Hard to be a God
Es ist nicht leicht, ein gutes Spiel zu machen
Technisch zeigt sich Hard to be a God eher von der bescheidenen Seite: Unter den recht sinnvoll gefüllten Szenerien befinden sich keine wirklichen Highlights, auch der Zoom gibt sich recht knauserig, wirklich nah ist man dem Geschehen nie. Immerhin wirken die Umgebungen durchaus stimmig und passen zum Fantasy-Szenario eines eigentlich auf Science-Fiction ausgelegten Stoffes.
Deutsch gesprochen wird im Spiel übrigens nicht. Die englischen Sprecher sind zudem nicht das Gelbe vom Ei und klingen so, als würden sie gerade gelangweilt den Text vom Papier stammeln. Overacting in Reinkultur. Musikalisch schöpft Hard to be a God aus den Vollen und präsentiert eine sympathische Hintergrundmelodie, die aber nach einiger Zeit zugegebenermaßen etwas eintönig wirkt.
Schade ebenso, dass Tag und Nacht im Spiel, abgesehen von der Helligkeit, eben nicht so unterschiedlich sind wie Tag und Nacht sprichwörtlich eigentlich sein müssten. Zahlreich vorhandene NPCs werden also garantiert drei Spielstunden später immer noch ungefähr da stehen, wo Ihr sie beim letzten Mal gesehen habt.
Schade besonders, da Arkanar auf der Oberfläche zuweilen recht lebendig wirkt und neben den üblichen tierischen Feinden wie Wölfen oder Spinnen auch kleinere und größere Siedlungen bietet, in denen in Stallungen Tiere gehalten und gefüttert werden. Ganz im Kontrast zum spröden Stadtleben, das wohl einzig und allein mit erhöhtem Wachenaufkommen glänzen kann.
Eine einblendbare Karte präsentiert Euch unterdessen die Marschrichtung anhand von Markern. Blutige Anfänger wird’s bestimmt freuen, für Fortgeschrittene wird so jedoch die motivierende Suche, unter anderem nach dem nächsten Questgeber, und letzten Endes der Anspruch abgenommen.
Ganz nett ist die Idee hingegen, das Sprichwort „Kleider machen Leute“ einmal ins Spiel zu übertragen. Hier und da wird nämlich eine Typveränderung abverlangt. Ein Beispiel: Gut gepanzert und möglichst auf viel Schutzpunkte bedacht, bahnt Ihr Euch als Söldner verkleidet einen Weg bis zu einem der höchsten Don's des Reiches. Euer Ziel: Die Beanspruchung des Amtes, des Throns und der Ländereien.
Geht Ihr mit den Söldner-Klamotten allerdings zum sehr selbstbewussten Oberhaupt, lässt Euch dieser hängen, da er Euch für einen Hochstapler hält. Und schwupps! Einen verächtlichen Schwerthieb später dürft Ihr den Spielstand neu laden. Beim nächsten Versuch kleidet Ihr Euch beim örtlichen Händler mit einer typischen Don-Kleidung ein und wagt es erneut, vor die Augen des Big Boss zu treten. Und siehe da: Nicht nur begrüßt er Euch anders, auch Euer Recht könnt Ihr letztendlich geltend machen. Doch die ständig mögliche Typveränderung – sofern Kleidungsstücke vorhanden - hat auch ihre Schattenseiten, und die gehen oft auf Kosten der künstlichen Intelligenz, die man dank der Umziehaktion nicht selten leicht hereinlegen kann.
Und schon wären wir beim letzten Punkt der nicht so göttlichen Reise angelangt: Der ach so beworbenen Entscheidungsfreiheit. Trotz der angeblichen vier Enden konnte ich davon aber kaum etwas bemerken, fühlte mich irgendwie ständig in ein lineares Korsett gezwängt. Viel Entscheidungsfreiheit geben die Entwickler also nicht mit auf den Weg, ganz im Gegensatz zu kleineren Grafikfehlern - Stichwort: Mantel des Heldens.
Alles in allem ist auch Hard to be a God nach vielen kleinen und großen Fehlschlägen wie Mage Knight: Apocalypse, Legend: Hand of God, The Chosen oder Loki: Im Bannkreis der Götter letztendlich nicht das Spiel geworden, das man sich angesichts der breiten Masse an Action-Rollenspielen gewünscht hätte. Große Designschnitzer (Kampfsystem, Untergehen der Story durch überaus öde Textfelder und endlos erscheinende Dialoge) und kleine Macken (künstliche Intelligenz, veraltete Optik) verwehren den Sprung in höhere Wertungsgefilde,, die eigentlich durch die an sich gute und wendungsreiche Geschichte, die einigermaßen lebendig wirkende Spielwelt und das ordentliche Interface gesichert waren. Schade drum.
Wer sich das Spiel aus dem Hause Akella dennoch einmal zu Gemüte führen möchte, braucht nicht länger zu warten – Hard to be a God ist bereits erschienen.