenzen ein Fels in der Brandung.

Trotzdem geht The Lost and the Damned der Innovations-Bonus des Hauptspiels ab. Die wenigen frischen Indoor-Locations können natürlich keinen neuen Stadtteil ersetzen. Wer sich sehr intensiv mit Liberty City und Niko beschäftigt hat, muss mit vielen bekannten Ecken leben. Doch die aufregenden Missionen, die lange Spielzeit und die neuen Spielelemente holen dieses Manko locker wieder heraus und scheinen den hohen Preis zu rechtfertigen. Falls sich das Niveau hält, könnte The Lost and the Damned die Shivering Isles vom Thron der Download-Episoden schubsen. Die Zeichen stehen auf Must-Have.

Grand Theft Auto IV: The Lost and Damned erscheint am 27. Februar exklusiv für die Xbox 360 als Download-Content.

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