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Hecate GX05 im Test - Gaming In-Ear-Kopfhörer: kabellos, kaum Latenz und in einem UFO wohnen sie auch noch

Mit den GX05 liefert Edifiers Gaming-Label die coolste Ladebox ab, wenn man das UFO überhaupt noch so nennen kann. Die Stecker überzeugen in Sachen Gaming und Film, sind großartig verarbeitet, aber haben ihre Schwächen.

Edifier ist bekannt dafür, soliden Sound für kleines Geld auf den Tisch zu bringen. Ihre kleinen Boxen bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis, wenn die Kasse knapper ist, und manchmal sind sie auch fancy, siehe zuletzt die QR65. Ich erwähne das, um die noch recht unbekannte Marke Hecate richtig einzuordnen, denn wo Hecate draufsteht, ist im Grunde Edifier drin, denn das ist ihre Gaming-Marke. Mit den Gaming-Ohrsteckern Hecate GX05 - Preis etwa 130 Euro - schau ich nun zum ersten Mal, ob auch hier die Erwartungen, dass man für sein Geld mehr bekommt als woanders, auch erfüllt werden.

Die GX05 kommen auf jeden Fall erst mal mit viel Plastik daher. Ihr bekommt eine große Schmuckschatulle, in der das Set und das Zubehör sicher lagern. Ob das heutzutage zeitgemäß ist, lasse ich mal dahingestellt, ich habe jetzt zumindest eine Box für den Schreibtisch, in der ich Kleinkram sammeln kann. Zum Zubehör gehören eine kleine Stofftasche für das Set, ein sehr kurzes USB-C-Kabel zum Laden und zwei alternative Größen für die Aufsätze der Ohrstecker. Diese lassen sich auch zumindest aktuell nachkaufen, ihr seid also nicht verloren, wenn sie mal verloren gehen.

Und dann nehmt ihr das UFO aus der Schatulle. Ich weiß nicht, wie ich diese Ladeschale der GX05 sonst nennen soll. Das massive und wuchtig-schwere Etwas fühlt sich in der Hand ausgesprochen wertig an und würde in Notfällen sicher auch ein valides Wurfgeschoss abgeben. Während andere Firmen darauf setzen, jedes Gramm einzusparen, wollen die GX05 mit reinem Metall zu verstehen geben, dass man mit ihnen rechnen muss. Und das klappt auch. Die metallene Ladeschale fühlt sich gut an, wertig und was am meisten erstaunt, dass sie nicht vorhat euch zu verletzten. Die Kanten und Ecken sind abgerundet genug, um nicht die Hände oder Hosentaschen aufzureißen.

Stylisch. Aber auch exzellent verarbeitet. (Hecate GX05 Test)

Auch bei der Mechanik wirkt alles tadellos und in keiner Weise wackelig oder minderwertig im Detail. Statt die Schale aufzuklappen, dreht ihr die obere, dreibeinige Konstruktion, die dann sauber wieder einrastet und die darunter liegenden Stecker wie auch einen USB-Dongle freigibt. Dazu leuchtet dann natürlich eine Vielzahl von LED-Lämpchen an Ladeschale und Stecken auf, wie es sich gehört. Ich bin ja nicht unbedingt der größte LED-Freund, aber in diesem Falle hat das was. Ich muss zugeben, rein von Design und Haptik habe ich noch nie etwas Vergleichbares gehabt. So irrational es sein mag, denn eigentlich ist eine leichte Ladeschale sinnvoller als dieses Ding, aber ich liebe es!

Bei den Ohrstecken selbst bin ich froh, dass Hecate den eckigen, schweren Ansatz sofort wieder aufgab und diese als runde, kleine und sehr leichte Knöpfe entwarf. Diese runde Form dämmt Umgebungsgeräusche schon für sich ganz gut und vor allem sitzen sie ausgesprochen bequem. Sicher, das hängt immer vom individuellen Ohr ab und ich habe selten Probleme mit verschiedenen Ohrsteckern, aber diese hier gaben mir auch nach mehreren Stunden nichts, worüber ich berichten kann, außer, dass ich über sie jenseits des Sounds, den sie abgaben, nie nachdachte. So sollten In-Ears sein, die GX05 sind es, wunderbar.

