Green Lantern
Keine Erwartungen
Als ich vor vielen Jahren zum ersten Mal ein zerknautschtes Superhelden-Comic in den Händen hielt, hätte ich niemals gedacht, dass es dieses Nischen-Hobby mal auf die Leinwand schafft. Schon gar nicht in dem Ausmaße, dass es sogar ausgemachtes Blockbuster-Material vom Thron der Billboard-Charts stößt, wie es etwa gerade in den USA mit Captain America passiert, der einen Harry Potter überholt. Gerade ein Superheld wie Green Lantern, mit seinem extrem nerdigen Space-Opera-Szenario, wirkt kaum wie ein Blockbuster für die Massen. Das ein solches Thema 200 Millionen Dollar Budget bekommt, ist also ein kleines Wunder.
Leider liegt aber genau in dieser Nischen-Thematik auch das Problem von Green Lantern begraben. Während die zerrissene Persönlichkeit von Batman, die Trinkgewohnheiten von Iron-Man oder der Vaterkomplex von Thor genügend Material für den Geschmack des Massenpublikums liefern, landet die Grüne Laterne mit ihrem fast naiven Weltbild Kilometerweit daneben.
Entsprechend vernichtend fallen auch die Kritiken zu Green Lantern aus. Gerade wenn man eben nicht das Ausgangsmaterial kennt, fühlt man sich von den Filmemachern schlichtweg verarscht. Die Story eines Testpiloten, der von einem Außerirdischen in eine intergalaktische Polizeitruppe eingeladen wird, sich dabei seinen Ängsten stellen muss und es ohne viel Erfahrung mit ihrem größten Feind aufnimmt, wirkt hier fast wie ein schlechter Scherz. Und ja, auch als Fan der Comic-Serie schüttelte ich gleich mehrmals den Kopf. Mal wieder wurde die Origin-Geschichte für das Kino umgetextet und auf Blockbuster-Taktung gebracht. Alles geht viel zu schnell, ist zum Teil einfach viel zu flach und spielt dazu auch noch über weite Strecken auf der Erde. Bei einer so dem Weltraum verschriebenen Serie wie Green Lantern ein Kardinalfehler.
Doch der Reihe nach: Los geht alles mit der Flucht der super-bösen Wesenheit Parallax aus ihrem intergalaktischen Gefängnis. Im Original Milliarden von Jahren alt und aus dem emotionalen Spektrum entstanden, symbolisiert Parallax die Furcht. Und steht damit der grünen Kraftquelle der Green Lantern, der Willenskraft, entgegen. Im Film gibt es natürlich eine andere Erklärung, die auch in Ordnung geht, aber deutlich simpler ausfällt. Hollywood eben.
Als Abin Sur, der Wächter über das Gefängnis des Monsters, von diesem schwer verwundet wird, landet er auf der Erde und fordert seinen mächtigen Kraftring dazu auf, einen würdigen Nachfolger zu suchen. Wenige Minuten später kommt dieser mit dem Testpiloten Hal Jordan zurück, der damit als erster Mensch Mitglied des Green Lantern Corps wird, einer mächtigen Organisation, die von den uralten Wächtern geschaffen wurde, um die Galaxie zu beschützen. Natürlich sind die anderen Mitgleider des Corps dem Menschen gegenüber skeptisch. Schließlich gelten wir intergalaktisch gesehen, als jung, unreif und gewalttätig. Vor allem der Anführer des Corps, Sinestro, lehnt Jordan schlichtweg ab. Am Ende möchte Jordan sogar das Handtuch werfen und kehrt erst einmal zur Erde zurück.
Leider ist damit der beste Teil des Films, die Zeit auf dem Planeten der Wächter, OA, erst einmal vorbei. Um wahrscheinlich die Kosten nicht ins Unendliche wachsen zu lassen, geht es danach auf der Erde weiter. Hector Hammond, ein verschrobener Bösewicht, wurde von einem Parallax-Splitter in eine Art Anti-Lantern verwandelt und macht Hal die Hölle heiß. Außerdem lockt er seinen Furcht-Papa Parallax herbei. Und von da an wird es extrem unlogisch. Ich will nicht allzu viel spoilern, aber das einer der größten Gegenspieler der Green-Latern-Historie gleich im ersten Film so verheizt wird, ist eine Schande.
Apropos verheizen: Während Ryan Reynolds als Hal Jordan gar nicht mal so einen schlechten Job macht, wird von seinem nächsten Kontrahenten, Mark Stron alias Sinestro, viel zu wenig gezeigt. Der fehlgeleitete Held bzw. Bösewicht in spe, bekommt noch eine schwache Szene gegen Ende hin und taucht dann leider nicht mehr auf. Auch Tim Robbins als fieser Senator ist eine Schande. Einen Mann mit einer solchen Präsenz auf solch eine simple Figur herunterzubrechen ist einfach pure Verschwendung. Blake Lively als Carrol Ferris geht grundsätzlich in Ordnung sorgt aber in Kombination mit ein paar wirklich dämlichen Dialogen für keine Begeisterungsstürme. Das Skript ist einfach unterirdisch. Schade, hier wurde viel Potential verschenkt.
Die Spezialeffekte gehen dagegen in Ordnung, liefern mit der digitalen Erschaffung von dem Corps-Hauptquartier OA, den netten Ringkonstrukten und einem brachialen Ende genug Material, um die 200 Millionen Budget zumindest zum Teil zu rechtfertigen. Der 3D-Effekt ist dagegen, mal wieder, schwach. Hier und da mal eine im Raum schwebende Energiekugel, ein paar nette Flugeffekte und das wars. Ich kann es nicht oft genug betonen, mal abgesehen von Avatar gab es bisher noch keinen 3D-Film, der für mich die reduzierte Helligkeit und das diffuse Gesamtbild rechtfertigte.
Umso erstaunlicher ist es, dass ich trotz dieser Kritik, der katastrophalen narrativen Struktur und den langweiligen Dialogen, mit Green Lantern meinen Spaß hatte. Zum Einen liegt das wohl daran, dass meine Erwartungen angesichts der bereits veröffentlichten Verrisse entsprechend niedrig angesetzt waren. Ich hatte mich innerlich schon auf eine Katastrophe eingestellt und wurde am Ende doch positiv überrascht. Zum Anderen ist es einfach immer wieder erstaunlich, einen Jugendhelden auf der großen Leinwand zu erleben. Bei Green Lantern geht es eben nicht um den kleinen Taschendieb von nebenan, sondern eben gleich um das Schicksal der Erde. Dieser epische Ansatz, die brachialen Kämpfe, die zum Teil gelungenen Spezial-Effekte und ein zufriedenstellender Ryan Reynolds sorgten am Ende für genug Substanz, um zumindest den Nerd in mir zu befriedigen. Klar, unterm Strich eine der schwächeren Superhelden-Verfilmungen der letzten Jahre, aber meilenweit von einem Ghost Rider, Daredevil oder Elektra entfernt. Trotzdem schade, da wäre ne ganze Menge mehr drin gewesen.