Halo: Combat Evolved Anniversary - Test
Better than Halo... 3
War ja nur eine Frage der Zeit, wann Microsoft damit anfangen würde. Sony und Ubisoft, SEGA und Capcom gehen schon seit einer Weile ihr Backlog durch und gucken, welche Hits man remodelliert auf den Markt werfen kann. Mal gut, mal ein wenig herzlos, aber ehrlich gesagt auf dem HD-Screen immer willkommen. Jetzt also Halo, der erste im großen Stil relevante Shooter für Konsolen und wohl der einzige Grund, dass die Black-Box nicht gleich das zeitliche segnete. Man kann die Geschichte spinnen, dass der aktuelle Markt ganz anders aussehen würde, hätte Bungie mit diesem einen Titel die erste Xbox nicht vom Ladenhüter zum Hip des Moments gewandelt. Vielleicht keine 360, Sony genießt Marktdominanz, Nintendo ungefähr da, wo sie jetzt sind. Insoweit, ja es macht Sinn, diesem Spiel zum Zehnjährigen gratulieren.
Persönlich kann ich dazu nur sagen, dass mich erst die 360 zum Shooter-Spielen per Pad brachte und ich davon in der letzten Generation noch nichts hielt. Halo spielte ich auf dem PC, damals würde ich sagen "The way it was meant to be". Heute, zehn Jahre später und mit einer polierten HD-Fassung im Laufwerk ... ja, ich kann verstehen, warum die Konsolenspieler so aus dem Häuschen waren. Das Ding spielt sich einfach hervorragend. Das reine Gefühl der Bewegung und der Waffen klickt immer noch sofort. Es gibt hier keine Sekunde, in der man, konzentriert auf das Spiel selbst, daran denkt, einen zehn Jahre alten Titel vor sich zu haben. Im Gegenteil, häufig genug wünscht man sich, dass so mancher aktueller Titel leisten würde, was hier ursprünglich von Bungie geschaffen und jetzt von 343-Studios neu aufgelegt wurde.
Zumindest, bis man einen seiner Gefährten anhaut, ob er nicht mal nen bisschen Muni hat oder ob er die Waffe tauschen möchte. Das kam später erst. Oder bis man zwei Needler gleichzeitig und zweihändig nutzen will, um den Space-John-Woo zu machen. Gab es erst später. Oder bis man vernünftig einen Banshee steuern möchte. Oh, halt, das hat noch nie funktioniert. Halo hat sich wie alle guten Serien entwickelt und bei Weitem nicht all die schönen Dinge, die in Reach rückwärts geboten werden, sind hier drin.
Aber mal ehrlich, am Ende geht es eh darum, dämlich wuselnde Aliens mit einer völlig überpowerten Pistole zu blasten. Und die kleinen Biester wuselten nie wieder so lustig wie im erstaunlich unbeschwerten Halo.
In Halo 3, Reach und auch den anderen Spielen ging es irgendwie immer um das Große Ganze, diesen ganzen "Finish The Fight"-Bullshit, den ich dank der phänomenalen Trailer auf fröhlich schluckte und dann wieder aushustete. Das erste Halo hatte mehr von diesem High-SciFi-Feeling eines wundersamen Universums, das man erkundet. Man entdeckt die Ringe, erfährt ein wenig über ihre Geheimnisse, über die Flood. Alles ohne den die Geschichte scheinbar strangulierenden Prophezeiungs-Mist, der folgte.
Am Ende geht es eh darum, dämlich wuselnde Aliens mit einer völlig überpowerten Pistole zu blasten.
Das soll jetzt nicht heißen, dass Halo ein perfektes Spiel gewesen wäre. Einige der Level sind etwas chaotisch aufgebaut und gerade zum Ende hin zieht sich der Kampf gegen die Flood einfach endlos. Immer wieder fragt ihr euch, ob ihr nicht gerade durch den gleichen Gang wandert und rein technisch, vom Modell her betrachtet, macht ihr genau das. Dieses Spiel wäre wahrscheinlich etwas besser, wenn es zwei Stunden kürzer wäre. Nicht oft, dass man das sagen kann, aber die 10-15 Stunden reichen völlig aus, Streckung unnötig. Und trotzdem ballert man sich bis zum Schluss durch. Man will einfach wissen, wie es ausgeht. Nun, heute vielleicht etwas obsolet. Dann halt, weil jedes der kleinen Gefechte für sich bis zum Schluss spannend bleibt.
Man merkt auch deutlich, dass die KI und die Balance der Gegner sich im Laufe der Jahre deutlich besserte. Allen voran die Hunter, in späteren Halos eine echte Gefahr und Adrenalinstoß. Sie sind hier groß, fast tollpatschig im Vergleich und lassen sich durch ein wenig Circle-Strafing leicht ausmanövrieren. War schon mal spannender, später halt.
Man kann 343 nicht vorwerfen, dass sie diese Dinge so beließen, wie sie sie vorfanden, alles andere wäre irgendwie ja auch nicht "richtig" gewesen. Es geht ja auch um das ursprüngliche Feeling, das erhalten werden muss und wer das ohne Kompromisse möchte, schaltet, wann immer er möchte, per Back-Taste in den klassischen Grafik-Modus. Zwei Sekunden wird es schwarz - aber das Spiel stoppt nicht, also hebt euch das für nach dem Kampf auf - und ihr seht, dass sich in den letzten zehn Jahren so einiges in dem Bereich getan hat und nicht alles so hübsch war, wie man es in Erinnerung hat.