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Have a Nice Death: Ein bisschen Hades, ein wenig Dead Cells - und viel Charme

Namentlich bringt der Early-Access-Titel den Kern des Geschehens voll auf den Punkt. Gelingt ihm das auch inhaltlich?

Dass da zuvor noch niemand drauf gekommen ist... Have a Nice Death ist ein dermaßen naheliegendes Wortspiel, dass ich es rückblickend schon in einem Dutzend ähnlicher Spiele erwartet hätte. Immerhin spielt der Tod in diesem Genre quasi die Hauptrolle: Man segnet ja ständig das Zeitliche! Bevor man freilich von vorne anfängt und dann weiß, wie man es besser macht, daraufhin trotzdem wieder stirbt usw. usf. "Schönes Sterben!" eben.

Wobei der Tod hier eine Doppelrolle übernimmt und höchstpersönlich als Protagonist auftritt. Wenn auch nicht ganz freiwillig! Dummerweise sind die Angestellten seiner Firma Death Inc. allerdings dezent überambitioniert, weshalb der arme Tod mehr ankommende Seelen verwalten muss als ihm lieb ist. Also schnappt er sich die Sense, um seinen eigenen Handlangern das Handwerk zu legen - plus deren Gefolgschaft an schnetzelnden, boxenden, Feuer spuckenden sowie mit Steinen schmeißenden Bösewichten.

Besser als ein Schreibtischjob! Der Tod stürzt sich in die Action. Sterben kann er ja nicht. Na, jedenfalls nicht für immer.

Und das ist insbesondere visuell eine Freude, denn die Animationen sämtlicher Charaktere und ihrer Umgebung sind ein Traum. Es erreicht zwar längst nicht dessen Klasse, erinnert aber an Cuphead und dessen altmodischen Zeichentrick. Dicke Gegner respektive handlungsrelevante Ereignisse werden sogar in kurzen Filmchen gezeigt und Dialoge in Durchklick-Fenstern geführt. Dass viele Charaktere mit der Zeit neue Texte aufsagen, erinnert dabei an Hades und erfüllt die Wiederholschleife auf angenehme Art mit Leben. Schöner wäre nur, wenn man echte Charakterköpfe kennenlernen würde, die nicht fast ausschließlich darauf aus sind, amüsante Sprüche zu klopfen, um die Klischees des Büroalltags zu verballhornen.

Doch die meiste Zeit verbringt man ja ohnehin mit dem Rennen, Springen und Kämpfen in bewährter Platformer-Manier, während man verschiedene Abteilungen der Death Inc. durchforstet, um am Ende jedes Levels den dort außer Rand und Band geratenen Handlanger zu besiegen. Sechs Abschnitte einschließlich Bosskampf ist so ein Level lang und nach jedem Abschnitt hat man wie in ähnlichen Abenteuern die Wahl, welchen Bereich man als nächsten betritt. Dabei sieht man stets, was den Tod dort erwartet: Energie für magische Angriffe, Währung zum Verbessern seiner Waffen, eine entsprechende Upgrade-Möglichkeit, ein Zwischenboss oder etwas anderes. So ist man zwar auch hier darauf angewiesen, dass der Zufall einen guten Tag erwischt, kann den Run aber trotzdem behutsam lenken.

Das Verbessern der Waffen ist durchaus wichtig, denn während die stets mitgeführte Sense zunächst von Beginn an ordentlich schneidet, hinterlässt sie erst auf Stufe zwei oder drei so richtig Eindruck. Zusätzlich kann man sogar ihre Grundeigenschaften verändern und eine Kettensichel daraus machen, mit der man auf Distanz bleiben kann. Auch zu einer Doppelklinge lässt sie sich umwandeln, was mächtig Laune macht. Hat man erst mal ein paar Erweiterungen aktiviert, gewinnt das Ganze jedenfalls ordentlich an Schwung und so mancher Respektgegner wird dann zur sprichwörtlichen Butter, durch die das heiße Sichelmesser gleitet. Mit leichten, aufgeladenen und Angriffen in der Luft kann man zudem ausreichend viel variieren.