Auch der USB-Dongle hat seinen Platz im UFO. (Hecate GX05 Test)

Die Batterielaufzeit der GX05 ist übersichtlich. 2,5 bis 3 Stunden bei halbwegs hoher Lautstärke ist nicht so viel bei Bluetooth-Nutzung. Apples AirPods kommen auf 5 Stunden, Sonys Wunderknöpfe Sony WF-1000XM5 sogar 7 bis 8. Diese sind natürlich teurer, aber nimmt man etwa die Soundcore Liberty 4 Pro, ist man auch bei 130 Euro und die halten 10 Stunden. Eine Ladung, nur die Stöpsel wohlgemerkt. In der Ladebox stecken dann noch mal 30 Stunden, bei den GX05 sind es etwa 12 Stunden oder drei bis vier Ladungen. Das ist alles nicht überwältigend. Ob es für euch reicht, das wisst ihr selbst am besten, aber Langstreckenreisende sind hier nicht die Zielgruppe.

Aufladen dauert leider auch ein wenig, zumindest das Lade-UFO. Zwei Stunden an einem Schnelllader sagt klar, dass es keine Schnelladefunktion hier gibt. Zumindest laden die Stecker in der Ladeschale dann schnell, 5 Minuten geben euch schon erst mal 30 Minuten Laufzeit, zu hundert Prozent sind sie aber erst nach einer knappen Stunde geladen. Wie gesagt, alles nicht berühmt.

An Verbindungen habt ihr Bluetooth 5.3, aber ohne APT-X HD. Aber es gibt ein Hi-Res-Label. Nicht, dass dieses viel bedeutet, jenseits der generellen Möglichkeit Frequenzen von mindestens 40kHz abzubilden. Nicht, dass normale Menschen jenseits von 20, vielleicht 22 kHz viel hören würden. Meiner Erfahrung nach bedeutet das Label in unteren und manchmal auch andren Preisregionen für sich nicht viel. Kann gut sein, siehe zuletzt JBLs ProTour 3, muss aber nicht. APTX-HD dagegen ist bei allen Geräten, die ich hatte und die es unterstützen, ein echtes Plus bei der Übertragungsqualität. Gibt es hier leider nicht auch nicht die Low Latency Variante.

Dafür gibt es aber einen USB-Dongle, der den dritten Arm des UFOs bewohnt und so jederzeit bereit ist, auch für Handys mit einem solchen Anschluss. Die Übertragungsqualität ist vom Sound her nicht groß anders, jedenfalls nicht, dass ich es hätte hören können. Aber den Lag, den normales Bluetooth hat, beendet es fast komplett. Am PC merkte ich beim Spielen keinen Lag mehr. Auch wenn in E-Sport-Kreisen 15 Millisekunden nach viel klingen, im echten Leben ist es nichts, was ihr bemerken werdet, solange ihr nicht sehr empfindlich seid. Damit sind die GX05 im Dongle-Modus definitiv Gaming-tauglich.

Bunt auf Wunsch, wenn ihr auf die Beleuchtung verzichtet, gewinnt ihr eine halbe Stunden Akku. (Hecate GX05 Test)

Die Verbindung ist auch denkbar einfach. Der Funk-Dongle wird sofort und ohne jede Software oder App erkannt. Bluetooth wird mittels eines nicht versteckten Buttons unterhalb der Ladeschale verbunden. Dann habt ihr erst einmal alle wichtigen Funktionen unsichtbar direkt an den Buds: Ein doppeltes Tippen auf eine der Seiten startet oder pausiert Musik, ein kurzes Halten wählt den nächsten Track, Doppel-Tippen nimmt einen Anruf an oder beendet ihn, längeres Halten drückt ihn weg. Dreimal Tippen wechselt zwischen Musik und Gaming-Modus und viermal steuert dann sogar das Licht an den Seiten, falls ihr Auffallen oder dezenter sein wollt. Es ist auch super, dass es all diese Funktionen gibt, denn eine App gibt es nicht. Die Edifier App ist mal wieder nicht mit einem Produkt, dass ich habe, kompatibel.

Dass könnte, je nachdem, was ihr von den GX05 erwartet, beim Sound ein Problem sein. Zum einen fehlen eine Reihe von sonst, auch bei Edifier, üblichen Features wie das Ändern der Touch-Funktionen. Diese sind funktional genug, aber wenn ihr etwas anderes gewohnt seid, dann Pech gehabt. Und vielleicht wollt ihr auch den Sound personalisieren, aber da bleiben euch dann erst einmal nur die beiden Modi Musik und Gaming.

