Halo Wars
Nicht so der Master, Chief!
Etwas mehr Taktik ist beim Bau Eurer Basis gefragt. Die Platzierung ist zwar festgelegt, aber welche Unterstützungsgebäude Ihr auf die beschränkten Punkte setzt, bleibt Euch überlassen. Wollt Ihr vor allem starke Fahrzeuge, müsst Ihr zu Beginn auf Infanterie verzichten. Ein schnellerer Fluss der einzigen Ressource bedeutet eine niedrigere Tech-Stufe oder keine Luft-Einheiten. In vielen Missionen findet Ihr aber weitere Basen, die von den Errungenschaften der Hauptbasis profitieren. Die Basis-Verteidigung ist nur an den vier Eckpunkten Eurer Zentrale möglich, es ist also unabdingbar, in manchen Abschnitten Einheiten zum Schutz abzustellen, da der Gegner wie schon erwähnt über unendlichen Nachschub verfügt.
Etwas seltsam ist dagegen die Reparatur von Fahrzeugen gelöst. Statt eine entsprechende Einheit oder eine Reparatur-Plattform in der Basis anzubieten, müsst Ihr eine Art Regenerations-Regen aus dem All herbeirufen. Wie die Transportmöglichkeit über Hindernisse, mächtige Orbital-Angriffe und Gefrier-Bomben wird dieser gegen Ressourcen über ein spezielles Menü aktiviert. Ist Eure Einheit in einen Kampf verwickelt, regeneriert sie sich übrigens nicht. Dafür könnt Ihr diese Funktion auf der ganzen Karte nutzen.
Normale Skirmish-Missionen findet Ihr selten. Nahezu jeder Auftrag wurde perfekt in die Geschichte eingebunden und liefert spezielle Levelbestandteile. So gilt es zum Beispiel, einen unfertigen Super-Scarab-Läufer zu zerlegen, dessen Hauptwaffe schon aktiv ist. Das gewaltige Geschütz kann mit einem Schuss jede Einheit vernichten und scannt nahezu die gesamte Karte ab. Um den mächtigen Strahlen zu entgehen, müsst Ihr Generatoren ausschalten und so die Drehgeschwindigkeit verlangsamen. Danach könnt Ihr den Angriffen leicht ausweichen und das Monster mit Dauerfeuer schrottreif schießen.
Im Online-CoOp-Modus besitzen beide Spieler die gleichen Rechte. Ihr müsst Euch also genau absprechen und Aufgaben verteilen, sonst rennen die Einheiten sinnlos durch die Gegend. Im Idealfall kümmert sich einer um die Basis, während der andere die Front organisiert. Erst auf einem höheren Schwierigkeitsgrad ist diese Zusammenarbeit aber wirklich notwendig. Nur wer sich an Legendary versucht, wird sich über jede Hilfe freuen.
Als eher enttäuschend entpuppt sich der Mehrspielermodus. Es gibt zwar genügend, gut designte Karten und Ihr könnt mit bis zu 5 weiteren Spielern Deathmatch-Gefechte austragen, doch mit gerade mal zwei Fraktionen und sehr eingeschränkten Möglichkeiten wirkt der Multiplayer unvollständig. Es ist zum Beispiel nicht möglich, ein Free for All-Game auszutragen oder drei Parteien zu gründen. Es heißt immer 1vs1, 2vs2 oder 3vs3. Auch warum die Flood nicht als weitere Rasse integriert wurde, ist unverständlich. So verlieren die Gefechte schnell an Reiz, auch wenn das Balancing trotz der sehr unterschiedlichen Einheiten recht gut funktioniert.
Sechs bis acht Stunden Spielzeit sind für ein Strategiespiel einfach zu kurz. Dank versteckter Schädel samt Modifikatoren, dem CoOp-Modus und dem knackigen Legendary-Schwierigkeitsgrad gibt es zwar einen gewissen Wiederspielwert, trotzdem bleibt bei einem Titel, der so von seiner Story lebt, ein schaler Nachgeschmack. Ganz anders sieht es dagegen bei der Inszenierung aus. Selbst Strategie-Schwergewichte wie Dawn of War 2 können sich bei Halo Wars eine Scheibe abschneiden. Die Story gewinnt keinen Oscar, dafür sorgen die Render-Zwischensequenzen für ein packendes Mittendrin-Gefühl.
Auch was Steuerung und Gameplay angeht, hat Emsenble einen guten Job abgeliefert. Aufgrund der einfachen Handhabung fallen Mängel, wie etwa eine fehlende Gruppenbildung, nicht allzu schwer ins Gewicht. Die Missionen bieten zwar nur Strategie-Standard-Ware, Fans des Franchise werden aber mit vielen interessanten Hintergrundinfos wieder beruhigt. Was dem Titel am Ende allerdings eine bessere Note kostet, ist neben der Kürze und der Innovationslosigkeit vor allem der Multiplayer. Zwei Fraktionen und viel zu wenig Optionen reichen nicht aus, um das Genre würdig zu vertreten. Wenn man den Halo-Hype-Bonus abzieht, bleibt leider „nur“ ein gutes Strategiespiel übrig. Zu Casual für meinen Geschmack.
Halo Wars ist exklusiv für die Xbox 360 erhältlich.