Halo: Combat Evolved Anniversary
Spartan Makeover
Wenn ich das Thema Halo in einer Diskussion anspreche, fliegen mir meist stark polarisierende Meinungen entgegen, die das erste Abenteuer des Master Chiefs entweder als die Geburtsstunde des modernen Shooters deklarieren oder es als nettes Spiel mit markanten Fehlern ansehen, das die Massen aus unerfindlichen Gründen vergöttern.
In welches Lager gehöre ich? Nun ja, belügen möchte ich keinen und somit bleibe ich ehrlich. Sicherlich bescherte mir Halo in der kooperativen Kampagne und vor allem im grandiosen Multiplayer-Modus viele Stunden unkomplizierten Spaß mit meinen Freunden. Sobald ich mich jedoch alleine vor die Konsole setzte und dem grün bekleideten Spartaner durch die Missionen verhalf, fielen mir die Probleme deutlicher auf und befleckten die Erfahrung. Dabei meine ich besonders das Copy-and-Paste-Level-Design, wegen dem ihr 20 Mal durch den gleichen Korridor lauft.
Was jedoch niemand leugnen kann und sollte, ist die Gewichtung von Halo in der Geschichte unserer liebsten Freizeitbeschäftigung. Die gegnerische Intelligenz, das Zwei-Waffen-System sowie der Energieschild setzten neue Maßstäbe im Genre. Und genauso wenig solltet ihr das Remake zum zehnten Jubiläum der Serie verachten, selbst wenn sich euer Name im Forum HaloHater15 schreibt. Es sind schlicht eine inspirierende Energie und Hingabe sowie viel Respekt vor dem Original, die in dieses Projekt fließen. Also beschäftigt euch mit anderen Themen, falls ihr dem Halo-Universum nichts abgewinnen könnt. Aber habt wenigstens Achtung vor dieser Arbeit. Glaubt mir, jeder wünscht sich solche Sorgfalt für eine Neuauflage seiner Lieblinge.
Die Überarbeitung lässt sich gut mit den beiden Monkey-Island-Teilen vergleichen. Auch in Halo: Combat Evolved Anniversary bleibt das Original unangetastet und ihr wechselt auf Knopfdruck zwischen den beiden Grafikstilen hin und her. Im Gegensatz zu den Arcade-Spielen benötigt die Umwandlung einen Augenblick länger. Die knapp zwei Sekunden Wartezeit während der Präsentation stellten dennoch keinen Beinbruch dar. Genau wie auf der Affeninsel fasziniert einen die neue Richtung. Ich weiß jetzt bereits, dass ich während dem ersten Durchgang an jedem neuen Ort die beiden Ansichten vergleichen werde.
Anstatt nur die Optik ein wenig zu polieren, gingen die Entwickler einen Schritt weiter. Eines der größten Probleme von Halo liegt in der Orientierung innerhalb der großen Areale. Nur an wenigen Punkten der Aufträge zeigte euch eine Markierung auf dem Bildschirm einen Weg und die undurchsichtigen Außenbereiche oder immer gleichen Korridore sorgten für Verwirrung.
Die überarbeitete Version, die auf der Reach-Engine basiert, lässt diesen Kritikpunkt durch unauffällig platzierte Lichter verfliegen. Scharrte man im Sumpfgebiet die gesamte Zeit in eine dunkle Ungewissheit, weisen die Lichter am Boden dem Spieler intuitiv die Richtung, ohne dabei so offensichtlich wie der goldene Pfad aus Fable zu wirken, der euch blind leitet. Ein seltenes Beispiel für grafischen Fortschritt, der nicht nur als Eye Candy, sondern auch als Spielerweiterung genutzt wird.
Zu der eigentlichen Leistung brauche ich kaum Worte zu verlieren. Ihr erhaltet eine grafisch stark überarbeitete Version, die knapp unter Halo: Reach liegt, dafür dem Original treu bleibt. Der komplette Soundtrack befindet sich jetzt in einer neu aufgenommenen Version auf der Disc.