Ich fange mal mit Gaming an, denn hier glänzen die GX05. Vor allem, wenn ihr den Dongle nutzt und das eigentliche Feature, die geringe Latenz, auskostet. Ich warf zu diesem Zwecke die Marvel vs. Capcom Collection an, denn wenn man irgendwo den Soundeffekt auf die Millisekunde haben will, dann hier. Okay, es gibt sicher noch ein paar andere Gelegenheiten, bei Call of Duty oder einfach generell sind die kurzen Latenzen ein echtes und sehr funktionales Feature. Aber sie werden zum Preis von der Soundqualität erkauft. Ihr könnt dieses Set nicht direkt mit einem Kabel-Set vergleichen, denn es gibt auch einen Grund, dass APT-X nicht HD und Low Latenzy gleichzeitig kann.

Der Knopf ist nur für die Beleuchtung da, das Pairing startet automatisch, erst mit suchenden Geräten, dann mit vertrauten. (Hecate GX05 Test)

Das heißt nicht, dass die GX05 schlecht klingen würden, absolut nicht. Ihr habt eine gute, angenehme, wenn auch etwas kalte Höhenaussteuerung. Die Mitten bekommen ein klein wenig Bühne, zumindest mehr als Stecker sonst bieten. Erwartet keinen Surround-Sound, aber ein wenig in die Breite geht es schon, was sich bei Assassin’s Creed: Valhalla positiv bemerkbar machte. Die Bässe sind präzise und kräftig, ohne es zu übertreiben. Nur hat man halt immer den Eindruck, dass die Treiber mehr bringen könnten, wenn denn nur die schnelle D/A-Conversion nicht so wichtig wäre. Fast egal, die GX05 bieten beim Gaming einen ausgewogenen, kräftigen Sound, der mehr Raum und Bühne bekommt als es meist bei den sehr direkten In-Ears der Fall ist.

Dann wechselte ich zum Musik-Modus und nahm an, dass hier einige der Nachteile der langsamen Übertagungsleistung gegen einen satteren Sound eingetauscht werden und zu einem gewissen Grad stimmt das auch. Ihr habt etwas mehr Wärme und Tiefe im Sound, aber egal ob Klassik, Elektro oder Rock, zu keinem Zeitpunkt konnten die GX05 mich umwerfen, auch in ihrer Preisklasse nicht. Sie haben den Punch, aber die Tiefe und Auflösung fehlt ihnen einfach. Ich hätte absolut kein Problem, damit, mit ihnen eine längere Bahnfahrt zu bestreiten oder sie im Alltagsgebrauch für 20 Minuten Musik zwischendurch ins Ohr zu stecken und zu genießen. Ich habe sie die letzten Tage so immer wieder bei Laubharken oder anderen Herbst-Garten-Aktivitäten genutzt und war absolut zufrieden mit dem Sound.

Ich will ihnen jetzt nicht Unrecht tun, je nach eigenem Anspruch an Musik klingen die GX05 weit besser als so manch andere „Gaming“-Lösung, aber als jemand der Hi-Res-Streaming-Dienste bewusst abonniert, werden sie sicher nie meine Go-to-Ohrstecker werden. Also schaltete ich sie wieder in den Gaming-Mode zurück und schaute mir den angemessen sinnlosen Film Equalizer 3 an, der meine Liebe zu italienischen Kleinstädten mit meiner Freude an Denzel Washingtons Gewaltexzessen kombiniert – und sonst für nichts zu gebrauchen ist – und siehe da, meine Freude an den GX05 stieg wieder. Die gleichen Qualitäten, die sie dem Gaming geben, bringen sie auch zu Filmen mit und für eine Runde Streaming mit normaler Soundqualität leisten sie einen tollen Job. Auf Reisen würde ich eher zusehen, dass ich mit den GX05 Filme gucke, statt Musik höre, dann passt das.

