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Hätte, wenn und wäre

Spiele, die es eigentlich geben sollte - Teil 1

Denkt mal nach – ganz weit zurück: Welche Spiele habt Ihr wirklich geliebt? Welchem Titel habt Ihr eine so sklavische Ergebenheit erwiesen, dass Ihr ihn selbst flüchtigsten Bekannten zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit ans Herz legen musstet? Gab es da nicht diesen einen, zeitlosen Geniestreich? Ein Game, das Ihr höchst amüsiert oft und gerne zitiert habt, bis im Bus selbst das gebrechlichste Großmütterchen den Sitzplatz neben Euch bereitwillig einem fitteren Semester überließ?

Jeder Zocker hat mindestens ein solches Spiel – ich habe gleich ein ganzes Dutzend. Schwieriger wird es da schon, wenn man überlegen muss, was auf einen solchen All-Time Favourite schließlich folgte. Das heißt, oft ist die Antwort eigentlich ganz simpel:

Nichts! Tatsächlich ist es nämlich fast schon erschreckend, wie viele wegweisende, herzerwärmende oder einfach nur umwerfend unterhaltsame Konzepte, Spiele oder Serien ein abruptes Ende finden, an einer schweren Lizenzzerrung verenden oder aus sonst irgendeinem unerfindlichen Grund brach liegen. Dieser Artikel ist ein Tribut an Spiele die sein könnten, sein sollten und – bitte, bitte – hoffentlich auch bald sind. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und lasst Euch nicht einfallen, jetzt Euren Sitzplatz neben mir aufzugeben!

Monkey Island 5

Schau an: Unendliche Reichtümer

Wie viele Bäume ein Biber so im Jahr fällt, was man so alles mit einem Bananenpflücker anstellen kann, und eine ganze Menge anderer, interessanter Dinge über Piraten, die nicht einmal Johnny Depp weiß, erfuhr man von Anfang der Neunziger bis zum Jahr 2000 in Lucas Arts Vorzeige-Adventures der Monkey Island-Reihe. Jedes weitere Wort über den skurrilen Freibeuter-Spaß voller „HAR HAR!“s und „Aye!“s ist vermutlich überflüssig. Außer, dass sich eigentlich niemand erklären kann, warum man im Hause Lucas nicht schon früher alles daran setzte, die Reihe am Leben zu erhalten? Nach der Abwanderung der Adventure-Galionsfiguren Gilbert, Schafer und Purcell dürfte es schwierig werden, Guybrush Threepwoods Seemannsgarn in derselben Qualität weiter zu spinnen, und doch machen immer mal wieder Gerüchte die Runde, Lucas Arts würde die Reihe zu neuem Leben erwecken wollen.

Monkey Island zeigte schon früh, dass Spiele der digitalen Art nicht unbedingt Kinderkram sein müssen und darf mit Fug und Recht als einer der ersten Beiträge der Games-Welt zur Popkultur bezeichnet werden. Für ein Wiedersehen mit Guybrush, Elaine, LeChuck und Stan unter der Regie von Ron Gilbert würde ich jedenfalls stante pede mit einer ganzen Horde dreiköpfiger Affen ringen – und gewinnen.

Chancen: Immerhin nicht gleich Null

Maniac Mansion

Ja, ja, immer auf den Nerd!

Noch so eine Lucas-Arts Perle. In vielerlei Hinsicht setzte bereits Maniac Mansion – ebenfalls unter der Federführung von Ron Gilbert – die Segel, unter denen die Monkey Island-Besatzung zeitlebens von einem Abenteuer zum nächsten schippern sollte: Das solide SCUMM-Interface, der typische, schreiend komische Humor und die außergewöhnliche Kreativität, die in Charaktere und Storyline flossen, sind bis heute, man muss es einfach so sagen, unerreicht. Wie bei den meisten Lucas Arts Adventures der goldenen Ära ist es auch hier wieder beachtlich, wie sich die Serie mit ihrem eigenen Nachfolger, Day of the Tentacle (1993), selbst das definitive Denkmal setzte. Überhaupt war bis 1995 eigentlich kein Nachfolger eines Lucas Arts-Adventures schwächer als sein Vorgänger.

Egal ob man die Freundin vor der Gehirnabsaug-Maschine eines verrückten Professors retten musste oder den Auftrag hatte, einem Purpur-Tentakel die Weltherrschaftssuppe zu versalzen - jede Pointe traf zielgenau auf den Lachmuskel aller Spieler von acht bis 88 Jahren. Ob Bernard und Freunde von Lucas Arts jemals wieder reaktiviert werden, ist derzeit sehr fraglich, immerhin gibt es derzeit ein viel versprechendes Fanprojekt „DOTT 2“, zu dem es vielleicht schon bald eine spielbare Demo geben soll.

Chancen: Sobald Ihr das Benzin für die Kettensäge gefunden habt.