Halo 3
Multiplayer-Beta: Neuigkeiten von der Front
Dritte Partie, Karte High Ground, Spielmodus Jeder-gegen-Jeden: Ich starte mitten in eine Basis, die von einem riesigen Raketenwerfer dominiert wird. Während bei Teamgames hier nur Kameraden spawnen, kann nun hinter jeder Ecke ein Gegner lauern. Die Devise heißt: Ständig in Bewegung bleiben. Nur so vermeidet man es, innerhalb kürzester Zeit zerlegt zu werden.
Auf dem Weg zur Mauer schnappe ich mir einen Brute-Granatenwerfer. Damit konnte man schon in Halo 2 wunderbar Chaos anrichten. Einen unvorsichtigen Zeitgenossen erwische ich mitten im Nachladen und füttere ihn gleich mit fünf Granaten. Allerdings sind die ersten Kämpfer keine Anfänger. Kaum auf dem Dach des Torhauses, springt ein anderer Spartan um die Ecke und heftet mir eine der neuen Spike-Granaten ans Rever. Füllen sie sonst einen Raum mit Nägeln, sorgen sie direkt am Körper für den Instant-Kill.
Bei der nächsten Reinkarnation lande ich am Strand der Karte - auf der anderen Seite der Basis. Endlich kann ich auch mal das Wasser begutachten, dass sich mit Schaumkronen und realistischen Wellenbewegungen präsentiert. Doch meine Unachtsamkeit wird mir zum Verhängnis. Ein Gegenspieler hat den Tarnschild aufgenommen und ich entdecke ihn erst, als er mir eine Schrotladung in den Körper jagt. Während die erfahrenen Halo 2-Veteranen schon mit einer zweistelligen Killrate davon geeilt sind, kann ich nur vier Abschüsse verbuchen. Gerade in den Zweikämpfen sorgen ihre gut platzierten Sprünge und exakt getimten Granaten für jede Menge Downtime. Die Geschwindigkeit pendelt sich dabei irgendwo zwischen Unreal Tournament und Ghost Recon Advanced Warfighter ein.
Nach einer endlosen Pechsträhne schnappe ich mir diesmal das stationäre Maschinengewehr. Mit etwas Gewalt löse ich das Monstrum von seiner Halterung und klemme es mir unter den Arm. Die Kamera schwenkt um und ich sehe meinen Charakter von hinten. Kaum erblicke ich den nächsten Gegner, setze ich die Bleispritze in Gang und lasse sie auf Touren kommen. Immer schneller jagen die Kugeln dem gegnerischen Mitspieler entgegen und dezimieren seinen Schutzschild. Mit einem Sprung versucht er sich aus der Schusslinie zu bringen, doch ich lasse ihm einen stetigen Feuerhagel folgen, bis er endlich zu Boden geht. Die entleerte Kanone werfe ich weg und wechsle zu meiner Assault Rifle. Mit dem Standardgewehr falle ich einem unvorsichtigen Opfer in den Rücken und kann meinen Zähler auf sechs erhöhen.
Keine Sekunde zu spät, denn mit einem Schlag ist das Deathmatch beendet. Auf dem Leaderboard muss ich mich mit einem vorletzten Platz begnügen, aber der hat ausgereicht, um mich auf die nächste Stufe zu heben. Um jedoch auch in der Zukunft eine Chance zu haben, muss ich entweder viel üben oder aber auf Mittwoch warten. Bei dem neuen Schwung Beta-Teilnehmer sind bestimmt auch ein paar handliche Anfänger für mich mit dabei.
Ein Lob auf Balancing und Sound
Die Einzelpartie hat mir deutlich meine Grenzen aufgezeigt. Momentan sind hier echte Profis am Werk, bei denen ich nur schwer mithalten kann. Trotzdem bin ich inzwischen begeistert. Vor allem beim Waffenbalancing hat Bungie hervorragende Arbeit geleistet. Jede Waffe scheint eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen und selbst mit dem Standard-Gewehr kann man viele Kills erzielen. Die Items sind zwar eine nützliche Ergänzung, momentan aber noch etwas spärlich verteilt und machen nur in den Teamspielen einen echten Unterschied. Im einfachen Deathmatch verpufft die Wirkung, weil keine neuralgischen Punkte verteidigt werden müssen.
Für das Ende unseres "Ersten Eindrucks" haben wir uns das eigentliche Highlight des Spiel aufgehoben - den Sound. Die Untermalung schlägt selbst den genialen Vorgänger um Längen. Glasklare Soundeffekte und ausgezeichnete Surround-Eigenschaften lassen die 5.1-Anlage vor Begeisterung wimmern. Jede Waffe klingt wie ein mächtiges Kriegswerkzeug und nicht wie eine kraftlose Kanone. In den Menüs dominieren erneut die choralen Gesänge und melodischen Klangteppiche. Gerade alte Halo-Hasen werden beim Titel-Song erst einmal Gänsehaut bekommen.
Bungie beschert mir mit der Halo 3 Beta eine Achterbahn der Gefühle. Gerade zu Beginn macht sich Ernüchterung breit, denn der Titel sieht verdammt gut, aber nicht bahnbrechend aus. Hat man dann aber erst einmal ein paar Runden auf dem Buckel, genießt man die spielerischen Feinheiten und die atmosphärischen Landschaften. Bungie ist es wirklich gelungen, eine gesunde Mischung aus neuen Elementen und altem Spielgefühl zu finden. Doch manchem Halo-Fan wird die Entwicklung nicht weit genug gehen.
Man darf aber zwei Sachen nicht vergessen: Erstens haben die Entwickler noch ein paar Monate Zeit und können somit ein wenig an der Grafik schrauben. Und zweitens wird Halo schon seit jeher von einer starken Singleplayer-Kampagne getragen. So mag Halo 3 in der jetzigen Form dem Genre keine substanziellen Neuerungen hinzufügen, aber zumindest der Mehrspieler-Modus scheint eine außerordentliche Qualität zu besitzen und könnte das Spiel damit ganz schnell an die Spitze der Xbox Live Charts befördern. Wer den Vorgänger mochte, sollte nicht nur versuchen noch einen Beta-Key zu ergattern, sondern kann sich auch den Release im September rot anmalen. Halo 3 perfektioniert die erfolgreiche Formel des Vorgängers und bietet schon in der jetzigen Form jede Menge Spielspaß.