Die GX05 gibt es auch alternativ in weiß. (Hecate GX05 Test)

Es gibt bei den GX05 aktives Noise-Cancelling mittels ENC-Dual-Mikrofonen. Dieses läuft auch im Dauerzustand, was sie jetzt nicht ideal zum Fahrradfahren oder für andere Situationen macht, in denen man zumindest noch etwas von der Umwelt hören möchte. Wenn es einen Weg gibt, es abzuschalten, dann verrät die Anleitung ihn nicht. Wenn man es aber haben will, dann sind die GX05 in diesem Bereich durchaus solide. Das ANC der GX05 kommt nicht an die Spitzengeräte von Bose oder Sony heran, aber um einen mittellangen Flug angenehmer zu gestalten, reicht es allemal.

Es gibt sehr viel, was ich an den GX05 mag. Für das Geld von 130 Euro ist die Verarbeitungsqualität ausgezeichnet. Sowohl die Hörer selbst, aber auch die absurde Ladeschale machen einen Eindruck, der sehr viel teureren Hörern auch nicht schlecht zu Gesicht stehen würde. Es macht Spaß, dieses metallene UFO auszupacken, aufzudrehen und loszulegen. Haptik ist nicht unwichtig und die GX05 glänzen absolut. Auch der Tragekomfort ist tadellos, die Stecker sitzen wunderbar, sind leicht und schirmen auch ohne ANC ganz ordentlich ab.

Was die Features angeht, bin ich weniger beeindruckt. Warum ein doch relatives Premium-Produkt nicht in die eigene App aufgenommen wird, erschließt sich mir nicht. Die Akkulaufzeit ist gering, wirklich am unteren Ende moderner Ohrstecker. Die Akkulaufzeit liegt am unteren Ende für moderne Ohrstecker. Ich verstehe, dass ihr wichtigstes Feature, die extrem geringe Latenzzeit Strom frisst, aber dann sollten sie im Musikmodus zumindest merklich sparsamer sein. Und hier sollte dann auch die Klangqualität noch mal nach oben gehen. Diese passt, aber glänzt nicht so sehr, wie sie das bei Spiel und Film tut. Und dafür sind sie gemacht.

Insoweit geht die Wertung wieder ein wenig hoch, denn schließlich hat auch Edifier genug andere Stecker für andere Anwendungszwecke im Programm. Wenn ihr Stecker für in erster Linie Gaming und vielleicht noch Film sucht, dann haben die GX05 viel zu bieten. Nicht zuletzt das UFO, die ab jetzt meine Lieblingsladebox ist und ich sehe nicht, dass sich das so schnell ändern wird. Leichtere und sinnvollere? Liegen hier genug auf dem Schreibtisch. Coolere? Keine Chance!

Hecate GX05 Gaming In-Ear-Kopfhörer
PROCONTRA
  • Die coolste Ladebox seit Langem und vielleicht überhaupt!
  • Fantastische Verarbeitung und sehr wertige Haptik in allen Bereichen
  • Klanglich für Spiele und Film ausgezeichnet abgestimmt, mit mehr Räumlichkeit und Weite als die meisten In-Ears liefern
  • Über Funkverbindung mit dem USB-C-Dongle praktisch keine Latenz
  • Sitzen ausgesprochen bequem, auch nach Stunden noch
  • Wirksames aktives Noise-Cancelling
  • Relativ kurze Akku-Laufzeiten
  • Keine App-Unterstützung
  • Musik-Qualität nicht ganz auf dem Level der Gaming-Leistung.
  • Kein APT-X HD oder Low Latency für BT
  • ANC lässt sich nicht abschalten
Modell GX05
Verbindungen Bluetooth V5.3 und 2,4 GHz
Aufladestation USB-C
IP-Bewertung IP54
Tonqualität HiFi
Reaktionsgeschwindigkeit Ca. 15 ms
Leistungsanzeige Ja
Sound-Effekt Spielmodus, Musikmodus
Treiber Ø10mm
Gewicht 4,9 g (jeder Ohrhörer);
15,9 g (Bügel);
96,3 g (Ladeetui)
Bluetooth-Protokoll HFP / A2DP / AVRCP
Frequenzgang 20 Hz - 40 kHz
Audio-Codierung SBC, LHDC 5.0
Mikrofon Geräuschunterdrückung mit Dual-Mic-ENC-Anrufe
Eingang 5V / 200 mA (Ohrhörer) | 5V / 1A (Ladeetui)

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Martin Woger Avatar
Martin Woger: Chefredakteur seit 2011, Gamer seit 1984, Mensch seit 1975, mag PC-Engines und alles sonst, was nicht FIFA oder RTS heißt.

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