Überhaupt geht das Schnetzeln flott von der Hand, zumal man zwei weitere vom Zufall bestimmte Waffen findet, deren Einsatz entweder per Cooldown oder die Menge magischer Energie begrenzt ist. Von gewaltigen Hämmern über Pfeile bis hin zu bildschirmfüllenden Meteoritenschauern gibt es da einiges, das auf sehr verschiedene Art Schaden anrichtet.

Hauptsache lustig: Auf Dauer fehlt den Texten etwas sinnhafte Tiefe. Die Auflösung der Cartoon-Schnipsel könnte außerdem höher sein.

Und selbstverständlich schaltet man auch in Have a Nice Death neue Ausrüstung frei, die sich in allen folgenden Runs dann im Lostopf der möglichen Beute befindet. Dazu zählen auch Heilung, Schadensverstärker und andere Gegenstände. Recht clever ist dabei das Einbinden von Herausforderungen (etwa "Töte soundso viele Zwischenbosse"), mit deren Erfüllen man Preisnachlässe für bestimmte Waffen erhält. Der Motivation tut das gut.

Gleichzeitig ist die Bandbreite an Gegenständen aber längst nicht so groß wie in einem Hades oder Dead Cells. Das gilt ja nicht nur für den globalen Fortschritt, auch das Arsenal ist ohne die Fallen oder Selbstschussanlagen eines Dead Cells wesentlich überschaubarer. Der Ansporn beim Ausprobieren unterschiedlicher Builds hält sich damit in Grenzen.

Das ist schon deshalb der Fall, weil es in den prozedural erstellen Levels kaum was zu entdecken gibt. Es gibt keine versteckten Abzweigungen oder gar Türen, die nur mit bestimmten Schlüsseln zu öffnen sind. Das ist auf Dauer ziemlich ernüchternd. Dabei wäre es klasse, wenn man ein zusätzliches Risiko eingehen könnte, um die aktuelle Lieblingswaffe noch ein Stück stärker zu machen. Oft genug wird einem zudem mehrmals hintereinander die gleiche Beute angeboten und häufig reißt man auch viele Meter ab, ohne auf einen Feind zu treffen. Beides kommt der Monotonie nur zugute.

Na, wenn einem das nicht bekannt vorkommt! Hier sieht man die bereits freigeschalteten Ausrüstungsgegenstände.

Einen kleinen Rüffel muss sich außerdem die Lesbarkeit der Action gefallen lassen, denn im Tumult kann man den fast schwarzen Tod auf einem schwarz-weißen Hintergrund und zwischen schwarzen Geschossen denkbar schlecht ausmachen. Dann geht es leider ratzfatz, dass man den armen Kerl aus den Augen und er eine gehörige Portion Gesundheit verliert. Das ist gerade in einem solchen Spiel natürlich ärgerlich.

So sympathisch Have a Nice Death also ist, es stellt im aktuellen Zustand auch ein sehr überschaubares Abenteuer dar. Es macht unheimlich viel Spaß, mit verschiedenen Waffen die toll animierten Gegner zu zerlegen und sich von der Belohnung noch mehr Wumms zu kaufen! Es läuft in seinen recht einförmigen Höhlen aber auch schnell ins Leere und bietet Experimentierfreudigen recht wenig in Sachen Charakterentwicklung an. Nun ist natürlich nicht aller Tage Abend: Der Early-Access-Titel auf Steam soll etwa ein Jahr lang stark erweitert werden. Und immerhin: Die Grundlage ist bedeutend besser als bei vielen Konkurrenten. Daraus muss aber auch erst noch ein vollständiges Spiel werden.

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Benjamin Schmädig Avatar
Benjamin Schmädig: Für ihn ist WipEout 2097 der Grund, aus dem es Videospiele gibt – aber auch Indiesachen, Shooter sowie fast alles, das mit Weltraum zu tun hat. Sucht gute Storys, knackige Herausforderungen und freut sich, wenn die grauen Zellen nicht unterfordert werden.
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