Green Day: Rock Band
S%*$! Wo sind die f...ing F...s?!
Business as usual oder visionäres Werk im Stile der Beatles?
Business as usual.
Es ist bei Green Day, mal jetzt ganz außen vor, ob man die Band mag oder nicht, nicht so einfach zu entscheiden, wie relevant sie eigentlich für die Musikkultur oder die Counterculture im Allgemeinen sind. Kann man eigentlich eine Band zur Counterculture zählen, die ein Musical zu Lebzeiten bekommt? Ist das noch eine ganz eigenwillige Form des Punk oder nicht doch eher eine kleine, harmlose Kuschelei am linksliberalen Spektrum des Mainstream?
Keine Ahnung. Aber egal ob sie Bubblegum-Punk in den 90ern machen oder emo-androgyn in den 2000ern posen, gute Hooklines und Melodien hat Green Day – fast – immer hinbekommen. Über den Rest war man sich bei Electronic Arts und Harmonix wohl auch nicht so im Klaren und beschränkt sich bei der Umsetzung der Bandgeschichte diesmal auf das Nötigste. Drei magere Konzertbühnen bekommt ihr zu sehen, eine aus Dookie-Zeiten, die anderen beiden – Milton Keynes und The Fox Theatre – stammen von Mitte und Ende des 00er Jahrzehnts, als American Idiot und 21st Century Breakdown sich in den Rockcharts festsetzen.
Die drei Bandmitglieder wurden in einem Rock-Band-typischen Comic-Look eingefangen und passend zu den Jahren herausgeputzt - und auch die Bewegungen fing man halbwegs ein. Das ist insgesamt alles solide, es wird dem Fan von Green Day gefallen und wer die Jungs nicht mag, der wird sie hier nicht ins Herz schließen. Das gilt natürlich genauso für die Songs.
Insgesamt zeigte man sich nicht zu übertrieben geizig mit 47 Songs, zumal alle von Green Day stammen und nicht eine obskure Auswahl den Musikgeschmacks des kleinen Bruders eines Bandmitgliedes repräsentiert. Nach Van Halen rechnet man ja mit so einigem. Was die Zusammenstellung angeht, hätte ich mir als latenter Fan des gesamten Schaffenswerkes von Green Day mehr Überblick gewünscht. Den Bühnen entsprechend sind die kompletten Alben Dookie und American Idiot vom ersten bis zum letzten Track drauf. Bei 21st Century Breakdown setzte man die Schere an.
Bei den Hits fehlen 21 Guns und Last of the American Girls. Die beiden und vier weitere sind als DLC zu haben. Mal ehrlich, hätte sich EA jetzt einen abgebrochen, die paar Dinger auch noch draufzupacken und die Scheibe abzurunden? Drei komplette Alben hätte doch gleich viel besser geklungen. So seid ihr als Komplettisten halt gleich noch mal ein paar hundert Punkte los. Was Insomniac, Nimrod und Warning angeht, ja, ich weiß, das sind nicht die Alben, für die die Band bekannt ist. Aber die Dinger waren auch mehrfach Platin und ein Insomniac hätte mehr verdient als zwei Alibi-Tracks. Man kann es dabei belassen, dass das wirklich bekannte Material, gerade das, mit dem die aktuelle Generation von Teens und Twens zur Band kam, weitestgehend repräsentiert wird. Und wir alten Säcke fühlen uns bei Basket Case noch mal jung – oder zumindest jünger… – und verwirrt.
Was das Spielen selbst angeht, werden hier alle Instrumente gut bedient. Die Gitarre wird witzigerweise bei den zeitlich späteren Songs nicht mehr ganz so gefordert, während der Bass immer spannender wird. Das Schlagzeugspiel macht am meisten bei den langen Tracks wie Jesus of Suburbia Spaß, zumindest wenn ihr euch auch für Tempowechsel begeistern könnt. Was den reinen Spaß am Spielen angeht, kann man diesem Paket praktisch keine Vorwürfe machen. Jeder Song hat wenigstens gute Passagen und der Schwierigkeitsgrad liegt ab der Mitte der Karriere auf leicht gehobenem, aber immer noch angenehmem Niveau. Das hier ist ein rundes Paket für alle Beteiligten an einem soliden Bubblegum-Post-Punk-Emo-Teen-Angst-Event.
Schade ist wieder einmal, dass man mit der Disc nicht das Arsenal des endlosen RB2-DLCs nutzen kann. In die andere Richtung lässt sich die Green-Day-Disc exportieren – gegen acht Euro Aufpreis und nicht auf der Wii. Das Übliche halt. Der No-Fail-Modus aus RB2 wurde nicht vergessen und in Quickplay dürft ihr vom Start weg mit allen 47 Songs sofort loslegen. Was ihr an Band-Fan-Stuff freischalten könnt, ist okay, aber es reißt auch nicht wirklich vom Hocker. Interviews, ein wenig Liveshow und Bildchen. Nett, aber wirklich nur für die härteren Fans. Zum Schluss gibt es noch einen kleinen Dämpfer. Natürlich sind alle Versionen der Songs die Radio-Edits, das heißt, dass nicht ein einziges F…!, f…ing oder s*+&! ertönt. Bei einer Band, die damit so herzhaft um sich wirft wie Green Day, fällt das schon mehr auf als sonst…
Wirklich okay das alles, nur hätte ich nach dem Beatles-Meilenstein mehr erwartet. Klar, eine ganz andere Band, eine ganz andere Wahrnehmung, aber ein wenig mehr als nur drei Momentaufnahmen der Bandgeschichte hätten es schon sein dürfen. Und bei der Dritten muss man auch noch ein paar Songs extra nachkaufen. Für ein Band-Paket bleibt immer noch eine ordentliche, wenn auch keineswegs beeindruckende Menge an Material und vor allem macht praktisch alles davon, egal in welcher Konstellation, wirklich Spaß zu spielen. Also, Green-Day-Fans können trotz kleiner Abzüge in den B- und F…!-Noten zuschlagen, der Rest braucht sich nicht groß darum zu kümmern.
Green Day: Rock Band ist ab sofort für Xbox 360, PS3 und Wii zu haben. Auf der Wii können die Tracks nicht in Rock Band 2 exportiert werden. Die kommenden RB3-Instrumente sollen unterstützt werden.