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GTFO ist fertig - und wir sind für euch in die Hölle hinabgestiegen

Aliens trifft auf Left 4 Dead - Der atmosphärische und bockschwere Koop-Shooter hat Version 1.0 erreicht. Wir haben sie für euch ausprobiert.

Die Entwickler des schwedischen Indie-Studios 10 Chambers haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass sich ihr Horror-Koop-Shooter GTFO gezielt an Hardcore-Gamer richtet und mit einem gnadenlosen Schwierigkeitsgrad aufwartet. Seit Dezember 2019 befindet sich das Spiel im Early Access bei Steam und ich habe immer wieder mal eine Runde gewagt und mich gemeinsam mit drei Teamkameraden in die labyrinthartigen Gewölbe tief unter der Erde gewagt. Was soll ich sagen: Die Macher haben mit ihrer Warnung wirklich nicht übertrieben und meine Frusttoleranz bei jedem neuen Versuch auf eine harte Probe gestellt.

Worum geht es eigentlich? Ihr seid Mitglied eines Teams an Gefangenen, die für einen mysteriösen Auftraggeber, der nur „The Warden" genannt wird, auf Expeditionen in einem riesigen Komplex unterhalb eines Meteoritenkraters geschickt werden. Mehr zu den Hintergründen der Story erfahrt ihr durch Schriftstücke und Audiohinweise, die in den verwaisten Labors und Lagerhallen zu finden sind. Allerdings fehlt euch meistens die notwendige Ruhe zum Suchen, denn in dem weitläufigen Gewirr aus Räumen, Gängen und Höhlen haben sich reichlich groteske Gestalten breit gemacht, die schon begierig auf Frischfleisch lauern.

Die Bestien sind zwar durch den langen Aufenthalt im Stockdunkeln nahezu blind, verfügen aber über ein ausgezeichnetes Gehör. Also erkundet ihr am besten schleichend die Räume, lasst Schrotflinte und Maschinengewehr erst einmal stecken und nutzt eure Melee-Waffe. Zur Auswahl stehen unter anderem Vorschlaghammer, Baseballschläger, Messer oder ein Speere, mit denen die schlummernden Monster nacheinander leise ausgeschaltet werden. Denkt aber bloß nicht, dass ihr euch mit dieser Taktik komplett durch einen Level pirschen könnt, sobald ein Teammitglied eine unachtsame Bewegung macht oder der Schmerzensschrei eines Monstrums seine Artgenossen alarmiert, bricht die Hölle los.

Wenn im Halbdunkeln plötzlich ganze Horden an Monstern auf euch zustürmen, wird es ganz schön gruselig.

Einen Ansturm der unangenehm widerstandsfähigen Kreaturen überlebt ihr nur mit der richtigen Strategie und perfekter Teamarbeit. Entfernt sich ein Mitspieler von der Truppe, bedeutet das seinen sicheren Tod, denn Munition ist ein rares Gut und einmal in eine Ecke gedrängt, ist ein Entkommen so gut wie unmöglich. Hat das komplette Team den virtuellen Löffel abgegeben, heißt es "Game Over" und ihr startet wieder ganz am Anfang der Mission. Zumindest war das in der Early-Access-Version bisher der Fall, was nach einem dreistündigen Lauf durch die Katakomben schon ein ordentlicher Schlag in die Magengrube war.

Spannende Features in der Version 1.0

Das Wehklagen frustrierter Spieler haben auch die Entwickler zur Kenntnis genommen, die auf ihrem gut frequentierten Discord-Server löblicherweise in engem Kontakt mit der GTFO-Community stehen. In der aktuell erschienenen Version 1.0, die ich bereits vorab einige Stunden zusammen mit Kollegen und Entwicklern anspielen konnte, gibt es jetzt endlich Checkpoints, wenn bestimmte Türen geöffnet werden. Die willkommene Änderung sorgt für einen ordentlichen Motivationsschub, die Missionen noch einmal anzugehen, wenn das Team kurz vor dem Ziel das Zeitliche segnet und nicht erneut alle Räume wieder von Gegner gesäubert werden müssen.

