Skip to main content

Haze

Nichts ist vorhersehbar

Die Erwartungshaltung könnte nicht höher sein: Das britische Studio Free Radical rekrutiert sich nicht nur aus ehemaligen Rare-Mitarbeitern, die für GoldenEye verantwortlich zeichneten, mit TimeSplitters konnte es sofort seine eigene Erfolgs-Serie schaffen.

Haze ist eine neue Marke. Und sie wird zunächst nur für PlayStation 3 erscheinen. Aber das hat, laut Free Radicals David Doak, unternehmerische Gründe - auch wenn er die Konsole für „sehr fähig“ hält. „Ich glaube, wir sind aufgrund unserer PlayStation 2-Vergangenheit und bezogen auf die Entwicklung sehr gut aufgestellt, die Fähigkeiten der PS3 auch zu nutzen.“ Erscheinen wird Haze trotzdem für Xbox 360 und PC. Nur eben später.

Haze ist im Grunde ein lupenreiner Shooter. Wenn man einen Blick in die Runde der üblichen Verdächtigen des Genres wirft, dann gibt es auf der einen Seite diejenigen, die durch Grafik und Rasanz auf sich aufmerksam machen, und auf der anderen Seite, naja, den Zweiten Weltkrieg eben. Wobei das eine das andere natürlich nicht ausschließt. Wie auch immer. Haze will tiefer gehen. Unter die Haut. Und dazu hat man seit der letztjährigen E3 den Fokus etwas verschoben. Galt es damals noch, eine Künstliche Intelligenz auf die Beine zu stellen, die seinesgleichen sucht, so geht es heutzutage um die Story. Und das sozialkritisch.

Die Mantel Corporation ist das, wovor sich alle, aber vor allem Globalisierungsgegner, fürchten. Ein internationaler Konzern, der die Welt in seiner Hand hält. Vereinte Nationen? Weg. NATO? Weg. Alles weg. Es gibt nur noch Mantel. Vom Klebstoff in den Schuhen bis zum Haargel – Mantel produziert alles. Irgendwie nur logisch, dass es immer noch ein paar Rebellen gibt, die den Riesen bekämpfen. Und irgendwie genauso logisch, das Mantel eine Privatarmee unterhält, um zurück zuschlagen. Auf welcher Seite befindet sich der Spieler? Richtig. Man ist Shane Carpenter. Ein Squad-Leader ... der Mantel Corporation.

Auf den Ubidays wurde eine Verfolgungshatz durch einen Canyon gezeigt.

Aber es ist nicht alles so, wie es scheint. Wobei auch derzeit nicht so richtig raus ist, wie es eigentlich ist. Obwohl einige Wendungen in der Geschichte wohl offensichtlich auf der Hand liegen, schweigt sich Free Radical über den Ausgang natürlich noch aus. In Haze dreht sich viel um das, was richtig ist und was falsch. Und was dazwischen liegt. „Thematisch geht es in Haze viel um Propaganda und wie wir die selbe Begebenheit aus verschiedenen Blickwinkeln sehen“, erklärt Rob Yescombe. Rob ist zuständig für die Handlung. „Im Krieg gibt es immer zwei Seiten, aber keine von ihnen denkt, sie wären die Bösen. Alle denken sie wären die Guten. Wir machen keinen John Wayne-Kriegsfilm. Wir versuchen, Apocalypse Now zu machen. Es ist kein Kriegsspiel, es ist ein Spiel über Krieg.“

Dementsprechend will Free Radical den Spieler auch nicht einfach in ein Szenario werfen. Sie wollen eine glaubhafte Umgebung, eine greifbare Welt schaffen – und in diesem Szenario spielt dann die Geschichte. Das klingt ebenso plausibel, wie gewöhnlich. Der Unterschied ergibt sich aber aus der Umsetzung.

Der Einsatz von Nectar lässt die Umgebung verschwimmen.

Emotionen sollen geweckt werden und zwar über Charaktere, zu denen man eine Beziehung aufbaut. „Und diese Beziehungen verändern sich, weil diese Menschen unvorhersehbare Dinge tun“, so Doak. „Oder sie machen Sachen, die es einem unangenehm werden lassen, mit diesen Charakteren verbunden zu sein.“ Doak sieht das als große Herausforderung. Eine größere als er zunächst angenommen hatte. „Wer ist der Mörder in einem Kriegsgebiet? Die Umsetzung ist schwer, vor allem in Videospielen, in denen Leben nicht besonders viel wert ist.“

Free Radical will offensichtlich einen etwas anderen Shooter auf die Beine stellen und Moral in ein Genre bringen, das in der Regel von kristallklaren Feindbildern geprägt ist. Wenn das klappt – und das lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder positiv noch negativ beurteilen –, kann ein Spiel dabei herauskommen, das zwar in Bezug auf das Gameplay ein Shooter ist, bei dem aber mehr hängen bleibt als sehenswerte Effekte hier und dort.