Half-Life 2: Episode Two

Bei der Kommunikation mit den Verbündeten vom Widerstand wird klar, dass Alyx's Daten aus der Zitadelle der Schlüssel zur Lösung des Problems sind. Die Combine wollen Euch davon abhalten, die Daten an Dr. Kleiner und Dr. Magnusson zu überbringen - weshalb Euch ein anderes Alien-Volk – die Vortigaunts – aktiv unterstützen, obwohl sie in Half Life 1 noch Eure Feinde darstellten. Inzwischen haben sie Gordon als ihren Messias anerkannt und stärken ihm den Rücken, wo es nur geht.

Bei einer gepflegten Hatz durchs Unterholz bekommt Ihr auch erstmals die Möglichkeit, ein neues Fahrzeug auszuprobieren. Mit eine Art abgehalfterten Muscle Car jagt Ihr in Richtung Unterschlupf und müsst dabei mit den starken Combine-Verbänden zurecht kommen. Egal ob Strider, Kampfhubschrauber oder Panzerwagen, alle unerfreulichen Gegner aus den Vorgängern werden Euch auch in Episode Two die Hölle heiß machen.

Die kinoreife Inszenierung wird nicht nur mit den Spezialeffekten auf die Spitze getrieben. Auch die Künstliche Intelligenz von Alyx und den Gegnern sorgen für einige beeindruckende Elemente. Man wird flankiert, überfallen und in einen Hinterhalt gelockt. Alles dynamisch und vor allem vollkommen überraschend. Gleichzeitig wird der Puzzle-Anteil wieder etwas erhöht, um auch die grauen Zellen zur Höchstleistung zu treiben.

Ist es dann endlich gelungen die Daten abzuliefern, springt die Vorführung zu einem neuen Abschnitt, wo sich Gordon allein in den Bau der Antlions wagen muss. Diese außerirdischen Insekten wurden beim Dimensionsriss auf die Erde verschlagen und konnten dank spezieller Pheromon-Beutel gegen die Besatzer eingesetzt werden. Doch nun unter der Erde, seid Ihr das einzige Ziel und müsst Euch durch Berge der fiesen Riesenkakerlaken schießen. Die Umgebung unterscheidet sich drastisch von der restlichen Bereichen und erinnert stark an die Alien-Welt Xen aus dem ersten Teil. Die Wände sind über und über mit Larven und Schleim bedeckt. Antlion-Arbeiter hetzen durch die Gänge und befördern Nährstoffe zu der Nachkommenschaft.

Unglücklicherweise erkennen Euch die wehrhaften Kämpfer sofort als Feind und greifen Euch gnadenlos an. Dabei können sie neben ihren scharfen Chitin-Krallen auch Säure-Geschosse gegen Gordon einsetzen, der so selbst auf Entfernung auf der Hut sein muss. Auf den ersten Blick wirkt den Level etwas deplatziert, doch Valve wollte ganz bewusst den Lebensraum dieser ungewöhnlichen Kreaturen zeigen. Bisher sah man nur, wie sie aus dem Untergrund in unsere Welt krochen. Nun muss Gordon sich in ihrer Welt zurechtfinden und sie vor allem überleben.

In den farbenprächtigen Untergrundbereichen bekommt man außerdem einen perfekten Eindruck, wo Valve an der Grafikschraube gedreht hat. Neue Effekte und noch schickere Texturen erfreuen das Shooter-Herz und werden auch Direct X-10 Besitzer nicht im Regen stehen lassen. Der Titel wird zwar weiterhin auch schwächere Systeme unterstützen, doch das Gesamtbild ist dank dem einmaligen Stil von Valve und dem neuen Grafikzauber mal wieder ganz großes Kino. Episode Two liefert den eindrucksvollen Beweis, dass man auch mit einer älteren Grafik-Engine und viel Talent ein optisches Feuerwerk erzeugen kann. Denn nur wenn echte Künstler am Werk sind, kann die Technik ihre ganze Kraft ausspielen.

Nach der etwas enttäuschenden Episode 1 hat Valve mit der zweiten Erweiterung endlich wieder zur alten Form zurückgefunden. Gerade in der Kombination mit Team Fortress 2 und Portal liefern die Amerikaner ein unschlagbares Paket ab, das eigentlich jeden Spieler begeistern dürfte. Auch ist es erfrischend, dass die Entwickler diesmal deutlich mehr Hintergrundwissen liefern und die Spekulationen auf ein erträgliches Maß herunter fahren. Endlich bekommt man ein paar Antworten, statt immer neuen Fragen.

Auch Technik und Gameplay präsentieren sich in Bestform, sodass sich der Titel trotz seiner veralteten Engine auch mit aktuellen Produktionen messen kann. Die neue Freiheit in den Außenbereichen merzt außerdem eines der wenigen Mankos der Half Life-Serie aus. Ohne die starke Präsentation abzuschwächen, bekommt der Spieler mehr Raum zum Experimentieren. Wenn nun noch die anderen Abschnitte begeistern, steht uns im Herbst eine neue Shooter-Refrenz ins Haus, die auch auf den Next Generation-Konsolen Zeichen setzen wird.