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Guitar Hero: Van Halen

Not on Top of the World, so just Jump

Es stellt sich heraus, dass inzwischen der 19-jährige, dickliche Milchbubi-Sohn von Eddie Van Halen am Bass steht. Sein Bassspiel mag gut sein, wen wundert es bei der Herkunft, aber mal ehrlich, in einer solchen Umsetzung wäre Michael Anthony zumindest wahlweise nicht Kür, sondern Pflicht gewesen. Immerhin war der Mann über 20 Jahre in der Band. Aber vielleicht ist der mit Hagar und Satriani einfach bei Chickenfoot glücklicher und wollte wirklich nicht mehr mit dem Familienclan der Van Halens assoziiert werden.

Die Bühnenshow im Spiel ist der Chemie der frühen Van-Halen-Jahre unwürdig. Gerade diese Zeit steht für großes Gebaren und einen ungebändigten Roth. Klar, der Mann ist mittlerweile ein wenig älter, aber das hat bei Rock Band: The Beatles den immerhin toten John Lennon auch von nichts abgehalten. Ein wenig mehr Liebe bitte, wenn es an die Umsetzung eines markanten Teils der Identität einer Band geht. Das hier ist schwach und wird weder dem guten Namen Guitar Heros noch Van Halens gerecht. Ein paar Zusatzinfos zu den Songs machen das auch nur bedingt wett.

Das Spiel wirbt zumindest damit, das härteste Guitar Hero ever zu sein. Wenn man sich Eddies revolutionäres Gitarrenspiel anguckt, dann müsste das eigentlich fast hinkommen. Sein zweihändiges Tapping ist eine der spektakulären Techniken und Tricks und hier natürlich nur bedingt reproduzierbar. An passenden Stellen wird der Neck-Slider unterstützt, was dem ja schon recht nahe kommt. Insoweit gibt es durchaus eine Anlehnung an das Vorbild. Und auch die Lead-Läufe sind durchaus brauchbar, wenn auch vom Gefühl her nicht immer mit letzter Liebe zum Detail umgesetzt.

Ein wenig Tapping gefällig?

Insbesondere auf den beiden höchsten Schwierigkeitsgraden hat man doch öfter das Gefühl, dass hier was gespielt wird, weil es einfach nur schwer ist, sich aber nicht so nah am Gefühl des Songs bewegt, wie es sein könnte. Schwer ist es aber definitiv und harte Guitar Heroes dürften schon ein wenig brauchen, bis sie sich durch die finalen Eddie-Solos gearbeitet haben.

Insgesamt gibt es bei den Notenfolgen große Highlights und nur wenige echte Tiefpunkte - sowohl bei Van Halen als auch im Support-Set. Spaß macht letztlich jeder der vorhandenen Songs. Mal etwas mehr, mal etwas weniger. Im weitesten Sinne gilt das auch für Bass und Drums, wobei der Fokus natürlich klar auf der Lead liegt. Und dass es Laune macht, "Jump" zu singen, muss wohl nicht extra erwähnt werden.

Gut so, denn ein Blick auf die Feature-Liste reißt nicht zu erneuter Begeisterung hin. Die Songs lassen sich nicht exportieren, es lässt sich nichts importieren oder herunterladen. Ein Online-Multiplayer ist vorhanden, aber der Andrang hält sich in Grenzen und es kann eine Weile dauern, andere Spieler in den üblichen Koop- und Versus-Modi zu finden. Zu mehreren vor dem Screen habt ihr dieses Problem nicht, aber der nette Party-Modus aus Guitar Hero 5 fehlt wie alle anderen netten kleinen Änderungen dieses Teils. Das hier ist ein halber Rückfall zwei Versionsnummern zurück. Immerhin hat das Studio den Cut geschafft und mit genug Ausdauer könnt ihr die fehlenden Songs von Van Halen ja selber basteln.

Van Halen spielt nur Van Halen. Den Rest bestreitet ihr mit den üblichen Rejects.

Sorry, so nicht. Wäre Guitar Hero: Van Halen das erste Band-spezifische Musikspiel, hätte man sagen können, dass es ein interessantes Experiment ist und man noch hier und da viel Potential für eine bessere Aufbereitung der Band bleibt. Aber nach Metallica, den Beatles und selbst Aerosmith ist Van Halen ein echter Rückschlag. Die Band selbst wird kaum beachtet und gnädig gesagt wurde nur die Hälfte der Bandgeschichte inklusive des Materials überhaupt genutzt.

Dazu fehlen Features aus den letzten Teilen der Serie und die Zusammenstellung der Bonussongs ist auch mehr verwirrend als alles andere, gerade im Zusammenhang mit dem Titel "Van Halen". Es gibt gute Songs hier, wirklich gutes Zeug sowohl von Van Halen als auch anderen Bands, aber das hätte man angesichts der mäßigen Umsetzung auch gut als DLC für GH5 anbieten können. Es bleibt ein Songpaket für harte Van-Halen-Fans der alten Schule, aber selbst die sollten bei 60 Euro für etwas mehr als 40 Songs zweimal überlegen, ob sie nicht lieber die remasterte Best-of-Scheibe für ein Drittel des Preises kaufen wollen. Ebenfalls brillanter Sound, beinahe gleiche Songzahl und alle von Van Halen.

Und eine Randnotiz muss noch sein: Wenn innerhalb des nächsten Monats die Hagar-Ära als DLC nachgeschoben wird, behalte ich mir das Recht vor, hier noch strafweise einen Punkt abzuziehen. Activision konnte die Rechte nicht bekommen? Ok, unschön, aber was soll es. Es ist eine Band, die halt gerne untereinander zankt. Aber Vollpreis und nur die Hälfte der Songs, die per Definition in dem Paket hätten drin sein müssen, nur um dann die Fans zu schröpfen? Das hieße, die Linie so weit zu überschreiten, dass einem die Linie als Punkt erscheint.

Guitar Hero: Van Halen ist ab sofort für Xbox 360, PS3, Wii und PS2 erhältlich. Für 60 Euro. Where have all the good Times gone, indeed...

5 / 10

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

Informationen zu unserer Test-Philosophie findest du unter "So testen wir".

In diesem artikel

Guitar Hero: Van Halen

PS3, Xbox 360, PS2, Nintendo Wii

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