Schleichen ist der Schlüssel zum Erfolg: Betretet ihr ein Gebiet, schlummern die meisten Gegner noch und ihr könnt sie mit einem Vorschlagshammer oder Baseballschläger geräuscharm ausschalten.

Das ist zwar eine wesentliche, aber bei Weitem nicht die einzige Veränderung, die euch bei den Expeditionen in die Abgründe unter dem Krater erwarten. Neue Monsterarten machen euch das Leben schwer, darunter auch fliegende Monstrositäten, die aus dem dichten Nebel herabstürzen. Die vier Kämpfer-Charaktere lassen sich jetzt individuell anpassen, die Grafik sowie die Animationen wurden erheblich verbessert und es begleiten euch mit den neuen Bots auf Wunsch nun KI-Kameraden, denen ihr Befehle erteilen könnt. Wie sich die computergesteuerten Mit-Plünderer im Kampf bewähren, konnte ich aber leider noch nicht selbst ausprobieren.

Abwechslungsreiches Missionsdesign

Dafür habe ich mich mit einem Entwickler als erfahrenem Anführer sowie zwei Journalisten-Kollegen furchtlos in die Düsternis gestürzt und zwei sehr unterschiedliche Missionen gespielt. Zum Aufwärmen ging es im Startlevel A1, einem Bereich im obersten Stockwerk, auf die Suche nach einem Matter Wave Projector, ein anscheinend wichtiges Gerät, das unser unerbittlicher Auftraggeber unbedingt heil an die Oberfläche gebracht haben wollte. Eine ordentliche Vorbereitung auf den Höllentrip ist Pflicht, also stattet ihr euren Soldaten mit einer Haupt-, Spezial- sowie Melee-Waffe aus und packt noch ein nützliches Tool, wie Radar, automatisches Geschütz, Minenleger oder Schaumkanone, ein.

Eine wichtige Neuerung sind rar gesäte Speicherpunkte, wenn ihr ein Tor zu einem neuen Areal öffnet. Bislang bedeutete ein Versagen, dass ihr wieder ganz von vorne beginnen musstet.

Ein echtes Klassensystem mit passend zugeschnittenen Loadouts existiert nicht. Ihr solltet euch vorab absprechen, wer mit welcher Waffe und welchem Tool im Gepäck loszieht. Unerlässlich ist dabei der Bio-Tracker, mitunter in den dunklen und nebligen Räumen die einzige Möglichkeit, Gegner frühzeitig aufzuspüren, bevor euch eine unangenehme Überraschung droht. Übrigens: Auch wenn ihr die Feinde in einem Bereich eliminiert habt, müsst ihr immer noch genau darauf achten, wo ihr entlanglauft. Es gibt in den Arealen Höhenunterschiede, die ihr tunlichst mit einer Leiter oder Rampe überwinden solltet, auch wenn ihr dafür ein paar Meter weitergehen müsst. Ein unüberlegter Sprung verursacht meist immensen Fallschaden und Medipacks sind genauso selten zu finden wie Munitionskisten.

Gut gerüstet geht es dann auf die Suche nach dem mysteriösen Objekt, das sich hinter einem halben Dutzend noch fest verschlossener Türen befindet. Mal braucht es zum Öffnen eine farbige Schlüsselkarte, die sich in einer versteckten Kiste befindet, mal absolviert ihr ein nicht gerade triviales Mini-Geschicklichkeitsspiel, um die Verriegelung zu überlisten. Hinweise erhaltet ihr an Terminals, die mittels Tastaturbefehlen bedient werden. Die braucht ihr euch nicht zu merken, sondern lest sie einfach vom Bildschirm ab und bekommt nach der Eingabe angezeigt, welches Tor ihr als nächstes öffnen müsst, welchen Schlüssel es dazu braucht, und dessen ungefährer Standort. Ist der Weg frei, versammelt sich das Team zu einem gemeinsamen Sicherheits-Scan vor dem Tor und es geht weiter in den nächsten Abschnitt.

