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HdRO: Die Minen von Moria

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Die Idee ist folgende: Oft besitzt ein ernst zunehmender Held eine ikonische Waffe. Ein Schwert, ein Bogen oder ein Zauberstab mit einer eigenen Geschichte und Herkunft. Und für gewöhnlich hat er diese Waffe schon früh in seiner Karriere bekommen und gemeinsam haben sie zahlreiche Schlachten gewonnen und Probleme gelöst.

Im Online-Rollenspiel ist das eigentlich genau umgekehrt. Der Held hat meistens ein ganzes Arsenal an Waffen (je nach Situation und Gegner) und die werden auch noch sofort weggeworfen, verkauft oder versteigert, sobald es nur eine bisschen bessere Alternative gibt.

Damit ist jetzt Schluss. Die neuen legendären Waffen leveln selbstständig mit. Sie besitzen eigenen Erfahrungspunkte, erlernen neue Fertigkeiten und über die 30 Stufen, die ein solcher Gegenstand besitzt, können sie noch mittels anderer Items zusätzlich aufgewertet werden. Das Ergebnis ist nicht nur eine Art Beziehung zwischen Eurem Charakter und seiner Waffe, auch steigen die Variationsmöglichkeiten um ein Vielfaches. Nach nur wenigen Leveln und Spezialisierung verändert die Waffe schon deutlich ihre Ausrichtung und es entsteht ein neuer, individueller Gegenstand.

Unabhängig vom ganzen High-Level Inhalt bietet die Minen von Moria dann noch zwei neuen Charakterklassen: der Runenbewahrer und der Hüter. Auf neudeutsch könnte man beide Vertreter als Hybrid-Klassen bezeichnen. Heißt, sie kombinieren zwei verschiedene Aufgaben in einer Person. Der Runenbewahrer ist eine Mischung aus Nuker und Heiler. Die jeweilige Gewichtung seiner Fähigkeiten wird dabei über eine Bildschirmanzeige dargestellt. Jeder Angriffszauber lässt den Balken nach links wandern (Richtung rot) und jede Heilung nach rechts beziehungsweise Richtung grün. Zwischen den Kämpfen pendelt das Ganze sich schnell wieder in der neutralen Mitte ein.

Falls Kämpfe mal zu langweilig sind, hilft es, ein Buch dabei zu haben.

Und jetzt kommt der Trick: je mehr der Balken in eine Richtung schlägt, zum Beispiel grün, umso wirkungsvoller sind die Heilzauber. Aber dafür können diverse Angriffszauber nicht mehr ausgeführt werden. Bei kurzen Kämpfen spielt das kaum eine Rolle, aber in langen Gefechten entsteht so eine neue Dynamik und der Spieler muss den Verlauf des Kampfes aufmerksam beobachten, taktisch vorausdenken und entsprechend handeln. Und jeder weiß, was passiert, wenn dem Heiler ein Fehler unterläuft. Also keine Klasse für Anfänger.

Genauso wenig wie der Hüter. Er ist wahlweise defensiver Tank oder nur Schaden-Austeiler. Seine Mechanik funktioniert dabei über Kombos. Auch hier gilt, was am Anfang nette Spielerei ist, wird ab Level 20 zu einer anspruchsvollen, aber hoch taktischen Kämpferklasse. Mitten im Gefecht kann und muss der Hüter Kombos addieren und ändern, um der Schlacht die finale positive Wendung zu geben. Das ist komplex und nicht immer einfach, aber eine gelungene Erweiterung des manchmal etwas langweiligen Kampfsystems, bei dem man sonst die immer gleichen fünf Tasten in der immer gleichen Reihenfolge drückt.

Die Frage bleibt: wieso hat die Zwergenstadt so hohe Decken?

Und scheinbar hat man so viel Energie in die beiden neuen Helden gesteckt, dass das Sounddesign etwas vernachlässigt wurde. So klingen die Runenzauber wie Plastik-Laserschwert aus dem Discounter und diverse Warden-Angriffe erinnern an wilde Topfschlagen-Duelle auf Kindergeburtstagen. Ein kleiner Wermutstropfen, denn beide Klassen bieten ansonsten durchaus genug Elemente, um die altbekannten Startgebiete auf ein Neues zu durchqueren.

Auch wenn mir nicht ganz klar ist, warum man seine erste Erweiterung kurz nach ‚Wrath of the Lich King’ herausbringt, die Minen von Moria müssen sich hinter niemandem verstecken. Tolkiens Geschichte wird mit neuen, atmosphärischen Quests anspruchsvoll weiter erzählt, das legendäre Waffensystem ist der Tipp für das MMO-Feature des Jahres und die beiden neuen Klassen bieten die erhoffte Abwechslung im Kampfsystem.

Die Minen selber sind mehr Erlebnis als „nur“ eine neue Gegend und zeigen erneut, in wie guten Händen des Quellenmaterial bei Turbine ist. Denn das ultimative Lob bleibt: auch die erste Erweiterung ist ein neues Kapitel im ausführlichen Directors Cut, für alle die, denen das Buch nicht reicht. So steht neben der Freude über die unterhaltsamen, weiteren Stunden in Mittelerde (oder besser gesagt unter Mittelerde) auch die Vorfreude auf das, was noch kommt: Isengard, Rohan, Gondor.

Eigentlich geht es jetzt erst richtig los.

Der Herr der Ringe Online: Die Minen von Moria sind überall im Handel erhältlich.

9 / 10

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