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Haze

Mission failed

Die verworrene Release-Geschichte von Haze dürfte hinlänglich bekannt sein. Der einstmals für PS3, Xbox 360 und PC angekündigte Super-Shooter war zwischenzeitlich PS3-exklusiv, dann wieder nicht und schlussendlich nun doch. Aber was solls. Ärgern müssen sich alle anderen nicht. Es entgeht ihnen keineswegs ein spielerisches Meisterwerk. Im Gegenteil: Sie verpassen lediglich eine mittelschwere Gameplay-Katastrophe der einstmals erstklassigen Spieleschmiede Free Radical.

Das Debakel beginnt bereits bei der Story, die sich hauptsächlich um den Soldaten Shane Carpenter dreht - Euer Alter Ego. Nach dem College rekrutierte ihn die Militär-Firma Mantel zur Bekämpfung all der bösen Jungs auf der großen, weiten Welt. Um seine menschlichen Werkzeuge gefügig zu machen, vertraut Mantel auf die Droge Nektar.

Und das aus gutem Grund. Mit Hilfe dieser Substanz verlieren die Kämpfer gewissermaßen ihren Sinn für die Realität. Das Geschehen kann noch so brutal und blutig sein, dank Nektar merken die Mantel-Krieger davon rein gar nichts. Shane jedoch schon. Und was er sieht, würde er wohl am liebsten wieder vergessen. Immer öfter versagt seine Nektarzufuhr, wodurch er die bittere und harte Wirklichkeit zu Gesicht bekommt.

Das führt sogar soweit, dass Mantel auf die Jagd nach seinem verlorenen Sohn geht und ihn aus dem Weg räumen möchte. Unterstützung bekommt Shane allerdings von den Einwohnern des Landes, in dem er sich gerade herumtreibt und die er gerade noch aus dem Weg räumen sollte.

Zwischensequenzen

Haze zeigt somit zwei gänzlich verschiedene Sichtweisen auf diesen Konflikt. Einmal die saubere, verzerrte Perspektive von Mantel. Alles ist toll, bunt und schön. Die Soldaten haben keinen blassen Schimmer davon, was sie wirklich tun. Und der Hurra-Patriotismus tropft hier und da fast schon von der Decke. Aber das passt auch wunderbar ins Bild.

Andererseits erlebt man natürlich die harte Realität. Den Drogenentzug. Das Elend. Die eigentliche Brutalität von Mantel. Die Farben wirken realistischer. Blasser. Kälter. Und es fließt Blut, was vorher unter Drogen großzügig ausgeblendet wurde. Ebenso wie die Leichen, die sich jeweils nach wenigen Sekunden in Luft auflösen. Aber nicht so auf Seiten der Rebellen. Tote Körper so weit das Auge reicht.

Eines muss man Free Radical lassen: Die Thematik der Story hat durchaus Potential. Aber was daraus gemacht wurde, ist ein gewaltiger Schuss in den Ofen. Abgesehen von dem Seitenwechsel passiert kaum Unvorhergesehenes, Überraschendes. Alles läuft praktisch wie am Fließband ab. Man arbeitet sich durch die Level, erledigt seine Aufgaben, legt ab und an Schalter um und radiert alle Gegner aus, die einem über den Weg laufen. Spannung kommt dabei kaum auf. Ständig wartet man auf einen halbwegs erinnerungswürdigen Augenblick – vergeblich.

Durch den Verrat an Mantel erlebt man indes nicht nur eine andere Sichtweise auf das Geschehen, sondern wendet ebenso unterschiedliche Taktiken an, um seinen Kontrahenten das Leben schwer zu machen. Unter den Fittichen von Mantel darf man beispielsweise auf den Nektar zurückgreifen. Der erhöht unter anderem Kraft und Zielgenauigkeit.

Die Rebellen haben ein Flugzeug vom Himmel geholt.

Darüber hinaus erkennt man seine Feinde besser auf dem Schlachtfeld – denn sie leuchten fröhlich vor sich hin. Zumindest so lange, bis die Wirkung wieder nachlässt. Man sollte übrigens aufpassen und nicht zu viel von dem Zeug in seinen Körper pumpen. Ansonsten verliert man im wahrsten Sinne des Wortes die Kontrolle. Mitunter ballert Shane dann sogar wild um sich. Selbst auf seine Kollegen.

Auf die durchaus positiven Effekte der Droge und des Mantel-Kampfanzugs muss man bei den Rebellen logischerweise verzichten. Zur Bekämpfung früherer Freunde kann der Nektar selbst eine gute Waffe sein. Einfach einen der Injektoren von einem gefallen Mantel-Soldaten nehmen, an eine Granate klatschen und werfen. Feinde im Umkreis des Explosionsradius werden so einer Überdosis ausgesetzt und drehen durch. Mit dieser Methode erledigen sie sich also quasi gegenseitig, während man selbst wartet, bis alles vorbei ist. Eine weitere nützliche Fähigkeit ist die Möglichkeit, sich totzustellen. Sollte man schon ein wenig mehr Schaden abbekommen haben, löst man dies per Tastendruck aus und erfrischt so seine Lebenspunkte relativ ungestört.