Missionsziel erreicht: Schnappt euch den mysteriösen Gegenstand und dann schnell mit dem ganzen Team zum Abholort.

Allerdings sind einige Zugänge noch mit einem weiteren Sicherheitssystem ausgestattet und lösen beim Öffnen einen Alarm aus. Fairerweise wird euch das vorher angezeigt und ihr bekommt eine Verschnaufpause, um euch auf das drohende Fiasko vorzubereiten. Sobald ihr den Alarm auslöst, stürmen Horden an Kreaturen auf euch zu, während ihr in roten Markierungen auf dem Boden einige Augenblicke still stehen bleiben müsst. Hier kommen die Tools zum Einsatz, mit denen ihr euch einen Vorteil verschafft. Platziert ihr automatische Geschütze an strategischen Punkten, befestigt Türen mit der Schaumkanone oder legt Sprengfallen, dünnt ihr die Gegnerwellen aus, bevor sie euch gnadenlos überrennen. Trotz sachkundiger Führung haben wir drei Anläufe und gut eine Stunde gebraucht, bis wir schlussendlich zu dem Missionsziel durchgedrungen waren und das Level abgeschlossen hatten.

Der reinste Horror

Düstere Korridore, Nebelschwaden, die euch die Sicht rauben, und das beklemmende Gefühl der Gewissheit, dass jeden Augenblick eine Gruppe der ekligen Monster direkt vor euch auftauchen wird: GTFO erzeugt gekonnt eine Atmosphäre der Bedrohung, der man sich einfach nicht entziehen kann. Gemeinsam mit einem motivierten und idealerweise bereits eingespieltem Team, bietet die Mischung aus Left 4 Dead und Aliens eine bockschwere Herausforderung, die sich mit Geduld und Geschick meistern lässt. Wenn auch garantiert nicht im ersten Anlauf, wie ein Besuch in Level C3 beweist.

Ohne Teamarbeit geht es nicht: Die Munition ist knapp und alleine habt ihr auf keinen Fall eine Chance gegen die extrem widerstandsfähigen Monster.

Die Aufgabe klingt simpel: Seht zu, dass euer Team vom Startpunkt aus einen Weg zur Extraktionsstelle findet, ohne draufzugehen. Leichter gesagt als getan, denn der "Warden" löst gleich nach der Ankunft ein Säuberungsprotokoll aus und ein knapper Countdown tickt unerbittlich runter. Danach bricht die Hölle los und es gilt unter Druck schnellstmöglich den richtigen Weg zu finden, während sämtliche Monstervarianten aufgeboten werden, um das Team zu eliminieren. Wir haben übrigens ganze fünf Minuten überlebt im Probespiel.

Ich persönlich freue mich auf jeden Fall über die Version 1.0, die exakt zwei Jahre nach dem Early-Access-Auftritt erschienen ist. Die Einführung von Checkpoints ist für mich ein großer Motivationsschub und ich möchte unbedingt mit KI-gesteuerten Bots auf Expedition gehen und so in meinem ganz eigenen Tempo spielen können. Über einen Mangel an frischen Inhalten, brauche ich mich auch nicht zu sorgen. Das sogenannte Rundown-System hat bisher schon regelmäßig Content geliefert, das soll auch in Zukunft so bleiben. Die Entwickler versprechen immer neue Missionen, Gegner oder Ausrüstung, um den Spielern und Spielerinnen frische Erfahrungen zu bieten. Ich mache mich dann schon mal bereit für meinen Abstieg in die Tiefe.

GTFO ist für PC erhältlich und kostet ca. 40 Euro

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