Guitar Hero 5 & Band Hero
Groupies, Drogen und faule Roadies
Warum schon wieder ein neues Guitar Hero vor der Tür steht? Ganz einfach, die Leute wollen es offensichtlich haben. Bisher sind alle Teile Million-Seller, und dass World Tour letztes Jahr Teil 3 nicht toppen konnte, liegt tendenziell nur an der starken Konkurrenz, die mit Rock Band auf den Plan trat. Zeit, das verlorene Terrain zurückzuerobern, Zeit für Guitar Hero 5. Aber mit was will man euch erneut an das Plastik locken?
Die erste Antwort ist offensichtlich: neues Songmaterial. Irgendwas um die 80 Songs wurden in Notenbahnen gepresst, und ob euch die Auswahl liegt, hängt wie immer vom eigenem schlechten Geschmack ab. Mit Ausnahme ganz weniger Obskuritäten – über Attack!Attack! lässt sich eigentlich nur sagen, dass sie gerne mit einer minimal weniger erfolglosen Truppe gleichen Namens verwechselt werden – spult man hier gewohnt hochwertig die Größen herunter.
Klassik liefern Dylan, Jovi, die Dire Straits und die Stones, allesamt mit A-Ware aus ihrem großen Sortiment. Härter wird es bei Maiden, Rammstein, Children of Bodom und Darkest Hour. Und natürlich sind die f…ing White Stripes dabei. Mann, hasse ich die Stripes. Aber das nur am Rande. Das Songrepertoire kracht – bis auf die Stripes, die können von mir aus diesen Planeten verlassen -, aber das darf natürlich nicht alles sein, schließlich hätten es sonst auch Downloads getan.
Wer nur auf die Bahnen guckt, wird keinen großen Unterschied feststellen. Hier machte GH: WT alles vor und man bleibt bei den 5 Linien. Die Gesangspur läuft wie gehabt oben entlang und erst, sobald der Blick zu den Spielern wandert, fällt ein kleiner Unterschied auf. Keiner hat ein Instrument in der Hand. Die Songs laufen im neuen Party-Modus einfach als Jukebox durch. Das Plastik liegt daneben, unberührt, weil halt keiner die Stripes mag. Als die aber fertig sind und die ersten Töne von „Ring of Fire“ erklingen, springen zwei oder drei Partygäste auf und legen nach einer kurzen Balgerei um das Mikro los. Dabei ist das völlig unnötig, denn jede Spur kann jetzt von jedem gleichzeitig gepielt werden. Cash-Power-Karaoke ist also möglich.
Galt bisher die Regel, dass eine Runde Guitar Hero: WT eine komplette Abendbeschäftigung mit vollem Einsatz und klaren Strukturen wäre. GH 5 weicht das endlich auf und vereinfacht die gesamte Benutzerführung. Im Grunde startet ihr einfach, lasst die Songs in der Jukebox rotieren, und sobald ein Instrument sich anmeldet, geht es los. Hat keiner mehr Lust, wechselt GH zurück in den Juke-Modus, der nicht nur vom eigenen Downloadmaterial anhängig sein wird, sondern euch auch (beinahe) das gesamte Material aus WT für GH 5 anbieten kann. Sogar der Import einiger der Stücke auf den Discs von WT und Smash Hits wird möglich sein, das allerdings wieder nur gegen eine kleine Gebühr. Alle Cash-Cows in der Musikindustrie machen jetzt mal MUUUUUUHHH…
Trotzdem, so ergibt sich ein stattliches Set aus über 300 Songs, zu denen jeder sonst unbedarfte Gast, ohne die Gefahr, großartig zu scheitern, einsteigen darf. Seid ihr aber sowieso nur mit Pros auf Tour, werden eure Finger bei der Aussicht zucken, endlich mal sechs Sterne pro Song zu ergattern. Fünf dafür, dass ihr ein hörbares Ergebnis abliefert und einen für eine besondere Songchallenge, die für jeden Track variiert und auch nicht immer mit jedem Instrument zu erheischen ist. Trefft eine besondere Notenfolge, tolle Solos, Dinge in dieser Richtung, Heldentaten im Kleinen halt. Diese schalten dann auch neue Extras frei, mit denen ihr dann Online posen dürft.
Was ihr aber niemals, ever, und auf keinen Fall nutzen solltet – trotzdem werden es genug Leute da draußen tun – sind die Avatare als Figuren nehmen. Diese sehen einfach furchtbar aus, egal wie knuffig und kompetent eingebunden sie Neversoft auf der Bühne hüpfen lässt. So was nimmt man nicht, wenn man Johnny Cash und Kurt Cobain als Figuren zur Auswahl hat. Einziges Problem dabei: Jeder will Kurt sein, wenn „Smells like Teen Spirit“ anläuft… Aber auch das geht. Jeder darf jeder sein und alles machen. Keiner hat Lust auf Bass? Dann spielen halt zwei oder drei Leadgitarren. Eine gute Band hat eurer Meinung nach mehr als einen Drummer? Kein Problem für Guitar Hero 5. Alle wollen singen? Macht doch. Wonach euch immer gerade ist, so das Motto von Teil 5.
Selbst der Karriere-Modus hat sich auch der Zugänglichkeit geöffnet und lässt euch mit Leichtigkeit nicht nur zu allen anderen Spielmodi wechseln, sondern auch denkbar simpel und jederzeit die Zuordnung der Spieler zu den Instrumenten verändern. Flexible Bandmitglieder können also aufatmen, niemand muss mehr den ganzen Abend den Bass machen. Die Star Power müsst ihr übrigens auch nicht mehr teilen. Jeder hat seine eigene und sollte mal jemand rausfliegen, kann er natürlich trotzdem gerettet werden. Mit solchen Leuten werdet ihr aber wahrscheinlich nicht den höchsten Multiplikator sehen. Der 11-fache Zähler bleibt Gruppenperfektionisten vorbehalten.